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Was soll nach "Hand. Cannot. Erase." eigentlich noch kommen? Gut, die Frage konnte man sich bereits nach "The Raven That Refused To Sing (And Other Stories)" stellen. Für die neuerliche Antwort nimmt sich Steven Wilson zwar noch ein wenig Zeit, reicht seinen Fans dennoch geschickt ein Zwischenhäppchen.
Denn wie der Name schon sagt ist "4 ½" kein vollwertiges Album des englischen Prog-Messias. So reicht es dann auch nicht an diese heran. Trotzdem: Wo Wilson draufsteht, ist Wilson drin. Und entsprechend stimmt auch die Qualität.
Drei der insgesamt sechs Songs fallen instrumental aus – "Year Of The Plague", "Sunday Rain Sets In", "Vermillioncore". Erstgenanntes setzt auf Ruhe und herzzerreißende Streichersynthies und sorgt früh für einen der intensivsten Momente. Zweiterer kreiert eine ähnliche Atmosphäre, wartet kurz vor Schluss aber mit einem heftigen Ausbruch auf. Die Melodien des Songs würden dabei auch hervorragend auf Wilsons drittes Solowerk passen. So schlägt "Sunday Rain Sets In" musikalisch perfekt den Bogen zu "Vermillioncore" – das tatsächlich aus den Sessions zu "The Raven That Refused To Sing (And Other Stories)" stammt.
Dieses fällt sodann auch wesentlich aufgewühlter aus. Stark vom Jazz beeinflusst, entlocken Wilson und Co. ihren Instrumenten allerhand creepy Sounds. Es klirrt und gniedelt, die Synthies wabern unruhig umher. Nick Beggs bereitet am Bass den Groove vor, der im Refrain mittels eines harten Gitarrenriffs seine Ausarbeitung findet. Ein gewisses Porcupine Tree-Feeling lässt sich nicht leugnen.
Erst recht natürlich nicht im anschließenden Closer. "Don't Hate Me" ist schließlich kein Unbekannter. Ursprünglich 1999 auf "Stupid Dream" releast, bietet die "4 ½"-Version knapp eine Minute mehr Lauflänge und vor allem Ninet Tayeb. Ohne sie könnte man ebensogut zum Original greifen, doch die von "Hand. Cannot. Erase." bekannte Sängerin macht tatsächlich den Unterschied. Dank ihr ist dieses "Don't Hate Me" schlichtweg besser. Vollendeter. Ohnehin macht ein Duett hier thematisch Sinn. Davon konnte man sich mittlerweile ja auch live bereits überzeugen.
Bleiben noch zwei Titel: "My Book Of Regrets" und "Happiness III". Beide entstammen hörbar den Arbeiten an "Hand. Cannot. Erase.". Gewissermaßen zeigen sie auch die beiden Seiten des besagten Albums: Einerseits der ausufernde Neuneinhalbminüter, andererseits der kurze, poppige Sonnenscheintrack. "Happiness III" geht sofort ins Ohr, kommt sehr leicht daher – gewissermaßen die Schnittmenge aus "Postcard" ("Grace For Drowning") und dem "Hand. Cannot. Erase."-Titeltrack. Das könnte so ohne Probleme im Mainstream-Radio laufen.
"My Book Of Regrets" dagegen bietet zwar durchaus ebenfalls genug zum Festhalten, schlägt aber auch Haken, wo immer es geht. Mal geht es forsch, beinahe hektisch im Stakkato voran, im nächsten Moment fährt Wilson komplett zurück und frönt seiner kleinen zarten Vocalmelodie. Wilde Eruptionen finden sich ebenso wie ein wunderschönes Gitarrensolo im letzten Drittel, von dem aus Wilson irgendwie den Bogen zurück zum Anfang spannt.
