Vanessa Carlton
Als Vanessa Carlton am 16. August 1980 in Pennsylvania/USA das Licht der Welt erblickt, ist eigentlich schon vorprogrammiert, dass sie früher oder später eine große Musikerin werden würde. Während Mama Carlton der kleinen Vanessa Mozart und Mendelssohn auf dem Klavier vorspielt, beschallt Papa Carlton das Neugeborene mit Pink Floyd und den Rolling Stones, die sie heute mit "Paint It Black" covert. Im zarten Alter von zwei Jahren sitzt das Kind musikbegeisterter Eltern zum ersten Mal selbst am Flügel, um spielerisch in die Tasten zu greifen und bereits mit acht komponiert sie ihr erstes eigenes Stück. Diese Entwicklung lässt bei einigen die Hoffnung aufkommen, dass es sich bei Vanessa um ein neues Wunderkind handelt, das in die Fußstapfen von Wolfgang Amadeus Mozart treten könnte. Weit verfehlt! Eigensinnig wie kleine Mädchen manchmal sind, will Töchterchen Carlton Tschaikowskys "Schwanensee" irgendwann nicht mehr im stillen Kämmerchen auf dem Klavier klimpern, sondern lieber im Tutu als sterbender Schwan auf der Bühne stehen.
Gesagt getan. Als Vierzehnjährige verlässt Vanessa ihren Heimatort und versucht ihr Glück an der "School of American Ballet" in New York. Die Tatsache, dass sie die Aufnahmeprüfung für diese Kaderschmiede besteht zeigt, dass sie nicht nur Glück, sondern vor allem auch Talent und Disziplin mitbringt. Doch schon bald stellt die Tanzschülerin fest, dass sie sich nicht mehr für die Tanzstunden begeistern kann, und dass das harte Training sie mehr und mehr frustriert. Zurückblickend meint Vanessa, dass sie damals einfach zu jung war und zu wenig Selbstbewusstsein hatte, um dem Druck der Schule standzuhalten. Während der Traum vom Leben als Primaballerina wie eine Seifenblase platzt, flüchtet sie sich ans Klavier und beginnt Songs zu schreiben. Trotz Frust beendet sie ihre Ausbildung an der School of American Ballet, obwohl sie weiß, dass sie später ihre Brötchen nicht mit Tanzen verdienen will. Den Abschluss in der Tasche konzentriert sie sich voll und ganz aufs Klavierspielen und Singen.
Mit 17 zieht Vanessa Carlton zusammen mit einer Freundin nach Manhattan in Hell's Kitchen und hält sich mit einem Job als Bedienung über Wasser. Jede freie Minute nutzt sie, um in verschiedenen Clubs der Stadt aufzutreten – natürlich als singende Pianistin. Ihre Eltern unterstützen sie tatkräftig die musikalische Karriere voranzutreiben, indem sie ihr helfen ein Demotape aufzunehmen. Auf der Suche nach einem Plattenvertrag bekommt Vanessa oft den Satz zu hören – "Du bist ein Star!" – doch letztendlich will sie kein Label unter Vertrag nehmen. Irgendwann klappt es dann doch noch und sie produziert mit Ron Fair und A&M Records das Album ihrer Träume – "Be Not Nobody". Der Weg bis zum fertigen Debutalbum ist lang und steinig, doch irgendwo unterwegs findet die ehemalige Ballerina wieder zu sich selbst – nachdem sie sich lange Zeit alleingelassen und unverstanden gefühlt hatte.
Das Musikbusiness ist für Vanessa im Vergleich zur Welt des Ballett toll und aufregend und keineswegs anstrengend. Es macht ihr sichtlich Spaß der ganzen Welt ihre Emotionen musikalisch und in ihren selbst geschriebenen Songtexten mitzuteilen. Dass Fräulein Carlton ihre Lieder nicht nur selbst textet, sondern auch selbst komponiert verdient großen Respekt. Welche Künstlerin in ihrem Alter, die die Radiostationen rauf und runter gespielt wird kann das schon von sich behaupten. Das Potential, das die Piano-Pop-Queen mitbringt, lässt auf eine große Zukunft im Bereich des klassischen Pop-Rock hoffen. – Es sei denn, sie kommt auf die Idee ein Musical über ihre eigene Lebensgeschichte zu schreiben, in dem sie selbst die Hauptrolle übernimmt. An Tanzszenen und Gesangseinlagen würde es ja nicht mangeln ...
© Laut
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