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Red Velvet

Es sieht 2014 düster für das K-Pop-Label SM Entertainment aus. Mit Girl's Generation, f(x) und EXO verlieren drei ihrer wertvollsten Zugpferde Mitglieder und bewegen sich allesamt aus ihrem jeweiligen Zenit heraus. Die Stimmung unter Fans wie Unterstützern ist angespannt, so weit, dass manch Twitter-Thread sich liest, als würden sich wütende Kids jeden Moment mit Protestschildern und Rammböcken vor dem Firmenbüro in Seoul versammeln. Doch statt die Löcher im Bug zu flicken, lassen sie einfach auf einem anderen Schiff die Segel setzen: Red Velvet ist die zunächst vierköpfige Girlgroup, die das legendäre koreanische Label wieder auf Kurs bringen wird. "Happiness" heißt ihr Debütsong und sorgt für Aufsehen, Verwirrung und Begeisterung. Nach einer Generation zahmer, plumper und charakterloser Girlgroups ist Red Velvet radikal weird. Allein "Happiness" kommt mit Eurodance-Einschlag, afrikanischer Percussion, R'n'B- und Hip Hop-Elementen und elektronisch manipulierten Chants an. Es ist ein Song, so farbenfroh und schräg, dass große Teile der K-Pop-Hörerschaft Schwierigkeiten zeigen, das Gehörte so wirklich zu verarbeiten. Doch mit der Irritation kommt auch das Interesse. Und mit dem Interesse schließlich der Erfolg. In den darauffolgenden Jahren veröffentlichen Red Velvet mit der Inklusion ihres fünften Mitglieds Yeri zwei Alben und neun EPs, die ihren einzigartigen musikalischen und stilistischen Weg nur fortsetzen. Sucht man K-Pop, der sich etwas mehr vom westlichen Einheitsbrei abhebt, wird man bei Red Velvet absolut fündig. Es gibt da zum Beispiel "Ice Cream Cake", einen subversive HipHop-Jam, die für den Refrain in einen eklektischen Rock-Chorus abhebt. Es gibt "Peek-A-Boo", eine hypnotische R'n'B-Nummer mit endlos griffigem Electro-Beat, "Russian Roulette", das in Sachen überdrehtem Electro-Pop mit einer Carly Rae Jepsen locker mithalten kann und es gibt "Really Bad Boy", ein drei Minuten andauernder, pulsierender R'n'B-Refrain. Ihre Reputation wächst in den Jahren dabei nur, zwei Nummer Eins-Hits gelingen ihnen mit "Red Flavour" und "Power Up", in den höheren Chart-Rängen kampieren sie mehrere Male. Mit "Zimzalabim" performen sie 2019 auf der "The ReVe Festival, Day 1"-EP wohl das abgefahrenste Stück ihrer Karriere: Glocken-Percussions, ein Drop, eine Techno-Passage und ein Umschwank in eine akustische Ballade zurück zum EDM-Chorus. Das kreative Potential von Red Velvet ist gigantisch. Das kommt aber auch daher, dass man sich mit Mitgliedern der Neptunes oder der Stereotypes immer wieder Leute auf die Produzentensitze setzt, die mit ein wenig Abenteuerlust an einen Song gehen. Ob es nun die Red-Seite, die eher für quirligen Bubblegum-Pop, oder die Velvet-Seite der Band ist, die erwachseneren R'n'B verkörpert: Wendy, Seulgi, Irene, Yeri und Joy haben mit ihrer eklektischen Energie und den immer wieder perfekt getragenen, absurden Songs Barrieren eingerissen, was eine Girlgroup tun und sein kann. Interessanterweise kultivierten sie deshalb auch gegen das Klischee, weibliche Gruppen wären nur zur Bespaßung männlicher Zielgruppen da, eine vorwiegend weibliche Hörerschaft. Aber ob männlich oder weiblich ist die Zahl ihrer Fans inzwischen vor allem eines: Enorm. Aber wen wundert das, wenn man bedenkt, dass kaum eine Gruppe so ausgefallenen und farbenfrohen Pop produziert wie Red Velvet?
© Laut

Diskografie

53 Album, -en • Geordnet nach Bestseller

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