Der Verein “Preis der deutschen Schallplattenkritik” gibt seine Jahrespreise bekannt. Erfahren Sie hier mehr über die zehn Preisträger und Preisträgerinnen unterschiedlichster Genres.

Auch diesen Herbst kamen im Verein “Preis der deutschen Schallplattenkritik” Musikkritiker:innen und Journalist:innen aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammen, um die besten Aufnahmen aus Musik und Wortkunst auszuzeichnen. Insgesamt wurden zehn Preise in den unterschiedlichsten Genres vergeben — von Jazz und Klassik bis hin zu deutscher Musik und Hörspiel.

Den Anfang bilden Hervé Niquet und Le Concert Spirituel mit der komischen Oper Don Quichotte Chez La Duchesse. Das erste Mal 1987 einstudiert, haben Niquet und sein Ensemble sich ein weiteres Mal an die Aufnahme herangetraut, veröffentlicht bei dem ausgezeichneten Label Château de Versailles Spectacles. In drei Akten präsentieren sie uns eine “barocke Sketchparade”, wobei eine hochragende Musikalität auf herrlich-schräge Parodien trifft. Ein Must!

Es sollte eine der letzten Aufnahmen von Lars Vogt werden, bevor er tragischerweise 2022 an einer Krebserkrankung starb. Das Geschwisterpaar Christian und Tanja Tetzlaff waren enge musikalische und persönliche Freunde des Pianisten, was sich in zahlreichen Aufnahmen widerspiegelt. Auf Schubert: Chamber Works beweist das Trio ein weiteres Mal ihre Symbiose — zwischen Tragik, künstlerischer Hingabe und musikalischer Schönheit. Ein Werk für die Ewigkeit.

Für das 50-jährige Jubiläum von Bitches Brew, dem legendären Album von Miles Davis, das im April 1970 erschien, plante der schwedische Produzent Martin Terefe im Jahr 2020 ein ehrgeiziges Konzert mit der Crème de la Crème der pulsierenden Londoner Jazzszene. Die Corona-Pandemie kam dazwischen, jedoch beschlossen London Brew, das gleichnamige Projekt trotzdem aufzunehmen. Ein Allstar-Besetzung und eine Hommage an Davis, inspiriert von Jazz, Fusion und Rock wie ebenso von karibischer oder elektronischer Musik.

Bigband trifft auf Progressive Rock! Die Münchnerin Monika Roscher lässt sich nicht von vorherrschenden Kategorien beeindrucken und veröffentlicht mit ihrer Band das Crossoverprojekt Witchy Activities And The Maple Death, welches sich zwischen orchestralen imposanten Klängen, Gesang und rockigen Gefilden bewegt.

Mit der Sängerin Souad Massi haben wir eine Vertreterin der algerisch-französischen Musikszene gefunden, die traditionelle Klänge mit Folk- und Pop-Einflüssen mischt, wobei ihre bezaubernden Gesangsstimme in französischer und arabischer Sprache zu uns spricht. Tiefgründige Themen prägen ihre Texte, die auf Sequana in elf Titel zur Geltung kommen. Ein musikalisches Zeugnis, das Tradition und Gegenwart miteinander verbindet.

Mit A.S.O. reisen wir zurück in die Zeit der 90er-Chillout-Jahre, wo abseits von aufbrausender Electronic Music und hartem Techno das Chillout-Genre noch einen festen Platz in den Clubs gefunden hat. Hinter dem Duo stecken der in Berlin lebende Produzent Lewie Day und die australische Sängerin und Songwriterin Alia Seror-O’Neill. Ihre gemeinsame Leidenschaft für Dream Pop, Shoe Gaze und Trip-Hop sollten die beiden schnell auf eine außergewöhnliche Reise von hypnotisierenden Klängen und minimalistischen Sound führen, die sie uns in ihrem selbstbetitelten Album präsentieren.

Wenn wir an lateinamerikanische Musik denken, so würden wir das nicht unbedingt sofort mit Science Fiction in Verbindung bringen, viel eher prägte uns die Film- und Musikindustrie mit elektronischen Synth-Sounds oder orchestralen Klängen. Die kolumbianische Sängerin und Musikerin Lucrecia Dalt jedoch zeigt uns auf ¡Ay!, dass die Musik ihrer Kindheit das Spektrum unserer Vorstellungskraft genauso gut erweitern kann und experimentelle Sphären sowie Geschichten anderer Galaxien auf ihrem Album entstehen können. Folklore à la Sci-Fi!

Dank der Düsseldorfer Düsterboys hat die deutsche Indie-Szene eine Band dazugewonnen, die das Genre bis in die kleinsten Ecken ausleben und verbreiten wird. Mit ein Prise Dadaismus, lieblichen Gitarrenarpeggios und einem Anti-Folklore-Stil, schaffen es die beiden Jungs aus Essen, unsere Herzen in Windeseile zu erobern und uns in düsteren Zeiten vom Gegenteil ihres Namens zu beweisen.

Leider nicht im Streaming erhältlich, möchten wir natürlich trotzdem die beiden Auszeichnungen für Wortkunst erwähnen: Händl Klaus erzählt uns in seinem Hörspiel Zrugg — das übrigens in Tiroler Dialekt eingesprochen ist — die absurde Geschichte eines Dichters, der ein bestimmtes Wort vergessen hat und alle Beteiligten ihm dabei helfen, sich wieder an dieses zu erinnern. Dabei entsteht ein Gespann aus Geschichten, welches die Hörerinnen und Hörer in den Bann zieht. Auch Werner Fritsch holt uns mit seinen intelligenten und poetischen Geschichten ab, die sich nicht selten auf autobiografische Ereignisse beziehen. Auf Mixing Memory & Desire berichtet er uns über seine Liebe zu Jimi Hendrix, die Dialektitk zwischen dem Oberpfälzer-Dialekt und der hochdeutschen Sprache und weitere Einblicke in seine wundersamen Gedanken.

Hier finden Sie alle Preisträger:innen der letzten Jahre.