Everyone Else is a Stranger

Albumbeschreibung

Für sein neuestes Album hat der norwegische Elektro-Produzent Hans-Peter Lindstrøm ein Werk im geschmälerten Format zusammengestellt. Everyone Else Is A Stranger besteht aus nur vier Tracks und ist knapp über 35 Minuten lang. Während diese Vorgehensweise für Lindstrøm nicht ungewöhnlich ist, steht dieses kurze Tracklisting nicht für die Tiefe und Quantität der Musik, die der Hörer im Laufe des Albums zu spüren bekommt.

Everyone Else ist eine kraftvolle Reise, die den Erzählfluss und den emotionalen Drive eines Lindstrøm-Live-Sets heraufbeschwören soll. Dementsprechend eindringlich und treibend beginnt das Album mit den ersten Momenten von Syreen, die eine besondere Aufmerksamkeit verlangen. Nach etwa zwei Dritteln des Albums öffnet sich der Song jedoch zu etwas Kaleidoskopischem und Dynamischem. Ähnlich verhält es sich mit Nightswim - einer pulsierenden Nu-Disco-Nummer -, die beinahe zwei Minuten lang eine sanfte, ruhige Atmosphäre schafft und den Hörer in einen zarten, fast stillen Raum eintauchen lässt, der auf dramatische Weise den Weg für ein episches Finale ebnet. In weniger guten Händen würde eine solche Ruhe die kathartische Befreiung eines perfekt getimten Moments auf dem Höhepunkt eines Club-Sets einleiten, aber statt eines Bass-Drops oder eines Blitzknalls setzt Lindstrøm dichte Perkussion, präzise gespielte Streicher und Retro-Synthies ein, um das Erlebnis zu steigern. Das 8-minütige Midtempo-Stück The Rind lehnt sich nicht so stark an die Laut-Leise-Laut-Dynamik von Nightswim an, ist aber nicht minder reich an Klangfarben und driftet mit seinen dicht besiedelten Synthies und dem Elektro-Touch anmutig in den seligen Groove des Titeltracks ab, der das Album beschließt. Everyone Else is a Stranger ist himmlisch zart und unbestreitbar funky und mündet schließlich in einen post-balearischen Dunst tropischer Trippy-Musik, was verdeutlicht, dass es auf dem Album definitiv weniger um die einzelnen Nummern als um das Gesamterlebnis geht. © Jason Ferguson/Qobuz