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Kalim

"Meiner Meinung nach mache ich keinen Gangstarap, ich mache einfach Straßenrap. Rap kommt von der Straße. Ich erzähle, wo ich herkomme, auf Westcoast-mäßigen Beats. Das ist meine Schiene." Kurz bevor MC Kalim 2014 bei Xatars Alles Oder Nix Records sein reguläres Debüt-Mixtape veröffentlicht, bemüht er sich noch schwer um Distinktion. Klar: Wer mit Schwesta Ewa eine rappende Ex-Prostituierte, mit Ssio den Gangstarap-Clown und mit Labelboss Xatar einen überführten Golddieb in der Clique hat, will und muss das Besondere hervorkehren. Aber wie sehr der 1992er-Jahrgang aus Hamburg-Billstedt sich auch bemüht: Sein Deliquentenrap unterscheidet sich letztlich doch nur marginal vom gemeinen Gangsta-Einerlei. Wie viele seiner Kollegen produziert Kalim, der 2011 bei AON unterschreibt, mit Vorliebe in Schwarzweiß abgefilmte Musikvideos aus den sozialen Brennpunkten seiner Stadt. Wie es das Klischee verlangt, posiert er dabei vor dem dicken Benz und erzählt vom aussichtslosen Leben zwischen Spielothek und Drogenumschlag. Schon die Tracktitel sprechen Bände: "Um Den Block", "Viertel'rap" oder "Stadtrundfahrt". Die Unterschiede liegen lyrisch eher im Detail. Der Hanseate mit afghanischen Wurzeln verzichtet auf Gewaltandrohung mit Täterbande im Cliphintergrund, und auch Mütterbeleidigen findet er uncool. "Manche Leute sollten sich mal Gedanken über ihre Inhalte machen", kommentiert der Rapper die Kollegen. Das entscheidende Differenzierungsmerkmal liefert ihm aber vor allem der Beat. Kalim und seine Produzenten David Crates und Reaf setzen ausschließlich auf den Boom Bap-Sound der Hip Hop-Hochzeit der Neunziger. "Dadurch unterscheide ich mich hauptsächlich von den anderen. Ich mache atmosphärische Beats und benutzte Samples aus den Achtzigern." In der Tat prägt der Westcoast-Klang jener Ära deutlich die Hamburg-bezogenen Stücke. Dementsprechend betont Kalim, der mit einem Gastbeitrag auf dem Ssio-Album "415" erstmals auf sich aufmerksam macht und auf seinem offiziellen Debüt-Mixtape "Sechs Kronen" Xatar, wieder Ssio und Nate57 versammelt, auch seine exklusive Liebe zu Snoop Dogg, Tha Dogg Pound, Tupac und Notorious B.I.G.: "Ich bin nicht unbedingt damit aufgewachsen. Ich bin 1992 geboren und 1995, 1996 waren die geilsten Jahre. Da war ich vier. Das erste, womit ich aufgewachsen bin, war so was wie 'Still D.R.E.', das war geil." All die Vorschusslorbeeren, die er sich mit Gastbeiträgen und Mischkassetten verdient hat, löst er 2016 mit seinem Debütalbum ein. "Odyssee579" ist ein atmosphärisches Gesamtkunstwerk, das Straßenrap im Mafiosi-Outfit Klasse verleiht. Statt auf Hits setzt der Hamburger auf Songs, die herausfordern. Auf dem anschließenden "Thronfolger" von 2017 verlässt Kalim endgültig die zweite Reihe bei Alles oder Nix. Auch die Charterfolge ziehen mit der Qualität gleich. Ein siebter Platz lässt die Sektkorken beim Bonner Label knallen. Doch die Freude verfliegt schnell. Kein Jahr nach Release verkündet er über Instagram die Trennung von Alles oder Nix. Kalims Weg führt Richtung Major-Label. Er unterschreibt einen Deal bei Universal Music, wo 2019 sein drittes Studioalbum "Null Auf Hundert" erscheint. Die Kritiker sind enttäuscht, da er darauf zwar handwerklich überzeugt, aber nicht an die inhaltlichen und musikalischen Ideen der Vorgänger anknüpft. "Ich komm' von der Gosse und all der Schmerz und das Leid gehört mit dazu / Hab' einen Deal mit der Straße auf Lebenszeit", rappt Kalim im "Null Auf Hundert"-Opener "1992". Der Hamburger verbindet wie kaum ein anderer Straßenrapper Können und harte Kante. Das belegt er mit einer Diskografie, die zwar Höhen und Tiefen, aber keine Aussetzer zeigt.
© Laut

Diskografie

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