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Marc Broussard

"Nachdem ich aus meinem ersten Vertrag mit einem Majorlabel entlassen wurde, beschloss ich Alben aufzunehmen um Geld für wohltätige Zwecke zu sammeln", erzählt Marc Broussard. Eine recht ungewöhnliche Karriere-Kurve. Geboren im Januar 1982, startet er auf einem Mikro-Indie-Label im Alter von 20 Jahren. Sein Debüt heißt "Momentary Setback" und legt den Kurs fest: Handgemachte Storyteller-Musik mit Verstärker. Es ist die Zeit, in der große Kaffeehaus-Ketten in Amerika reüssieren, und über ihr Kerngeschäft gern mal hinausgreifen: Starbucks wird auf den Rotbärtigen aufmerksam und vertickt 2004 eine limitierte Digipak-Compilation zwischen Bananenbrot und Haselnuss-Latte. Der Sound Broussards zwischen Singer-Songwriter mit Message, Folksoul, einem Schuss Härte und viel Americana passt zum Image entspannter Bistros mit damals begehrtem Public-Wifi-Zugang: surfen, Chai schlürfen, zum Sound der Sümpfe wippen. Marc stammt aus Carencro, Lafayette, Louisiana, dem Stammland der Cajunmusik, gewürdigt bei Dr. John. "Louisiana unterscheidet sich von jedem anderen Schauplatz", ordnet der Sohn eines Gitarristen im Blog Pop Entertainment ein. "Der Vibe, der Flow, die Leute, das Essen, das alles zusammen beeinflusst mich als Privatperson und als Künstler." Nach seinem Heimatort benennt er sein erstes Major-Album "Carencro". Es erscheint bei Island/DefJam und verspricht eine große Karriere. "Es war einfach eine Art 'Coming of age' für viele von uns, mich selbst, meine Fans. Und diese Fans blieben die ganze Zeit bei mir", resümiert Broussard zwei Jahrzehnte später rückblickend im Gespräch mit dem Online-Mag TribLiv. "Bei einigen von den eingängigen Tunes von damals denke ich, dass sie dazu auf ihrer Hochzeit tanzten, Songs wie "The Beauty Of Who You Are". Wenn ich sie heute auf der Bühne spiele, ist wohl einfach Nostalgie mit im Spiel." Als "Carencro" 2004 erscheint, legt Broussard vor allem auf den untypischen Track "Saturday" mit Disco-Relax-Groove wert. Damit will er junge Hörer:innen an die Ära des Disco-Soul heranführen, bei älteren ein wohliges, nostalgisches Erinnerungsgefühl wecken. Trotz ausgiebig US-Airplay der Auskopplungen "Home" und "Where You Are" bleibt der große Erfolg allerdings aus. Über den weiteren Verlauf des Plattenvertrags werden sich die Geschäftsleute und der Künstler nicht einig: Island/DefJam, damals unter Leitung von Jay-Z, hört die Albumdemos, die Marc sich für den Nachfolger vorstellt - und weigert sich die Songs zu releasen. Broussard will sich nicht verbiegen und verzichtet lieber auf seinen Fuß in der Tür bei den beiden renommierten Universal-Tochterunternehmen. Er macht sich bewusst, was wichtig ist, wenn man zwischen Soul, Folk und Blues changiert: Der Versuch, die amerikanische Gesellschaft zum Besseren zu wandeln. Hurricane Katrina sorgt im Frühherbst 2005 für eine Katastrophe unerwartbaren Ausmaßes an der Südostküste. Während der damalige Präsident Bush spät reagiert, fühlt sich die Musikerszene angesprochen zu helfen und den Betroffenen Mut zuzusprechen. Katrina versetzt Broussard in die Situation, einen Livemitschnitt als Benefizscheibe aufzunehmen. So kommt er auf die Idee, mit Aufnahmen Geld für den guten Zweck zu sammeln und covert dafür prominente Songs. Die Reihe "S.O.S." ist geboren, kurz für: "Save Our Soul". Beim ersten Teil zwackt der Gitarrist einen Teil der Erlöse für ein Obdachlosenheim für Frauen und Kinder ab. Später soll ein Muster daraus werden: Als ihn der zweite Major, Atlantic/Warner schasst, flüchtet Broussard sich ein weiteres Mal in die Wohltätigkeit. "Was mich dazu brachte, die Stiftung zu gründen, war das Kalkül hinter den Platten bei den Major-Labels", ätzt der Singer/Songwriter im Magazin TribLiv über seine Erfahrungen sowohl mit Atlantic als auch mit Island. "Weil ich eh nie Einkünfte davon hatte, solange ich Plattenverträgen hatte, verließ ich mich nicht auf solches Geld, um meine Familie zu ernähren. Als ich 'indie' wurde und mich selbständig machte, begannen die Einnahmen. Sie wurden aber auch dann nie Teil meiner Haushaltsplanung, um den Alltag zu finanzieren. Meine Familie sah es dann so, dass das Geld besser für bedürftige Leute aufgehoben wäre als dass es Licht in Bürogebäuden in New York und L.A. brennen lässt." Die späteren Episoden von "S.O.S. (Save Our Soul)" unterstützen andere Zwecke. "Als Zweites haben wir ein Album aufgenommen, um Geld für ein Kinderkrankenhaus in Baton Rouge, Louisiana, zu sammeln." "S.O.S. 2: Save Our Soul, Soul On A Mission" widmet sich der Soul-History von Atlantic bis Stax, mit Covers bis zurück in die Fifties und Sixties, zum Beispiel von Al Green- und Otis Redding-Material. "These Arms Of Mine" von Redding, neu gesungen im Duett von Broussard mit Huey Lewis, wird sogar einer von Marcs meist gestreamten Songs. Während er auf den S.O.S.