Lineage

Albumbeschreibung

In der Fülle der in kurzen Abständen erscheinenden Piano-Aufnahmen wird selten eine solch erstaunliche melodische und rhythmische Komplexität erreicht, wie sie beim Pablo Held Trio selbstverständlich ist. In den inzwischen bereits schon zehn Jahren ihrer gemeinsamen Arbeit haben der Pianist Pablo Held, der Bassist Robert Landfermann und der Drummer Jonas Burgwinkel die Fähigkeit entwickelt, sich mit emphatischer Energie auf den Austausch ihrer musikalischen Aktionen einzulassen. Das belegen die in diesem Zeitraum entstandenen, äußerst positiv aufgenommenen insgesamt sieben Platten. Neu dazu gekommen ist jetzt „Lineage“. Darauf sind sämtlich Stücke von dem Leader, der sich über ihre Entstehung folgendermaßen äußert: „Beim Komponieren höre ich ganz klar Robert und Jonas in meinem Kopf.“ Aber das allein macht nicht ihre Faszination aus, die sich sofort bei Themen wie „Hidden“ oder „Lament“ einstellt. Sie klingen wie musikalische Botschaften im Universum fantasievoller Klangwelten, in der Pioniere moderner Jazzpianistik wie Paul Bley und Bill Evans residieren, erinnern aber mitunter auch an einen Außenseiter der Klassik wie Erik Satie. Pablo Held versteht sich bestens darauf, mit superber Anschlagkultur die Abläufe in seiner Musik zu dynamisieren. Obwohl er speziell mit den für das Trio konzipierten Stücken ins Studio ging, vermitteln die Aufnahmen das Fluidum der Unvorhersehbarkeit. Dafür sorgen die mit Helds Improvisationen korrespondierenden, aber auch überraschend erzählerisch eingesetzten Bassläufe ebenso souverän wie die permanent vom Drummer kreierten Beats und rhythmischen Strukturen. Der Ausklang dieser exzellenten Einspielung trägt den Titel „Spuren“. Im Improvisationsverlauf entstehen subtile Motivketten, die dem melancholisch-geheimnisvoll klingenden Thema einen besonderen Groove geben.
© Filtgen, Gerd / www.fonoforum.de