Chinese Butterfly

Albumbeschreibung

Alte Freunde treffen, Projekte der Vergangenheit neu auflegen, jammen, das Ganze auf heutige Relevanz abklopfen – darin besteht seit geraumer Zeit ein Gutteil von Chick Coreas musikalischem Output. Die Resultate können sich in der Regel sehen lassen. Jetzt also eine Reunion mit Meister-Drummer Steve Gadd, Mitglied von Coreas Fusion-Band Return to Forever, bis Lenny White ihn ablöste. Nach Auflösung von RTF war er an bemerkenswerten Alben des Pianisten beteiligt.
Die ganze Reunion-Band rekrutiert sich großenteils aus Ehemaligen, wie dem Saxofonisten Steve Wilson aus Coreas 90er-Jahre-Band Origin. Einziger Neuzugang ist Gitarrist Lionel Loueke, und hier wird’s seltsam. Die Band klingt wie aus einem Guss; man hört, wie gut und wie lange die Spieler einander kennen. Das gilt auch für Loueke, der sich binnen Kurzem perfekt eingespielt hat – so perfekt, dass man ihn kaum wahrnimmt. Über weite Strecken knüpft Corea an den federnden, Latin-gefärbten Fusionsound der ersten Return-to-Forever-Ausgabe an; in einem Remake des gleichnamigen Stücks übernimmt Philip Bailey (Earth, Wind & Fire) im Falsett den Vokalpart von Flora Purim; Wilson spielt oft Flöte. Corea setzt reichlich Fender Rhodes oder Keyboards ein – und Loueke einen Gitarrensynthesizer. Der fast so klingt, wie Coreas Keyboards. Man muss schon sehr die Ohren spitzen, um den Gitarristen, der ja für einen eigenen Sound steht, herauszufiltern. In seinen lautmalerischen Vokalparts ist dies umso leichter.
Gleichwohl macht das Album Freude, besonders CD 2 mit lauter Über-15-Minütern und entsprechendem Auslauf für alle. Außer von John McLaughlins „Chick’s Chums“ und einer Nummer mit Koautor Loueke („Wake-Up Call“) stammt die Musik aus Coreas Feder. Mit Steve Gadds Trademark-Grooves, teils angereichert durch Afro-/Latin-Percussion, erinnert sie an große gemeinsame Zeiten.

© Klostermann, Berthold / www.fonoforum.de