Porn Sword Tobacco

Albumbeschreibung

"Porn Sword Tobacco". Stünde anstelle von "tobacco" das Wörtchen "killing" oder auch "dragon" im Albumtitel, hätten wir die Scheibe ohne zu Zögern an unseren Elch-Experten Edele zur Rezension geschickt. Doch obwohl der Göteborger Musiker Henrik Jonsson aus eben jener Stadt kommt, die auch für melodischen Death Metal bekannt ist, hätte Meister Edele wohl wenig Freude an den kontemplativen, düster flirrenden Klangcollagen des Pornoschwert-Rauchers.

Gemeinsam mit ein paar Freunden frickelte Jonsson einen seelenvollen, komplett beatfreien Instrumental-Soundtrack zusammen, der recht gut die Umgebung beschreibt, in der er aufgenommen wurde: einem hundertjährigen Haus mitten im tiefsten, schwedischen Wald. Bandmaschinen schleifen monoton ("Wife Beater"), Sound-Gewitter poltern wie Hagelschläge über dem Hörer hernieder ("Jeff Bronx The Heavy Witter"), und ziellos tröpfelnde Piano-Sequenzen ("Evans Sundown Corp.") vermitteln eine Eiseskälte, wie sie auf Leinwand wohl nur ein David Lynch zu inszenieren weiß.

Bevor die erhabenen Noise-Kulissen in lähmende Lethargie umzuschlagen drohen, lässt Jonsson entweder sein beneidenswertes Soundarchiv sprechen oder streng kontrollierte Melodie-Funken sprühen ("Don't Quit Your Dayjob"), die man so weder erwartet, noch im Moment des Hörens wahr haben will. Überraschungsmomente inmitten durchdachter Stille also, vergleichbar etwa mit dem Fund eines abgeschnittenen Ohrs in einer grünen Wiese. Der sphärisch-brodelnde Abschlusstrack könnte sogar ebenso gut von einer Neu!-Platte stammen.

"Porn Sword Tobacco" ist ein mit jedem Hören faszinierenderes Dark Ambient-Album, das in seiner stoisch-dronigen, auf der Experimentierfreude früher Eno-Werke aufbauenden Art, wenig gleichwertige Konkurrenz im Genre fürchten dürfte. Den Namen für sein Projekt stibitzte Jonsson übrigens von einem nahe gelegenen, ebenso einsamen Laden im schwedischen Wald. Das Verkaufssortiment des Shops bestand ausschließlich aus Pornofilmen, Tabak und Waffen.

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