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Rock, Alternative & Pop

Das große Ereignis des Monats ist natürlich der “letzte Song” der Beatles, um den man nicht herumkommt. Now and Then, das von einer KI unterstützt wurde und auf John Lennons Stimme aufbaute, ist der Abschluss des “blauen Doppels”, das anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Beatles zusammen mit seinem roten Zwilling remastert wurde. Auch wenn es natürlich kein wirklich Comeback ersetzen kann, ist es schwer, sich nicht in Lennons Melodie zu verlieben, an der Paul McCartney, Ringo Starr und George Harrison 1995 zum ersten Mal zu arbeiten begonnen hatten.

Mitte November schmelzen unsere Herzen für Los Angeles, das von der Supergroup Lol Tolhurst, Budgie — den Schlagzeugern von The Cure und Siouxsie & The Banshees — und dem Produzenten Jacknife Lee (U2, REM, Taylor Swift) mit einer Mischung aus Rock und Elektronik entworfen wurde. Zwischen Post-Punk-Gitarren, energischen Rhythmen und organischen Streichern entfaltet dieses erste Album, das mit einem Qobuzissime ausgezeichnet wurde, eine XXL-Liste von hochkarätigen Gästen: Bobby Gillespie, James Murphy von LCD Soundsystem, The Edge von U2, Isaac Brock von Modest Mouse, die Harfenistin Mary Lattimore oder auch Mark Bowen von den Idles!

Gleichzeitig gab es auch etwas für melancholische Seelen. Der unermüdliche Reisende Zach Condon alias Beirut würzt seine üblichen slawischen Folk-Oden mit Orgelmusik in dem nebligen Hadsel, seiner sechsten Platte und dem Namen des norwegischen Dorfes, in dem er sich zurückgezogen hat. Und Take That sind zurück! Mit This Life ist auch der englische Pop wieder ganz vorne mit dabei. Außerdem: Kurt Viles Laid Back-Rock mit Back To The Moon, Bryan Ferrys Mamouna aus dem Jahre 1994 in geremasterter Version und zwei absolute Live-Highlights: Bob Dylan mit The Complete Budokan 1978 (Live) und die Dire Straits mit Live 1978 - 1992.

Blues, Country, Folk

Letzten Monat erschien das neue Werk einer der größten Country-Ikonen der Welt: Dolly Partons Rockstar. Aber ist es überhaupt noch Country? Eher ein gehobener amerikanischer Pop-Blockbuster mit prominenten Gästen, soliden Coverversionen und E-Gitarren, die so scharf sind wie Kettensägen. Und immer noch dieser Hauch von Stimme, der uns weiterhin dahinschmelzen lässt... Wobei ihr in dieser Hinsicht Chan Marshall alias Cat Power, die mit Cat Power Sings Dylan, Live at the Royal Albert Hall, ganz schöne Konkurrenz macht und ein ganzes Album mit Live-Coverversionen ihres Idols hinlegt.

Für sein fünftes Album will auch der Cowboy Chris Stapleton höher hinaus und nennt es demnach Higher. Country-Sänger ja, aber immer mehr Soul und Südstaaten, mit tiefsinnigen Balladen und berauschenden bluesigen Stücken. Die ungewöhnlichste Folkplatte der Gegenwart ist das Look Over the Wall, See the Sky des Iren John Francis Flynn — sie ist sowohl die traditionellste als auch die innovativste. Und zum Abschluss sollten Sie auch unbedingt in das neue Projekt Phone Orphans der amerikanischen Folksängerin Laura Veirs eintauchen.

Jazz

Wie jedes Jahr in dieser Jahreszeit tauchen wieder Platten auf, die der Weihnachtstradition gewidmet sind. Die Qualität ist in diesem Jahr sehr ansehnlich und man wird nicht zögern, den sehr souligen und warmen Jazz Christmas Wish des Sängers mit der goldenen Stimme Gregory Porter unter den Baum zu legen. Die Stimmung ist generell lyrisch-melodisch, sei es in Form einer anspruchsvollen, emotional nuancierten Romanze der Sängerin Stacey Kent (Summer Me, Winter Me), der virtuosen Leichtigkeit des Pianisten Joey Alexander (Continuance) oder des für die ECM-Ästhetik typischen meditativen Trilogs in Strands, in dem drei wichtige Vertreter des skandinavischen Jazz aufeinandertreffen: Palle Mikkelborg, Jakob Bro und Marilyn Mazur.

Zwei unveröffentlichte Aufnahmen in sehr unterschiedlichen Richtungen werden uns einerseits von der Pianistin Geri Allen präsentiert, die hier mit dem Gitarristen Kurt Rosenwinkel ein telepathisches Duett spielt, das 2012 in der Pariser Philharmonie aufgenommen wurde (A Lovesome Thing). Und natürlich den großen Pianisten und Keyboarder Chick Corea, der in The Future is Now an der Spitze seiner Elektric Band in einer Folge von Ausschnitten seiner letzten Tournee aus den Jahren 2016 und 2017 auftritt. Außerdem wird Wes Montgomerys Gitarrenklassiker Full House in einer remasterten Version mit bisher unveröffentlichten Aufnahmen (The Complete Full House Recordings) zum x-ten Mal eine “neue Jugend” erleben... Und um Ihnen die Adventszeit noch ein bisschen mehr zu versüßen, hat ACT Music zwei Überraschungen für Sie: Neben der exklusiven Compilation für Qobuz Christmas in the Spirit of Jazz mit tollen Weihnachtssong verschiedener hochkarätiger ACT Künstlern und Künstlerinnen hat auch Nils Landgrens nach drei Jahren endlich wieder ein weitere Album aus seiner Reihe Christmas with My Friends veröffentlicht - Weihnachten kann kommen!

