Miyavi
Eigentlich wollte Takamasa Ishihara Fußballer werden. Zum Glück für alle Musikfans zog er sich mit 15 eine Beinverletzung zu, weshalb er eine Weile nicht kicken konnte. Also kaufte sich der junge Japaner eine Gitarre und begann Songs zu schreiben. Bereits zu dieser Zeit reichte sein Musikgeschmack von Visual Kei-Acts wie X Japan, über klassischen Blues und Soul, Metallica und Guns 'n' Roses bis hin zu Industrial der Marke Nine Inch Nails.
1999 zog Takamasa von Osaka nach Tokio und schloss sich den neu gegründeten Dué Le Quartz an. Der damals 17-Jährige nahm den Bühnennahmen Miyabi an, was übersetzt "elegant" bedeutet. Die Band schloss sich der Visual-Kei-Bewegung an; androgyne Erscheinungsweise, tonnenweise Make-Up sowie Lack- und Lederfetischismus waren angesagt. Innerhalb kürzester Zeit bauten sich Dué Le Quartz eine große Fanbase auf. Dennoch folgte 2002 der Split.
Miyavi änderte die Schreibweise seines Namen (der Wortlaut ist im Japanischen immer noch derselbe), seinen Style sowie seine musikalische Ausrichtung und versuchte sich als Solokünstler. Eine Plattenfirma war recht schnell gefunden und so erschien das Debüt "Gagaku" beim Independent-Label PS Company. Schon jetzt zeichnete sich eine große stilistische Bandbreite ab. J-Rock mischte sich mit Hip-Hop, Pop und elektronische Elemente fanden ebenso den Weg in die Kompositionen. Außerdem wechselte er gesanglich zwischen englischer und japanischer Sprache.
2004 begann Miyavi seine erste Tour, die ihn durch Japan, Korea und Taiwan führte. Im Juni desselben Jahres feierte er mit der Single "Ashita, Genki Ni Naare" seinen ersten Nummer-1-Erfolg. Im Oktober unterschrieb er einen Major-Deal bei der Universal Music Group. Im Jahr darauf veröffentlichte er dort sein zweites Album "Miyavizm". Ebenso wie beim Debüt spielte er alle Instrumente selbst ein.
2007 gründete er gemeinsam mit den renommierten japanischen Musikern Yoshiki, Gackt und Sugizo die Supergroup S.K.I.N. Bald darauf folgte nach einer ausgedehnten Japan-Tour das erste Konzert in Europa. Im Rahmen einer Anime-Convention trat Miyavi in Bonn auf. 2008 erschien das Album "This Iz The Japanese Kabuki Rock". Mit diesem im Gepäck reiste der Gitarrist durch 14 Länder. Diese erste Welttournee war beinahe komplett ausverkauft. Es folgte ein Remix-Album mit dem Titel "Room No. 382".
Einige grundlegende Veränderungen brachte das Jahr 2009 für Miyavi mit sich. Er kündigte das langjährige Arbeitsverhältnis mit PS Company auf und gründete sein eigenes Label J-Glam, Inc. Zudem heiratete er die J-Pop-Sängerin .melody und bestritt seine zweite Welttournee. Eine weitere ging er zwei Jahre später nach dem Release seines fünften Studioalbums "What's My Name" an.
Miyavi entwickelte im Lauf der Zeit einen sehr individuellen Sound. Sein Gitarrenspiel zeichnet sich besonders durch markantes Slapping aus, welches Miyavi seit der Auflösung von Dué Le Quartz bevorzugt zum Einsatz bringt. Tracks wie "Selfish Love", "Survive" oder "What's My Name" sind Paradebeispiele dafür. Des weiteren verleiht die heiser-rauchige Stimme des Japaners seiner Musik einen deutlichen Wiedererkennungswert, der auch bei den dancegeschwängerten, mainstreamtauglichen neueren Songs vorhält.
Stillstand kann man dem 32-Jährigen jedenfalls nicht vorwerfen. Selten findet man solche sich ständig weiterentwickelnde stilistische Vielfalt, die der Künstler fast schon penetrant eigenwillig umsetzt und performt. Und auch wenn die extravagante äußerliche Erscheinung in westlichen Kulturkreisen vielleicht etwas anderes vermuten lässt, gilt Miyavi als äußerst fannah. Sein neuestes Werk, schlicht "Miyavi" betitelt, ist in Deutschland Anfang 2014 erhältlich, nachdem es in Japan schon fast ein Jahr in den Regalen steht. Auch eine weitere World Tour lässt sich Miyavi im Zuge der Veröffentlichung nicht nehmen.
Ende 2022 hört man von ihm aus einem anderen Zusammenhang. Gemeinsam mit Yoshiki, Hyde und Sugizo bildet er die Glam-Supergroup The Last Rockstars. Gemeinsam ist nicht nur ein Album entstanden, sondern es geht 2023 auch auf Welttournee.
© Laut
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