Glow II (feat. Robert Landfermann, Jonas Burgwinkel, Henning Sieverts, Niels Klein)

Albumbeschreibung

Der Mann bleibt rührig. Kaum wird das vorliegende Album im Handel sein, da wartet auf neuem Label schon das nächste in der Pipeline. Neun Alben brachte Pablo Held binnen zehn Jahren auf Pirouet heraus, die meisten im Trio, und sie katapultierten ihn und seine Partner Robert Landfermann und Jonas Burgwinkel in die Oberliga europäischer Klaviertrios. Zum Abschied erscheinen jetzt Aufnahmen, die Held 2013 und 2015 teils live mit seinem Ensemble „Glow“ einspielte. Unter diesem Namen erschien 2011 bereits eine Produktion, mit der sich Pianist und Trio-Leader Held auch als ideenreicher Konzeptionist für eine mittelgroße Formation vorstellte. Glow ist keine Band – das machen schon die zahlreichen Verpflichtungen der Beteiligten unmöglich –, sondern ein experimentelles Projekt; ein Pool von Improvisatoren, teils selbst Bandleader, die Held je nach Bedarf in wechselnder Konstellation zu Ensembles im Oktett- bis Tentett-Format vereint. Kern und Rückgrat des Pools ist sein Trio, das er hier eigentlich nur in einen größeren Kontext stellen will. Hinzu kommen zwei bis drei Bläser, ein Gitarrist, ein zweiter Bassist (neben Landfermann) sowie Helds einstiger Klavierlehrer Hubert Nuss an Harmonium und Celesta. Obwohl sie nie im Vordergrund stehen, zeigt schon der Einsatz dieser beiden nicht gerade jazztypischen Tasteninstrumente: Um Klangreichtum geht es und um Gruppenklang. Und um Gruppenimprovisation. Denn nur Skizzen, keine Kompositionen legte Held den Musikern vor, als eine Art „Werkzeugkasten zum Rumspielen“, wie er sagt. Musikern ihres Kalibers wolle er „nicht sagen, was sie spielen sollen“. In den Stücken von drei bis weit über 15 Minuten Länge klingt vieles frei improvisiert. Spannend, den Stimmen zu folgen, die aus dem Gesamtsound hervor- und wieder zurücktreten. Konzentriertes Hören ist schon erforderlich. Es wird reich belohnt.
© Klostermann, Berthold / www.fonoforum.de