-Alben stets covert, schreibt Broussard für seine regulären Studioalben über Themen wie Heimat, Freundschaft und Familie. Musikalisch flicht er den spezifischen Sound von Louisiana mit ein und verarbeitet dessen Couleur zusammen mit Rock, Country, R&B und einer Prise Funk zur Rezeptur von 'Bayou Soul' und erdigen 'Southern Roots'. "Ich schreibe meist autobiographisch. Ich möchte, dass Hörer meine Person bei den Liedern heraushören. Ehrlichkeit ist das Einzige, was mich und meine Fans auf Dauer zusammenhält", bekennt der Baskenmützenträger im Magazin Pop Entertainment. Der Longplayer "Easy To Love" widmet sich 2018 dem Modethema Ghosting. Trotz immenser, digitaler Möglichkeiten wie Facetime und Skype verlieren Freunde oft den Kontakt. "Wir haben alle Freunde, mit denen wir aus dem einen oder anderen Grund nicht mehr reden", so Marc. "Don't Be Afraid To Call Me" heißt seine Hymne über dieses Phänomen. "Manchmal ist der Grund gerechtfertigt. Manchmal leben wir uns einfach auseinander. Was auch immer der Fall sein mag, ich denke, dass die meisten Leute das Gefühl kennen, dass sie sich von jemandem, dem sie einmal nahestanden, wünschen und hoffen, dass diese nicht zögern würden, anzurufen, wenn sie einen wirklich benötigten." Nach einem "S.O.S. 3" voller Kinderlieder schließt sich der Südstaatler mit einer neuen Initiative kurz, die sich direkt im Musikbereich karitativ engagiert, Keeping The Blues Alive (KTBA) im Süden von Florida. Kontaktperson und Schirmherr ist wiederum der Charts-Star Joe Bonamassa in New York. "Das Label KTBA ist mit einer Stiftung verknüpft", erklärt uns Rachel Iverson, Marketing-Chefin von KTBA. "Zehn Prozent aller Gewinne, die das Label erwirtschaftet, fließen in die Stiftung. Wir brauchen in Schulen Musikinstrumente und Geld, und alles, was die brauchen, um Unterrichtsprogramme am Laufen zu halten. Das ist ein Problem hier in den Staaten." So kooperiert die Organisation mit Guitars Over Guns in Miami, die straffällig gewordenen Jugendlichen mittels Musikunterricht und Mentorenschaft in eine perspektivenreichere Welt zieht, als aus den Stadtvierteln, die sie kennen. E-Gitarren sollen das 'Gesetz der Straße' aushebeln. Auch Blues-Kolleg:innen greift Broussards Engagement unter die Arme, als die Corona-Pandemie den meisten den Boden unter den Füßen wegzieht. KTBA-Musikerin Joanne Shaw Taylor zeigt sich glücklich, die KTBA und Marc hätten "geholfen, Spendengeld aufzutreiben für Leute, die ohne Konzertaufträge gestrandet waren, und sie haben Geschenkkarten-Systeme organisiert, so dass du nahtlos wieder auf Tour gehen kannst, wenn dazu wieder die Möglichkeit besteht und diese Gutscheine eingelöst werden. "Ich bin wirklich stolz auf alle S.O.S.-Alben", resümiert Marc. "Aber dieses scheint wirklich besonders zu sein, weil wir mit meinem Kumpel Joe Bonamassa zusätzliche Unterstützung haben. Dass er als Produzent fungiert, auf der Platte mitspielt, und sie auf seinem Label veröffentlicht, ist wirklich ein Geschenk. Und Joe hat den karitativen Aspekt des Albums vollkommen verstanden." Der Musikindustrie rät Broussard, weniger zu kalkulieren und mehr Risiken einzugehen, so, wie er selbst es durch seinen Genre-Mix beim Songschreiben oder durch Vernetzung mit Hilfsorganisationen tut. Wichtig fände er auch, das Format Album in der schnellen Welt des Streaming einzelner Singles trotzdem im Blick zu behalten. Nach Zeiten mit der Reichweite großer Plattenfirmen sehnt er sich nicht zurück. Sein Fokus liegt längst auf Tourneen und darauf, dass der Funke zum Publikum dort überspringt. Ein ewiges Vorbild auf der Bühne ist für ihn Prince.
© Laut

Diskografie

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