Negatives lässt sich im Grunde nicht anmerken. Allerdings erschließt sich, warum die Stücke von "4 ½" – "Don't Hate Me" einmal ausgenommen – eben 'nur' auf einem Mini-Album vertreten sind und es nicht auf die jeweiligen Hauptreleases geschafft haben. Teilweise fehlt etwas die Stringenz, die Zielgerichtetheit, mit der Wilson sonst zu Werke geht und die einen in der Regel sofort packt. "My Book Of Regrets" zum Beispiel mag ein sehr guter Song sein – zwischen ihm und sagen wir "Routine" von "Hand. Cannot. Erase." liegen trotzdem geradezu Welten, was Dramaturgie und Eindringlichkeit angeht. Außerdem hat man ein wenig das Gefühl, alles schon in irgendeiner Form gehört zu haben. Wer die Maßstäbe so hoch ansetzt, den muss man eben auch daran messen.
Doch egal wie man es betrachtet: "4 ½" ist definitiv mehr als ein bloßer Lückenfüller. Die Neuinterpretation von "Don't Hate Me" bietet Mehrwert, "Happiness III" hat das Potential die "Hand. Cannot. Erase"-Ohrwürmer wenigstens gelegentlich abzulösen, "Year Of The Plague" ist ein atmosphärisches Erlebnis. "4 ½" mag vielleicht nicht mit den 'ganzen' Alben konkurrieren können, aber das war nie die Absicht seines Schöpfers. Und so bleibt nurmehr zu sagen: Danke, Steven Wilson, dass du auch diese Songs mit uns teilst. Sie sind eine Bereicherung.
© Laut
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Steven Wilson, Composer, MainArtist - Hands Off It's Mine Publishing, MusicPublisher
(C) 2016 Steven Wilson (P) 2016 Steven Wilson Under Licence To Snapper Music Plc
Steven Wilson, Composer, MainArtist - Hands Off It's Mine Publishing, MusicPublisher
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Steven Wilson, Composer, MainArtist - Hands Off It's Mine Publishing, MusicPublisher
(C) 2016 Steven Wilson (P) 2016 Steven Wilson Under Licence To Snapper Music Plc
Steven Wilson, Composer, MainArtist - Hands Off It's Mine Publishing, MusicPublisher
(C) 2016 Steven Wilson (P) 2016 Steven Wilson Under Licence To Snapper Music Plc
Steven Wilson, Composer, MainArtist - Hands Off It's Mine Publishing, MusicPublisher
(C) 2016 Steven Wilson (P) 2016 Steven Wilson Under Licence To Snapper Music Plc
Albumbeschreibung
Was soll nach "Hand. Cannot. Erase." eigentlich noch kommen? Gut, die Frage konnte man sich bereits nach "The Raven That Refused To Sing (And Other Stories)" stellen. Für die neuerliche Antwort nimmt sich Steven Wilson zwar noch ein wenig Zeit, reicht seinen Fans dennoch geschickt ein Zwischenhäppchen.
Denn wie der Name schon sagt ist "4 ½" kein vollwertiges Album des englischen Prog-Messias. So reicht es dann auch nicht an diese heran. Trotzdem: Wo Wilson draufsteht, ist Wilson drin. Und entsprechend stimmt auch die Qualität.
Drei der insgesamt sechs Songs fallen instrumental aus – "Year Of The Plague", "Sunday Rain Sets In", "Vermillioncore". Erstgenanntes setzt auf Ruhe und herzzerreißende Streichersynthies und sorgt früh für einen der intensivsten Momente. Zweiterer kreiert eine ähnliche Atmosphäre, wartet kurz vor Schluss aber mit einem heftigen Ausbruch auf. Die Melodien des Songs würden dabei auch hervorragend auf Wilsons drittes Solowerk passen. So schlägt "Sunday Rain Sets In" musikalisch perfekt den Bogen zu "Vermillioncore" – das tatsächlich aus den Sessions zu "The Raven That Refused To Sing (And Other Stories)" stammt.
Dieses fällt sodann auch wesentlich aufgewühlter aus. Stark vom Jazz beeinflusst, entlocken Wilson und Co. ihren Instrumenten allerhand creepy Sounds. Es klirrt und gniedelt, die Synthies wabern unruhig umher. Nick Beggs bereitet am Bass den Groove vor, der im Refrain mittels eines harten Gitarrenriffs seine Ausarbeitung findet. Ein gewisses Porcupine Tree-Feeling lässt sich nicht leugnen.
