Der Amerikaner Jim Hall, ein waschechter Ästhet der Jazz-Gitarre, der unter anderem mit Sony Rollins und Bill Evans zusammenarbeitete, war das Gegenteil eines extravaganten Virtuosen. Ein bescheidener Autor von wundervollen musikalischen, und mit sechs Saiten gespielten Gedichten.

Vor rund fünf Jahren ging im Stillen, ganz so wie es seine Art war, einer der größten Gitarristen seiner Zeit von uns. Am 10. Dezember 2013 verstarb Jim Hall im Alter von 83 Jahren in seinem New Yorker Apartment in Greenwich Village. Stille. Und Raum. Begriffe, die untrennbar mit seiner Musik verbunden sind, mit seiner Welt und seiner Gitarrensprache. Sein Lieblingsinstrument hat auch schon Virtuosen hervorgebracht, die das Publikum durch gigantische Überschall-Soli zum Staunen brachten. Sicherlich geniale Pyrotechniker, die jedoch eher eine Note zu viel spielten anstatt auf den ein oder anderen Ton zu verzichten. Ganz anders als Jim Hall… Als sein Name in der Jazz-Szene der 50er Jahre die Runde machte, ist die Gitarre alles andere als das beliebteste oder meistgespielte Instrument. Die Stars sind Saxophonisten, Trompeter, Pianisten oder Sänger, jedoch nur selten Gitarristen, abgesehen von Django Reinhardt. Mit Johnny St. Cyr bei Louis Armstrongs Hot Fives oder Freddie Green in der Big Band von Count Basie ist die Gitarre ausschließlich rhythmisch. Anschließend und dank Barney Kessel, Herb Ellis oder auch Tal Farlow zieht die Gitarre schließlich zunehmend Aufmerksamkeit auf sich.

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