Gravenhurst
Gravenhurst sind eigentlich keine Band. Vielmehr sind sie das Ein-Mann-Projekt von Mastermind Nick Talbot, dem Multi-Instrumentalist, Labelbesitzer und Musik-Nerd aus Bristol.
Bevor Talbot Gravenhurst gründet, versucht er sein Glück in der Band The Assembly Communications, die sich zwischen den Stühlen The Smiths und My Bloody Valentine einzuordnen wusste. Nachdem aber einer seiner Bandkollegen stirbt und er zuerst versucht, dessen Part am Bass zu übernehmen, schmeißt er die Sache genervt und enttäuscht im September 2000 hin.
Ohnehin passten seine Songs nicht in ein Bandgefüge. Zu still, zu reduziert stellt er sich seine Musik vor. Entsprechend setzt er nur noch auf sich selbst und gründet sein eigenes Label Silent Age Records, auf dem er 2002 sein Debüt-Album "Internal Travels" unter dem Namen Gravenhurst veröffentlicht. Die wenigen Kritiker, die das Album besprechen, ziehen sofort Referenzen zu Nick Drake oder Simon. Beiden Namen wird der ruhige Lo-Fi-Folk von Talbot in den nächsten Jahren noch öfter zu hören bekommen.
Neben seinem eigenen Output findet Talbot noch die Zeit, Platten der Gruppen Mole Harness und War Against Sleep auf seinem Label zu veröffentlichen. Nebenbei schafft er den Weg zurück in eine eigene Band. Mit Guy Bartell, dem Gitarrist von War Against Sleep, gründet er Bronnt Industries Kapital.
Sein Haupt-Augenmerk liegt allerdings weiterhin auf Gravenhurst. Die Musikwelt außerhalb Englands wird auf die traurigen Akustik-Songs erstmals aufmerksam, als das Techno-Urgestein Warp Records 2004 das zweites Album "Flashlight Seasons" veröffentlicht. Dass Warp eine Band wie Gravenhurst unter Vertrag nimmt, gleicht einer Sensation, war das Label bis dato doch hauptsächlich für verrückte Elektro-Frickeleien von Aphex Twin, Autechre oder Squarepusher bekannt.
Das Album erhält gute Kritiken, von einem Erfolg kann aber keine Rede sein. Trotzdem bleibt Warp Nick Talbot treu und veröffentlicht Ende 2004 die EP "Black Holes In The Sand", die ein Cover von Hüsker Düs "Diane" enthält.
Ein Jahr später hat sich bei Gravenhurst einiges geändert. Plötzlich klingt Talbot wieder wie eine Band und sucht seine Inspiration in Krautrock und Gruppen wie My Bloody Valentine oder Slint. Gravenhurst sind nicht wiederzuerkennen. Die Gitarren sind verzerrt, das Schlagzeug drischt und Nicks wunderbare Stimme macht ihn als Bandleader perfekt. Mit "The Velvet Cell" koppelt das Label sogar den Hit der Platte als Single aus. Was mit Gravenhurst das nächste Mal passieren wird? Lassen wir es auf uns zukommen, Talbot ist immer für eine Überraschung gut.
© Laut
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