Maria Callas’ überwältigendes Schallplattenvermächtnis wirkt umso beeindruckender, wenn man sich vergegenwärtigt, dass ihre Opernaufnahmen im Studio innerhalb von nur knapp zehn Jahren entstanden: Zwischen 1952 und 1960 verwirklichte die Sopranistin nicht weniger als 24 Aufnahmen (den Großteil davon zwischen 1953 und 1957), und später Carmen (1964) und eine zweite Tosca (1965) in ihrer neuen Heimat Paris. All diese Einspielungen wurden 2014 zusammen mit einigen berühmten Rezitalschallplatten aufwendig von den Originalbändern remastert und als hochkarätiges Box-Set neu bei Warner Classics veröffentlicht.

Die große Bedeutung dieser Studioaufnahmen — die maßgeblich sind, weil das musikalische Endergebnis (anders als bei Liveaufnahmen) vom Zuspruch sämtlicher Hauptbeteiligten abhängt und genau wiedergibt, welche Vorstellungen diese zu einer bestimmten Zeit von der Interpretation des Werks haben — widerspricht dabei nicht der vorherrschenden Auffassung, dass die Kunst der Callas nur in ihrem vollständigen Ausmaß erfasst werden kann, wenn man sie gleichzeitig als Schauspielerin im ureigenen Kontext der Bühnenaufführung mit all ihren Risiken und der Aufregung, aber auch den gewissen Freiheiten erlebt, die die Sängerin sich im Studio nicht herausnahm und die Maestro Serafin — nebenbei bemerkt — auch nicht hätte durchgehen lassen. Als EMI anlässlich ihres 20. Todestages im Jahr 1997 die erste Ausgabe der mehrteiligen Maria Callas Edition veröffentlichte, hielt man es für selbstverständlich, dass ihre bedeutendsten Liveaufnahmen enthalten sein würden. Die Reihe wurde bis 2003 mit insgesamt 15 geschichtsträchtigen Darbietungen sowie zahlreichen Rezitalen fortgesetzt.

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