L'Occitanie baroque des Pénitents Noirs

Albumbeschreibung

Der Schatz der Pénitents Noirs von Villefranche-de-Rouergue ist auch ein musikalischer „Schatz“, eine große Sammlung von Partituren, hauptsächlich handgeschrieben, sowie Musikinstrumenten, vor allem eine bemerkenswerte Reihe, die von der Prachtentfaltung bei den großen Zeremonien und Prozessionen im 17., 18. und 19. Jahrhundert Zeugnis ablegen. In dieser prachtvollen Kapelle der berühmten Bruderschaft wurden die großen kirchlichen Feste mit Musik gefeiert. Prozessionen zogen durch die reich geschmückten und beleuchteten Straßen der Stadt, von der Kirche Notre-Dame bis zu den verschiedenen Kapellen und Kultstätten, an musikalischen Haltepunkten vorbei. Die Bruderschaft der Pénitents Noirs von Villefranche wurde 1609 gegründet und setzte sich zunächst aus Honoratioren, Geschäftsleuten, Händlern und Klerikern zusammen, öffnete sich dann für Frauen und nahm gegen Ende des 18. Jh. auch Handwerker auf. Während der Revolution wurde sie aufgelöst, erhielt jedoch bald wieder Zulauf. Nachdem die Kapelle als Nationalgut zurückgekauft worden war, nahm die Bruderschaft 1805 ihre Aktivität wieder auf und zwar bis 1905. In dieser zweiten Phase verfügte sie über eine „Musikkapelle“ mit einem Kapellmeister, einem Orchester und einem Chor. Während der Restaurierungsarbeiten an der Kapelle der Pénitents Noirs wurden die sich dort befindlichen Dokumente, insbesondere die Partituren im Stadtarchiv von Villefranche-de-Rouergue aufbewahrt. Die vorliegende Aufnahme besteht aus einzelnen Stücken aus dieser Sammlung. Die Zusammenstellung des Programms spiegelt die Vielfalt und die musikalische Qualität des Bestands wider und zeugt von dem reichen musikalischen Leben, das in Villefranche zu Beginn der Revolution geherrscht hat. Was wurde in der königlichen Bastide von Villefranche-de-Rouergue gesungen? Zunächst Musik von einheimischen Komponisten, von regionalen Meistern, deren Partituren zwischen Kathedralen und Stiftskirchen im Umlauf waren. Aber nicht nur diese, denn auch außerhalb der Region wurde Musik gekauft. Das Kapitel lässt auch Musik kopieren, die in Paris herausgegeben wurde, vermutlich, um die Lücken in den lokalen Quellen zu schließen: So trägt etwa eine Sammlung kleiner Motetten vier Kompositionen aus verschiedenen Pariser Sammlungen zusammen. Hier sind vor allem eher seltene Komponisten zu entdecken, wie etwa Bernard-Aymable Dupuy (1707-1789), Joseph Laguna (1723-1792), Jean-Joseph Mouret (1682-1738) und Louis-Antoine Lefébure (1700-1763). Die vorliegende Interpretation zielt auf eine möglichst treue Wiedergabe des Originalklangs und verwendet insbesondere die Instrumentation der damaligen Zeit, weit entfernt vom Prunk in Paris oder Versailles. Alle Instrumente, auf denen das Ensemble Antiphona spielt, sind Kopien von Originalinstrumenten, während das Latein so ausgesprochen wird, wie es in Frankreich unter dem Ancien Regime üblich war.