Play a Bill Frisell Set List

Albumbeschreibung

Schon lange erkundet Bill Frisell „Americana“ und andere saitenlastige Stile. Ein Album mit üblicher Jazzbesetzung würde man kaum mehr von ihm erwarten, schon gar keines mit Big Band. Doch voilà, hier ist es! Dass es dazu kam, liegt an Michael Gibbs. Als „Composer in Residence“ der NDR Big Band stellte der britische Arrangeur eine Reihe von Stücken zusammen, die der Gitarrist im Laufe seiner Karriere mal aufnahm, arrangierte sie fürs Großformat und lud Frisell sowie Drummer Jeff Ballard zum „Überjazz“-Festival 2013 nach Hamburg ein. Hier der Live-Mitschnitt.
Gibbs’ Draht zu Frisell wie zur NDR Big Band geht Jahrzehnte zurück. Mitte der 70er-Jahre war der Brite Frisells Lehrer am Berklee College, dann buchte er ihn für eine Tour und vermittelte ihm erste wichtige Kontakte. Mit der NDR Big Band wiederum verbinden ihn zahlreiche Projekte, von „Europeana“ (1994, mit Joachim Kühn) bis zu Pink Floyds „Dark Side Of The Moon“ (2013, mit Nguyên Lê). Frisell, Gibbs und die NDR Big Band mal zu einem künstlerischen Dreieck zu verbinden war also gar nicht so weit hergeholt.
Schon im Opener „Throughout“ durchziehen Frisells Gitarrenlinien aufs Schönste das NDR-Gebläse, bis Christof Lauers Tenor sich eruptiv herauslöst und abhebt. Frisells Schwebetöne gleiten in ein Piano-Intro von Vladyslav Sendecki: nahtloser Übergang zu Gil Evans’ „Las Vegas Tango“ (1964). Überhaupt geht’s munter durch die Jazzgeschichte mit Stücken von Bennie Goodman/Count Basie, Thelonious Monk, Lee Konitz und Lennon/McCartney bis zu Frisell-Originals, nur wirkt das an keiner Stelle „historisch“. Gibbs’ farbige Arrangements waren noch nie konventionelle Big-Band-Musik, sondern bezogen immer zeitgemäße Stilelemente mit ein, diesmal etwa Frisells Loops und Glissandi. Von besonderem Reiz in diesem Kontext: Monks „Misterioso“ – als Duo für Frisell und Ballard.

© Klostermann, Berthold / www.fonoforum.de