Infinite Chase

Albumbeschreibung

Treffen sich ein Oud-Spieler aus Tunis, ein Kontrabassist aus Mannheim und ein Schlagzeuger aus Basel beim Workshop „Orient Meets Occident“ im Rahmen des Festivals junger Künstler Bayreuth 2011. Und gründen eine Band: das Haz’art Trio. Leiter des Workshops ist der Musikwissenschaftler und Musiker Vladimir Ivanoff, der mit seinem renommierten Ensemble Sarband seit langem den Kreuz- und Querbeziehungen zwischen Musiktraditionen des Orients und Okzidents, des Judentums, Christentums und Islams nachspürt. Auf eigenem Label produzierte er jetzt das Debütalbum „Infinite Chase“ des Haz’art Trios. Mit dem Programm hatten die drei zuvor bereits Konzerte in Tunesien gegeben.
Wer beim Stichwort „Oud“ an bekanntere Musiker wie Rabih Abou-Khalil, Anouar Brahem oder Dhafer Youssef denkt, mag überrascht sein, wie jazzig das Album losgeht. Im Opener „Whispered Words“ klingt Haz’art fast wie ein Jazztrio mit Gitarre als Lead-Instrument: Der Kontrabass gibt einen funky Groove vor, die Schlagzeugbesen wischen Jazz-Beats, darunter dezente Elektronikeffekte. Die Kurzhalslaute Oud mit den plektrumgezupften Doppelsaiten bewahrt zwar ihre spezifische Klangcharakteristik, spielt aber inmitten orientalischer Linien auch mit gezogenen, „verschmierten“ Tönen und waschechter Blue-Note-Phrasierung. Das ist mal Oriental Jazz mit Akzent auf „Jazz“.
Was nicht verwundert, wenn man weiß, dass Oudspieler Fadhel Boubaker in Tunis Kurse für „Instant Composing“ (Stegreifkomposition) und „Jazz-Fusion“ leitet, während Kontrabassist Jonathan Sell und Drummer Dominik Fürstberger bei den gestandenen Jazzmusikern Thomas Stabenow bzw. Michael Küttner studierten. Im weiteren Verlauf gewinnen ungerade Metren, Vierteltonskalen und andere Charakteristika orientalischer Musik an Gewicht, der Jazzanteil aber bleibt stets unverkennbar.

© Klostermann, Berthold / www.fonoforum.de