Joe Bonamassa
Es muss um das Jahr 1981 herum gewesen sein, als dem kleinen Däumling Joe Bonamassa Musik zu Ohren kommt, die ihn nicht mehr loslassen soll. Im zarten Alter von vier Jahren lauscht Joe der Legende nach dem Bluesrock-Genie Stevie Ray Vaughan.
Der hinterlässt Spuren in der Seele des Dreikäsehochs. Fortan will er genau solche explosive Musik machen wie der Typ, der da aus den Boxen scheppert. Gesagt getan: Da sein Vater in der Heimatatsadt Utica ein Gitarrengeschäft besitzt, liegt es nahe, dem Möchtegern-Klampfer ein Instrument in die Hand zu drücken.
Wer bislang noch geglaubt hat, der Bub meine es mit der Musik nicht wirklich ernst und der Wunsch zu musizieren entspringe nur einem Hirnfurz, den lehrt Bonamassa Junior eines Besseren.
Als er gerade einmal selbständig über die Tischkante schauen kann, steht er bereits im Vorprogramm von B.B. King auf der Bühne. Dabei soll der große Meister des Blues von den Fähigkeiten des Nachwuchsmusikers derart beeindruckt gewesen sein, dass er ihm bescheinigt, dereinst zu einer Blueslegende aufzusteigen. Ein größeres Lob kann ein Teenie kaum einheimsen.
Im Alter von zwölf spielt Joe regelmäßig im Staate New York. Unter anderem in der Band Bloodline. Dort muckt er mit den Söhnen berühmter Musiker: Waylon Krieger, Sohn von Doors-Keyboarder Robby), Erin Davis, dem Filius von Miles und Barry Oakley Jr., dem gleichnamigen Spross des Allman Brothers-Bassisten. Dem vielversprechenden Projekt ist trotz zweier Charts-Singles und einem Album keine lange Lebensdauer beschieden. Innehalten ist aber nicht Bonamassas Sache. So macht er sich wieder solo auf den Weg.
1999 unterschreibt er einen Deal beim Major Sony, was angesichts des Genres, in dem sich Bonamassa tummelt, erstaunt. Gilt Bluesrock doch nicht unbedingt als Spielart, die kommerziell sonderlich viel Erfolg verspricht.
Bereits mit seinem ersten Solo-Output "A New Day Yesterday" feiert ihn die Bluesrock-Gemeinde als Retter des Genres. Sein Name fällt in einer Reihe mit alten Größen, denn er versteht es, sowohl räudigen Rock'n'Roll als auch smoothe Sachen in seinen Sound zu integrieren. Schon hier sind sich die Experten einig: Von dem Knilch wird man noch einiges zu hören bekommen.
Die Vorhersage bewahrheitet sich. Jede seiner Scheiben steigt in den USA hoch in die Blues-Charts ein. Sogar in Deutschland schafft er den Sprung in die Bestenlisten. Allerspätestens 2008 ist er dann ganz oben angekommen: Nach einer Vorankündigung eines Konzertes in der altehrwürdigen Londoner Royal Albert Hall sind die Tickets für die Show binnen einer Woche ausverkauft.
Den endgültigen Ritterschlag erfährt Bonamassa, als sich bei einem Gig 2009 zu Eric Clapton auf die Bühne gesellt, um gemeinsam "Further On Up The Road" spielen - laut Bonamassa der erste Song, den er auf der Gitarre zu spielen lernte.
Was Bonamassa von vielen Kollegen unterscheidet, ist sein fanfreundliches Verhalten, was Bootlegging und Fotografieren anbelangt. Wo andere Bands Kameraleuten seitenlange Verträge vorlegen und Security-Personal peinlich genaue Taschenkontrollen vornehmen, bittet Joe lediglich darum, ihm ein Foto oder eine Kopie der Aufnahmen zu schicken.
Bonamassas Fan-Nähe kommt natürlich gut an. Zum Dank werden seine Platten gekauft wie geschnitten Brot. Dabei spielt es keine Rolle ob sich der Ausnahmegitarrist mit Glenn Hughes, Jason Bonham und Derek Sherinian zusammentut (Black Country Communion), Jon Lord die Ehre erweist ("Concerto For Group And Orchestra"), Beth Hart in die Arme nimmt ("Seesaw"), alleine zur Tat schreitet ("Different Shades Of Blue") oder live die Korken knallen lässt ("Muddy Wolf At Red Rock").
Joe Bonamassa spielt im Konzert der ganz Großen mit. Nur eine Sache ärgert den Mann aus New Hartfort: "Das einzige, das ich mir rückblickend vorwerfe, ist die Tatsache, dass ich nicht schon viel früher mit dem Singen angefangen habe."
© Laut
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