Erst recht natürlich nicht im anschließenden Closer. "Don't Hate Me" ist schließlich kein Unbekannter. Ursprünglich 1999 auf "Stupid Dream" releast, bietet die "4 ½"-Version knapp eine Minute mehr Lauflänge und vor allem Ninet Tayeb. Ohne sie könnte man ebensogut zum Original greifen, doch die von "Hand. Cannot. Erase." bekannte Sängerin macht tatsächlich den Unterschied. Dank ihr ist dieses "Don't Hate Me" schlichtweg besser. Vollendeter. Ohnehin macht ein Duett hier thematisch Sinn. Davon konnte man sich mittlerweile ja auch live bereits überzeugen.
Bleiben noch zwei Titel: "My Book Of Regrets" und "Happiness III". Beide entstammen hörbar den Arbeiten an "Hand. Cannot. Erase.". Gewissermaßen zeigen sie auch die beiden Seiten des besagten Albums: Einerseits der ausufernde Neuneinhalbminüter, andererseits der kurze, poppige Sonnenscheintrack. "Happiness III" geht sofort ins Ohr, kommt sehr leicht daher – gewissermaßen die Schnittmenge aus "Postcard" ("Grace For Drowning") und dem "Hand. Cannot. Erase."-Titeltrack. Das könnte so ohne Probleme im Mainstream-Radio laufen.
"My Book Of Regrets" dagegen bietet zwar durchaus ebenfalls genug zum Festhalten, schlägt aber auch Haken, wo immer es geht. Mal geht es forsch, beinahe hektisch im Stakkato voran, im nächsten Moment fährt Wilson komplett zurück und frönt seiner kleinen zarten Vocalmelodie. Wilde Eruptionen finden sich ebenso wie ein wunderschönes Gitarrensolo im letzten Drittel, von dem aus Wilson irgendwie den Bogen zurück zum Anfang spannt.
Negatives lässt sich im Grunde nicht anmerken. Allerdings erschließt sich, warum die Stücke von "4 ½" – "Don't Hate Me" einmal ausgenommen – eben 'nur' auf einem Mini-Album vertreten sind und es nicht auf die jeweiligen Hauptreleases geschafft haben. Teilweise fehlt etwas die Stringenz, die Zielgerichtetheit, mit der Wilson sonst zu Werke geht und die einen in der Regel sofort packt. "My Book Of Regrets" zum Beispiel mag ein sehr guter Song sein – zwischen ihm und sagen wir "Routine" von "Hand. Cannot. Erase." liegen trotzdem geradezu Welten, was Dramaturgie und Eindringlichkeit angeht. Außerdem hat man ein wenig das Gefühl, alles schon in irgendeiner Form gehört zu haben. Wer die Maßstäbe so hoch ansetzt, den muss man eben auch daran messen.
Doch egal wie man es betrachtet: "4 ½" ist definitiv mehr als ein bloßer Lückenfüller. Die Neuinterpretation von "Don't Hate Me" bietet Mehrwert, "Happiness III" hat das Potential die "Hand. Cannot. Erase"-Ohrwürmer wenigstens gelegentlich abzulösen, "Year Of The Plague" ist ein atmosphärisches Erlebnis. "4 ½" mag vielleicht nicht mit den 'ganzen' Alben konkurrieren können, aber das war nie die Absicht seines Schöpfers. Und so bleibt nurmehr zu sagen: Danke, Steven Wilson, dass du auch diese Songs mit uns teilst. Sie sind eine Bereicherung.
© Laut
Informationen zu dem Album
- 1 Disc(s) - 6 Track(s)
- Gesamte Laufzeit: 00:37:07
- Künstler: Steven Wilson
- Komponist: Steven Wilson
- Label: Kscope
- Genre: Pop/Rock Rock Progressive Rock
(C) 2016 Steven Wilson (P) 2016 Steven Wilson Under Licence To Snapper Music Plc
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