Klassik

Im November stand besonders das Klavier mit den Alben zweier herausragender Pianisten aus unterschiedlichen Generationen im Fokus: Zum einen das Debütalbum Waves des Gewinner des Internationalen Chopin-Wettbewerbs aus dem Jahre 2021, Bruce Liu, mit einem Crossover-Programm aus Rameau, Ravel und Alkan, veröffentlicht bei der Deutschen Grammophon. Zum anderen konnte man sich an der großartigen Debussy-Monographie von Steven Osborne bei Hyperion erfreuen.

Auch ist die Stargeigerin Anne-Sophie Mutter zurück und präsentiert uns nach über 50 Jahren Karriere ein Album zusammen mit ihrem Nachwuchsensemble Mutter’s Virtuosi, das Bach, Bologne, Previn und Vivaldi gewidmet ist. In diesem Zuge sollten auch die Solisten Avi Avital (an der Mandoline) mit Concertos sowie Bertrand Chamayou am Klavier mit Letter(s) to Erik Satie unbedingt angehört werden. Am selben Tag erschien auch die vielleicht wichtigste Veröffentlichung des Monats: die neue Produktion Arvo Pärt des Kammerchors der Estonian Philharmonic Chamber Choir und des Tallinn Chamber Orchestra, die auf ECM erschütternde Interpretationen der späten Werke des Komponisten, darunter der berühmte Tractus, liefern.

Außerdem können wir Saint-Saëns Karneval der Tiere in einer neuen Version des Ensembles Les Siècles und ihrem Leiter François-Xavier Roth hören, John Nelson und The English Concert, die mit Händels Messiah sich auf die Weihnachtszeit einstellen und das festliche Live-Konzert zur 525 Jahrfeier der Wiener Sängerknaben. Zum Abschluss haben wir noch zwei ganz besondere Highlights für Sie parat: Der Soundtrack zu Bradley Coopers Biografie über Leonard Bernstein, Maestro, eingespielt mit der Starbesetzung des London Symphony Orchestra und Yannick Nézet-Séguin! Und auch der Yekaterinburg Philharmonic Choir meldet sich mit einer atemberaubenden Aufnahme von Rachmaninows Vesper zurück, die bei Fuga Libera erschienen ist.

Metal & Hard Rock

Suffocation, seit drei Jahrzehnten eine feste Größe im Death Metal, kehren mit Hymns From the Apocrypha, dem ersten Album, das mit dem neuen Sänger Ricky Myers aufgenommen wurde, in den Vordergrund zurück. Liebhaber und Liebhaberinnen melodischerer Klänge sollten sich Angras Cycles of Pain nicht entgehen lassen, das zehnte Studioalbum der Brasilianer, das nach fünf langen Jahren des Schweigens endlich veröffentlicht wurde. Die rockigeren Lonely The Brave entwickeln ihr alternatives Universum, das sie von den heiligen Monstern der 90er Jahre übernommen haben, weiter, zwischen Post-Grunge und Stadionliedern mit ihrem What We Do to Feel, das mit seinen eingängigen Melodien zum Teufel geht.

Tarja, die ehemalige Stimme von Nightwish, hat ihr Weihnachtsalbum Dark Christmas veröffentlicht, auf dem sie unter anderem Last Christmas von Wham! und das unvermeidliche All I Want for Christmas Is You von Mariah Carey neu interpretiert. Und weil ein November ohne Reissues, mit denen man sich vor den Feiertagen noch einmal in die besten Klänge stürzen kann, kaum denkbar wäre, präsentieren die schwedische Djent-Legende Meshuggah und der verrückte Kanadier Devin Townsend anlässlich ihrer jeweiligen Geburtstage ihre Kultalben in neu bearbeiteten Versionen: Chaosphere und Infinity. Fünfundzwanzig Jahre sind schon etwas Besonderes.

Deutsche Musik

Wer hätte es gedacht, doch kurz vor dem Jahresende ist auch einer der bekanntesten deutschen Rapper und Sänger mit seinem neuen Album zurück. “nur liebe, immer.” - mit diesem Satz beendet Casper jeden seiner Posts auf Instagram, denn seine Lebenseinstellung lautete, sich die Liebe in einer Welt voller Wut und Zynismus zu bewahren. Dazu hat der November noch zwei Newcomer-Bands für uns parat: Culk, die mit Generation Maximum ein “Requiem für eine verlorene Jugend” in höchstqualitativer musikalischer Form wiedergeben sowie blumengarten, die uns mit Schönheit, die in schmerzen liegt ein nicht weniger poetisches und tiefgründiges Album, durchzogen von Schlafzimmer-Pop und einfachen Melodien präsentieren. Große Lyrik und Melodien gibt es auch bei Klaus Hoffmann mit Flügel und schlagfertige Texte bei den Österreicher:innen Buntspecht, wie auch schon der Titel ihres neuen Album An das Gestern, das nie Morgen wurden darfte. Ich warte erkennen lässt. Als Schlusslicht glänzen Feine Sahne Fischfilet mit ihrer Live-Platte Alles glänzt - Alles Live.