Cliff Richard
Klein Cliff wird 1940 als Harry Roger Webb in Indien geboren. Hier verbringt er auch die nächsten acht Jahre, bis seine Eltern schließlich nach England zurückkehren und den Sohnemann mitnehmen.
Nach seiner Schulzeit absolviert er eine Lehre in einer Fernsehapparatefabrik, nebenbei bespielt er lokale Bühnen mit seiner Begleitband Drifters, die sich später in The Shadows umbenennen und mit der Richard 2009 eine große Abschiedstournee unternimmt.
1959 dann das erste Album - "Cliff". Sir Richard entwickelt sich in dieser Zeit zum damals erfolgreichsten Rock'n'Roll-Sänger Englands. Privat richtete er sich mehr und mehr nach seinem christlichen Glauben aus, er spendet Geld für Kinder in der dritten Welt.
1968 macht er beim "Grand Prix Eurovision" mit und erreicht den zweiten Platz hinter dem spanischen Beitrag ("La La La" von Massiel). Richards Beitrag "Congratulations" wird trotz der 'Niederlage' zum Hit und bis heute gelegentlich auf Feiern oder Geburtstagen gesungen.
In den Siebzigern gelingt erstmals eine Single von ihm nicht in die englischen Top 20. Erst 1976 geht es wieder bergauf mit ihm. Er spielt auf Benefizkonzerten für christliche Gruppen, trifft Mutter Theresa in Indien und geht auf Tournee in der damaligen UdSSR. Außerdem erwähnt er in einem Interview in der Sunday Times, dass er seit 20 Jahren im Zölibat lebe.
Eine endgültige Absage erteilt er Spekulationen über seine sexuelle Orientierung in seiner Autobiografie ("My Life, My Way", 2008). Die gehe das Publikum nichts an, ohnehin sei "Sex nicht die treibende Kraft" für ihn.
1980 wird er vom Daily Mirror und Radio One zum besten Family Entertainer gewählt. 1986 wird gar die Politprominenz auf ihn aufmerksam - er wird auf eine von Mrs Thatchers Partys eingeladen. 1989 feiert Cliff seine 30-jährige Bühnenpräsenz mit zwei ausverkauften Shows im Wembley Stadion.
Anfang der Neunziger tourt Cliff durch die ganze Welt, ab 1995 darf er sich dann "Sir" Cliff Richard nennen. Am Ende des Jahrzehnts/-hunderts/-tausends schlägt Sir Cliff noch mal ganz groß zu: Seine Single "The Millennium Prayer", in welchem er das Vaterunser singt, setzt sich in England an die erste Position der Charts, was sich bis heute eigentlich niemand so recht erklären kann.
Im neuen Jahrtausend ist Cliff Richard immer noch aktiv. Mit der Single "21st Century Christmas" erklimmt er 2006 Platz zwei der britischen Charts und schrammt damit ganz knapp an einem historischen Rekord vorbei: Falls es ihm doch noch gelingen sollte, auch im 21. Jahrhundert eine Nummer Eins zu landen, wäre er der erste Musiker, der in jedem der sechs Jahrzehnte seit den 50ern mindestens einmal die Pole Position der Charts besetzt hielt. In jedem Fall aber ist er nicht nur Englands erfolgreichster Künstler aller Zeiten (und das schließt die Beatles mit ein), sondern hat 2013 mit "The Fabulous Rock 'n' Roll Songbook" sein 100. Album veröffentlicht, 154 Singles veröffentlicht und mehr Kalender verkauft als Robbie Williams (sic!).
In seinen persönlichen Seventies und Eighties bleibt der Sir alles andere als untätig - mindestens im Ausschlachten und Neu-Kompilieren seines Lebenswerks und im Blick zurück auf wilde Zeiten. Rock'n'Roll-Classics, die so ziemlich jeder in seiner Generation kennt, "Roll Over Beethoven", "Memphis, Tennessee", "Great Balls Of Fire", "Sweet Little Sixteen" oder "Blue Suede Shoes" knüpfen auf "Just... Fabulous Rock'n'Roll" (2016) an Elvis, Carl Perkins, Little Richard, Jerry Lee Lewis & Co. an. "Christmas With Cliff" heißt es 2022 mit dem Spiritual "Go Tell It On The Mountain" und einer Reihe weiterer Weihnachtsklassiker des anglophonen Raums. Passend dazu liegt der Gang ins Streichorchester nahe.
"Cliff With Strings" lässt 2023 ein Dutzend Klassiker in orchestralem Gewand neu aufleben, mit denen der Künstler ab 1959 durch die Jahrzehnte hindurch seine Hits hatte. Gut, so ganz neu ist der Release nicht, denn die Archive sind prall gefüllt: Zum Beispiel kommt ein Duett mit Olivia Newton-John neu zur Geltung. Cliff Richard ist damit mit sechseinhalb Dekaden ungebrochener Aktivität einer der dienstältesten Musiker der Rock-Welt, noch länger im Business als die Stones, die Brüder Davies und Status Quo.
© Laut
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