Convocations

Sufjan Stevens

Erschienen am 06.05.21 bei Asthmatic Kitty
Künstler: Sufjan Stevens
Genre: Alternativ und Indie

Verfügbar in

24-Bit/96 kHz Stereo

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Convocations ist ein originelles, musikalisches Abenteuer wie es nur selten vorkommt. Es besteht aus fünf Sätzen (Kapiteln) die jeweils einem Instrumental-album entsprechen, von denen übrigens jedes seinen eigenen Titel hat: Meditations, Lamentations, Revelations, Celebrations und Incantations. Im Großen und Ganzen eine nahezu zweistündige Klangerfahrung, die Sufjan Stevens folgendermaßen präsentiert: „Eine elektronische Messe mit Ambient-Sound für unsere heutige Zeit, diese Gegenwart voller Furcht und Angst“. Mit diesen neunundvierzig Stücken lädt uns Stevens zu einer wahrhaftigen Reise in unser Innerstes ein, bei der zahlreiche Gefühle, Empfindungen und Regungen zutage treten, die in ganz verschiedenen Welten wurzeln, sodass wir uns dabei zwischen Traum und Dissonanz, zwischen repetitiven Stücken und langen, geruhsamen Passagen, zwischen harmlos und pervers klingenden Tönen hin und her bewegen. Diese fünf Zustände spiegeln die Naturelle wider, die wir in unserem Leben entfalten können, in unseren aufeinanderfolgenden, immer fluktuierenden, manchmal unbewussten Gedanken und Gemütslagen.

In diesem Sinne ist Stevens‘ Projekt jedenfalls faszinierend und aussagekräftig, auch wenn er, und das muss man zugeben, uns nichtsdestotrotz an seine in den siebziger Jahren wirkenden Vorbilder erinnert, die ihn im Hinblick auf Sound und Inspiration beeinflusst hatten, allen voran zum Beispiel Brian Eno, aber auch Klaus Schulze, Morton Subotnick oder sogar Philip Glass und Steve Reich. Diese, von sensiblen Klängen und Welten erfüllte Kathedrale kann wirklich in diesem Sinne als solch eine verstanden werden. Denn die allererste Idee für dieses breit angelegte Projekt ist vor allem auf die Tatsache zurückzuführen, dass der Vater des Musikers im September 2020, zwei Tage nach der Veröffentlichung des Albums The Ascension, gestorben ist.

Diese Convocations und ihre zahlreichen Verzweigungen sind also eine Antwort, sozusagen eine Hommage, besonders über Steves persönliches Ereignis, das Stevens persönlich betrifft und ein hinausgehender Versuch, ein Werk zu schaffen, das sich mit der Thematik des Todes beschäftigt (für ihn wäre es nicht das erste Mal, da er bereits anlässlich des Todes seiner Mutter im Jahre 2015 ein Album aufgenommen hatte, Carrie & Lowell).

Diese Idee, den Tod als etwas Absolutes zu betrachten, führt dazu, dass dieses Projekt das, was Sufjan Stevens innerliches Drama betrifft, übertrifft und einen eindeutigen universellen Wert erreicht. Und hören wir in diese Klangerfahrung hinein, so erfüllt diese Idee ihren Zweck und berührt uns alle in unserem Innersten, ja man könnte sogar sagen, dass sie mit unseren Seelen in Kontakt tritt, wenn wir es zulassen und uns von der Musik vereinnahmen lassen. Indem wir uns von jeder erdenklichen Tätigkeit lossagen (und wir wissen alle, dass es heutzutage äußerst schwierig ist, anwesend, einfach da zu sein, allein schon wegen des allgegenwärtigen Mobiltelefons, von dem wir alle abhängig sind).

Übrigens können wir dieses musikalische Werk auch visuell erleben, und zwar auf Sufjan Stevens Youtube-Kanal: Die gesamte Ausgabe dieses Convocations besteht aus abstrakten Laufbildaufnahmen, die von der Künstlerin Melissa Funentes realisiert und von Otto Sánchez montiert wurden... In unserer heutigen Zeit, in der die musikalische Formatierung nach wie vor akademisch und konformistisch geprägt ist, sodass zum Beispiel die ‚Singles‘ immer noch eine große Rolle spielen, wo doch gerade die Immaterialität der Tonträger neue Möglichkeiten, neue Bereiche bieten, knüpft Sufjan Stevens dank dieser Convocations erneut an die schönen Utopien der siebziger Jahre an. Seine Musik ist frei und wir können sie vor allem anhand von gefühlsmäßigen und geistigen Erfahrungen erleben. © Yan Céh/Qobuz

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