The Four Seasons
Die Geschichte der Four Seasons fällt trefflich in den Bereich des uralten US-amerikanischen Traums 'Vom Tellerwäscher zum Millionär'. Vier musikbegeisterte Jungs aus dem Stadtteil Newark in New Jersey machen sich Mitte der fünfziger Jahre auf, die Welt zu erobern. Was ihnen letztendlich auch gelingt. Doch hinter der glitzernden Showfassade lauern stets die dunklen Schatten.
Mitte der Fünfziger klopft der Rock'n'Roll an die Haustüren. Immer mehr Jugendliche finden sich zum gemeinsamen Musizieren zusammen. Darunter in New Jersey die italienischstämmigen Frankie Castellucio, Tommy DeVito, Hank Majewski, Frank Cattone und Billy Thompson.
Als Band spielen sie ab 1954 als The Variatones ihre ersten öffentlichen Auftritte. In der Musikbranche dieser Zeit herrscht echte Goldgräberstimmung. So erhalten die hoffnungsvollen Musiker sogar einen kleinen Plattenvertrag. Erste Single-Veröffentlichungen bringen allerdings noch nicht den großen Durchbruch.
Bis die die eigentliche Band Four Seasons das Licht der Welt erblickt, vergehen noch etliche Jahre, die angefüllt sind mit Umbesetzungen und wechselnden Bandnamen wie Four Lovers, Frankie Valley And The Travelers und The Village Voices. Insgesamt spielen die New Jersey-Boys unter 18 (!) verschiedenen Namen in den Clubs und Bars jener Tage.
1959 stößt der begabte Nachwuchs-Songwriter Bob Gaudio zur Formation und sorgt mit seinen außergewöhnlichen Qualitäten für den entscheidenden Karriereschub. Frankie Castellucio/Valley ändert seinen Namen in Frankie Valli.
Unter ihrem neuen Line-Up als The Four Seasons bringt die Band 1961 ihre erste Single "Bermuda"/"Spanish Lace" heraus, die sich allerdings als Flop erweist. Dennoch bleiben die vier am Ball, spielen den Song "Sherry" ein und katapultieren sich damit kometenartig auf Platz eins der Billboard-Charts. Die Nummer erregt besonders wegen Frankie Vallis ungewöhnlichem hohen Falsett-Gesang großes Aufsehen. Im September folgt das Studioalbum "Sherry & 11 Others", bereits im Dezember legt die Combo mit "The Four Seasons Greetings" den nächsten Longplayer vor.
Das dritte Album lässt ebenfalls nicht lange auf sich warten: Im Februar 1963 liegt "Big Girls Don't Cry And Twelve Others" in den Läden. In diesen Monaten besitzen die Four Seasons quasi ein Abo auf den Spitzenplatz der Charts: Nach "Sherry" entern auch "Big Girls Don't Cry" und "Walk Like A Man" die Hitparaden als Nummer-eins-Singles.
Innerhalb kürzester Zeit entwickeln sich die Newcomer zu Superstars und füllen die Konzertsäle mit kreischenden Mädchen. Die Besetzung dieser Jahre besteht aus: Frankie Valli, Bob Gaudio, Tommy DeVito und Nick Massi.
Doch im Dezember 1965 ziehen dunkle Wolken auf. Längst ist die Einigkeit untereinander am Bröckeln, DeVitos Schuldenkrise färbt auf die Band ab. Massi verlässt daraufhin die Four Seasons. Die verbliebenen Mitglieder spielen danach zum Teil unter Namen wie Valli Boys und The Wonder Who weiterhin Singles und diverse Alben ein, die trotz aller bandinternen Querelen noch immer gute Chartsplatzierungen verzeichnen.
Frankie Valli startet neben dem Bandprojekt eine Solokarriere und schießt mit dem Song "Can't Take My Eyes Off You" 1967 auf Rang zwei der Hitparaden. 1970 scheint der Erfolgshorizont der Four Seasons endgültig überschritten. Auch DeVito verlässt die Gruppe, seinen Platz nimmt Bob Grimm ein.
1975 gibt es wieder ein bemerkenswertes Lebenszeichen: Der Longplayer "Who Loves You" wirft mit der Single "December, 1963 (Oh, What A Night)" sogar einen weiteren Nummer-eins-Hit ab. Von der früheren Kernformation sind allerdings nur noch Gaudio und Valli an Bord.
Doch auch Frankie entfernt sich 1977 von der Band und kehrt nur 1981 (für den Live-Mitschnitt "Reunited") und 1985 (für das Flop-Album "Streetfighter") zurück.
1990 erfolgt im Rahmen einer Gala die Aufnahme der Four Seasons in die berühmte Rock And Roll Hall Of Fame. Hier tritt die Urbesetzung nach vielen Jahren erstmals wieder gemeinsam auf. Ein offizielles Ende der Band wird bis 2015 nicht bekannt gegeben.
Denn die Erfolgsstory um die Four Seasons ist noch längst nicht vorbei: Am Broadway avanciert das Musical "Jersey Boys" ab 2005 zum Kassenknüller, und heimst jede Menge Auszeichnungen ein. 2014 bringt Hollywood-Legende Clint Eastwood den Bühnen-Hit in einer gleichnamigen Filmadaption auf die große Kinoleinwand.
Frankie Valli übernimmt eine Gastrolle in der TV-Serie "Die Sopranos". Ganz nebenbei nehmen die Four Seasons für sich in Anspruch, die erste richtig große Boyband aller Zeiten gewesen zu sein. Ihre Songs, ein erfrischender Mix aus Rock, Pop, Soul und Doo Wop, faszinieren inzwischen Musikfans mehrerer Generationen.
© Laut
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