Ron Sexsmith
Kaum ein Musiker sieht auf den Promobildern zu seinen Alben so traurig aus wie der Kanadier Ron Sexsmith. Eine Lebenseinstellung, die sich auch in seiner Musik widerspiegelt. Introvertiert erzählt der Singer/Songwriter von Unsicherheit, Liebe und Tod.
Es sind die Wärme seiner Stimme und sein Sinn für Melodien, die ihn aus dem Pulk seiner Kollegen hervorheben. "Ich höre sein Album schon ein ganzes Jahr lang, aber es könnten problemlos auch die nächsten zwanzig sein", urteilt etwa Elvis Costello über Sexmiths selbstbetiteltes Debüt von 1995.
Am 1. Januar 1964 in der Nähe von Toronto geboren, verdient sich Sexsmith Ende der 1980er Jahre sein Geld als Bote, ist jedoch mit Auftritten in Bars und kleinen Clubs auch musikalisch tätig. Seine erste Aufnahme "Grand Opera Lane" (1991) gibt es zunächst nur bei seinen Auftritten zu kaufen. Anschließend als Songwriter für andere Musiker angeheuert, ist sein Auftraggeber so angetan, dass er ihm einen Plattenvertrag unterbreitet. Sein Debüt "Ron Sexsmith" (1995) erhält exzellente Kritiken.
Eines von Sexsmith Vorbildern lädt ihn sogar zu sich ein. "Paul McCartney zu treffen, war etwas ganz Besonderes, weil ich nicht dachte, jemals einen Beatle zu treffen. Es war unwirklich, bei ihm zu Hause zu frühstücken. Mit ihm Gitarre zu spielen war wirklich aufregend", erinnert sich der Kanadier.
Auf sein zweites Album "Other Songs" (1997) folgen eine ausgedehnte Touren im Vorprogramm u.a. von Elvis Costello, den The Cardigans und Radiohead.
In "Cobblestone Runway" (2002) verwendet Ron zum ersten Mal auch verstärkt elektronische Elemente und macht seine Musik einem größeren Publikum zugänglich. "Dieses Album scheint aus einer heimlichen Mischung von Elementen zu bestehen, die sich alle am richtigen Ort befinden."
Auch "Retriever" (2004) lebt zum Teil von elektronischen Elementen. Bei den Aufnahmen zu den folgenden Alben ("Time Being" (2006), "Exit Strategy Of The Soul" (2008), und Long Player Late Bloomer", (2011) greifen im Studio verstärkt renommierte Musikerkollegen ein.
Im selben Jahr wird während einer Gesundheitsuntersuchung bei dem Kanadier ein Knoten unter der Zunge entdeckt - Anlass zu großer Sorge. Erfreulicherweise erweist sich der Befund als unbedenklich. Dennoch fließen erlebte Ängste und Befürchtungen in die Arbeit zu "Forever Endeavour" (2013) mit ein: "Todesgedanken spukten in meinem Kopf."
Nach wie vor gilt Sexsmith, der einen Sohn und eine Tochter hat, als schüchtern und zurückhaltend: "Es gibt heutzutage viele Leute, die einen unglaublichen Erfolg haben, obwohl sie wenig Talent besitzen. Sie wissen aber, wie man mit einer Kamera umgeht, die Aufmerksamkeit auf sich zieht und ein bestimmtes Image von sich verbreitet. Das ist eine eigene Kunst, aber es ist nicht die Ecke, aus der ich komme. Ich habe keine Ahnung, wie sowas geht. Ich habe kein großes Image. Ich habe keine Wutanfälle wie Ryan Adams oder wer auch immer. Ich glaube nicht, dass das nötig ist, wenn die Musik gut ist".
Auf dem 2015 erscheinenden Album "Carousel One" kokettiert Sexsmith erstmals mit seinem bis dato gepflegten Image als grüblerischer Künstler. Das Artwork zeigt einen heiteren Ron, der dazu erläutert: "Auf dem Cover ist sogar ein Foto, auf dem ich lächle. Das gab es noch nie zuvor. Ich hoffe, dass sich daran keine Kinder erschrecken!"
Schließlich kehrt er Toronto den Rücken und zieht nach 30 Jahren mit seiner Frau in die beschauliche Ortschaft Stratford, Ontario, die ihm neuen künstlerischen Wind verleiht. In den neuen vier Wänden nimmt er fast im Alleingang sein 16. Album "Hermitage" (2020) auf, das ungewohnt optimistisch klingt. Auch wenn das Album zum Höhepunkt der ersten Welle der Corona-Epidemie erscheint.
Auch diesmal fällt seine Musik in die Tradition klassischer Singer/Songwriter, Folk-Rock bildet die Basis. Besonderes Augenmerk legt Sexsmith auf ausgefeilte Kompositionen. Die oft melancholischen Texte stellen dabei einen starken Kontrast zu den verspielt anmutenden, leichtfüßigen Melodien dar.
2023 folgt "The Vivian Line" - das nunmehr 17. des Sängers aus Ontario und auch mit fast 60 Jahren bleibt er seiner Folkpop-Linie treu.
© Laut
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