Eine neue Supergroup! Die Schlagzeuger von The Cure und Siouxsie And The Banshees, Kultbands der Post-Punk-Ära, versammeln eine unglaubliche Besetzung auf einem der besten Alben des Monats.

Zwischen Lol Tolhurst (The Cure) und Budgie (Siouxsie And The Banshees) besteht eine mehr als vierzigjährige Freundschaft. Die beiden Schlagzeuger lernten sich auf der berühmten gemeinsamen Tournee der beiden Bands im Jahr 1979 kennen. In jenem Jahr stand es nicht einfach um Siouxsie And The Banshees, die gerade mit ihrem Debütalbum The Scream einen Hit landeten, als zwei ihrer Mitglieder, der Schlagzeuger Kenny Morris und der Gitarrist John McKay, die Band verließen. Ersterer wurde durch Budgie (von der Band The Slits) ersetzt,, während Robert Smith, der Sänger von The Cure, anbot, für beide Bands Gitarre zu spielen, wodurch die Tournee gerettet werden konnte.

Lol Tolhurst und Budgie sollten schließlich mit ihren Hits Boy’s Don’t Cry und Happy House den Ton der 80′s angeben, sind seitdem nicht mehr voneinander zu trennen und moderieren sogar gemeinsam den Podcast “Curious Creatures”. Die Idee, eine Band zu gründen, kam ihnen bei einem Mittagessen mit Kevin Haskins, der bei einer anderen englischen Post-Punk-Band, Bauhaus, die Trommeln schwingt, mit dem Konzept “die drei Tenöre, aber mit Schlagzeugern”. Nach einigen Sessions geriet das Projekt ins Stocken, dann ging Haskins auf Tournee, und Tolhurst und Budgie bekamen ihren idealen dritten Mann zu fassen: Es sollte Jacknife Lee werden.

Der Produzent von U2, R.E.M und Taylor Swift sperrt das Trio in seinem Studio im Topenga Canyon in Kalifornien ein und spielt ihnen zur Inspiration alte Vinylplatten vor: T. Rex, Kraftwerk, Brian Eno, Robert Fripp oder Roxy Music. Die beiden Schlagzeuger beginnen mit Gitarren, Synthesizern und natürlich Schlagzeug zu experimentieren, das im Mittelpunkt der Kompositionen für ein knallhartes Album steht. Die ersten Demos werden veröffentlicht und andere werden auf das Projekt aufmerksam: The Edge, der nebenan wohnt und in seiner Jugend ein Fan der Banshees war, Mark Bowen von Idles, James Murphy von LCD Soundsystem oder Bobby Gillespie von Primal Scream.

Die beiden Schlagzeuger und der Produzent, der die Kompositionen verantwortete, sind weit davon entfernt, die 80er Jahre wiederzukäuen, sondern beweisen ein sehr modernes musikalisches Gespür mit einer klaren künstlerischen Richtung und einigen markanten Songs. Das gilt auch für das hervorragende Los Angeles feat. James Murphy mit seinem unaufhaltsamen Synthie-Bass und dem eindringlichen Refrain. Die gleiche Art von Energie findet sich auch in We Got to Move mit Isaac Brock, dem Sänger der Portland-Band Modest Mouse, in Uh Oh (feat. Arrow de Wilde und Mark Bowen) oder in Train With No Station mit The Edge. Alle Titel (außer denen mit Bobby Gillespie, die eher kontemplativ und psychedelisch sind) gehen in die gleiche Richtung, voller Rockenergie und diesem Hauch von perfekt dosierter elektronischer Produktion, eingeordnet in das Thema rund um die Stadt Los Angeles, dem Zufluchtsort für Musiker und Musikerinnen, ob sie nun gerade auf dem Weg nach oben oder in die Verzweiflung sind.

Ein echtes Konzeptalbum von zwei Schlagzeugern, den ungeliebtesten aller Musiker:innen. Eine Dimension, die Lol Tolhurst nicht entgangen ist: “Wenn du Schlagzeuger in einer Band bist, sehen dich die Leute nicht als eigenständige Person an, du bist nur der Typ, der dem Sänger hilft. Mit dieser Platte eignen wir uns unsere Kunst wieder an.”