András Schiff hat sich vor allem als herausragender Interpret von Bach, Mozart, Beethoven und Bartók einen Namen gemacht. Weniger bekannt ist sein besonderes Faible für Brahms. Nun hat er die beiden Brahms-­Klavierkonzerte auf einem Flügel von 1859 eingespielt.

Wenn in Kreisen von Pianisten und Klaviermusikliebhabern über András Schiff gesprochen wird, so lobt man oft sein scharfsinniges Bach-Spiel. Andere rühmen die intellektuell fundierten Beethoven-Deutungen oder die Innigkeit seiner Schumann-Interpretationen. Nur als Brahms-Spieler wird Schiff bisher kaum wahrgenommen, was erstaunlich ist, denn der Hamburger Komponist hat für den ungarischen Meisterpianisten eine besondere Bedeutung. Schiffs innige Beziehung zu Brahms᾿ Musik reicht zurück bis in seine Kindheit: „Ich war damals etwa zehn Jahre alt und konnte keine Brahms-Stücke spielen, denn seine Musik ist nicht dafür gedacht, von Kindern gespielt zu werden, trotzdem war er damals mein Lieblingskomponist, insbesondere seine beiden Klavierkonzerte hatten es mir angetan.“

Regelmäßig ging der kleine András mit seiner Mutter in Budapest ins Konzert. Dort erlebte er, bei ihr auf dem Schoß sitzend, die großen Pianisten der damaligen Zeit. „Eines Tages kam Arthur Rubinstein nach Budapest und spielte das zweite Brahms-Konzert“, erinnert sich Schiff. „Ich war damals unglaublich beeindruckt, dieses Erlebnis war einer der Gründe, weshalb ich unbedingt Konzertpianist werden wollte. Schon damals träumte ich davon, dieses Konzert später einmal selbst zu spielen.“ Nach und nach kam Schiff in das Alter, in dem er auch Brahms᾿ Stücke bewältigen konnte.

Dessen erstes Klavierkonzert begann er im Alter von 16/17 Jahren zu lernen, „da hatte ich eine harte Nuss zu knacken“, erklärt er. „Ich habe viele Jahre gebraucht, um dieses Werk so einzustudieren, dass mein Lehrer Ferenc Rados dazu bereit war, es mit mir an zwei Klavieren zu spielen. Es dauerte noch ein paar weitere Jahre, bis ich das Konzert mit einem leider nicht sehr guten Orchester aufführen durfte, es war trotzdem eine tolle Erfahrung.“ Allmählich lernte er auch Brahms᾿ Soloklavierstücke, die Kammermusik, die Lieder und die Sinfonien kennen. Später gab es eine Phase, in der für Schiff vor allem die Musik von Bach, Haydn und Mozart wichtig wurde, sowie die Werke von Beethoven, Schubert und Schumann. „Nun im reifen Alter von 67 Jahren komme ich langsam, aber sicher zurück zu meiner ersten Liebe“, schmunzelt er. „Ich liebe Brahms immer noch so sehr wie damals.“

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