Georgy Sviridov: Chamber Music

Albumbeschreibung

Seit und mit Brahms’ Opus 34 in f-Moll hat sich das Klavierquintett zu einer Königsgattung der Kammermusik gemausert. In seiner Nachfolge schufen viele Komponisten ein (zumeist einziges) Werk für die Besetzung Klavier und Streichquartett – auch in Russland: Die Gattungsbeiträge von Dmitri Schostakowitsch (1940) und Mieczyslaw Weinberg (1944) sind ähnlich schwergewichtig und auf CD in guten Aufnahmen erhältlich.
Von dem – ebenfalls einzigen – Klavierquintett des sowjetischen Komponisten Georgy Sviridov (1915-98) konnte man das bislang leider nicht sagen. Das Beethoven Trio Bonn, unterstützt von Artur Chermonov (Violine) und dem Pianisten Vladimir Babeshko, schließt diese Lücke und präsentiert hier nun die Weltersteinspielung des viersätzigen Werkes, das ebenfalls in den 40er-Jahren, genauer: 1945 entstanden ist. Man darf, man muss es in puncto musikalischer Substanz, Seriosität und kompositorischer Meisterschaft an die Seite der Werke Weinbergs und Schostakowitschs stellen.
Eine noch engagiertere, leidenschaftlichere und wachere Festschreibung auf Tonträger hätte sich der Komponist kaum wünschen können. Schon Jurij Kotschurow, der Widmungsträger des in h-Moll notierten und (wie immer bei Sviridov) durchweg tonal empfundenen Klavierquintetts schwärmte von dem großen Ausdrucksspektrum des Werkes, das „von tragischem Pathos bis hin zur hohen Lyrik“ reicht.
Mit gleichem Recht kann man das auch von Sviridovs Klaviertrio sagen, das eine ähnlich beglückende Lesart erfährt. Den Musikern gelingt es atemberaubend gut, die rhetorischen, nicht selten sprachähnlichen Figuren der stets leicht fasslichen, aber nie anbiedernden Musik zu artikulieren und dabei den mitunter etwas verbrauchten Floskeln – Stichwort „russische Seele“ und Nähe zur Volkskunst – authentisches Leben einzuhauchen. Mit der „Romanze“, einem der beliebtesten Stücke des Komponisten, endet diese fantastische CD.

© Schäfer, Burkhard / www.fonoforum.de