Der Ex-Bassist von The Clash und die Tochter von Kevin Ayers präsentieren uns einen interessanten Paso-Doble, der sich zwischen den Genres bewegt und nach neuen Zielen sucht.

Hinter dem geheimnisvollen Namen Galen & Paul verbirgt sich ein neues Duo, das mit Can We Do Tomorrow Another Day? sein erstes Album veröffentlicht hat. Ganz neu? Nicht ganz... Galen ist Galen Ayers, die Tochter des genialen Kevin Ayers, der 2013 verstorbene britische Musiker, Mitbegründer von Soft Machine und eine besondere Persönlichkeit der progressiven und psychedelischen englischen Szene in Canterbury Ende der 60er und Anfang der 70er. Eine reisende Folkerin, die in Griechenland auf der Insel Hydra vor Anker ging und ihre Stimme ab 2008 als Teil des Popduos Siskin, das sie mit Kirsty Newton gründete, nutzte, bevor sie 2018 ihr Soloalbum Monument veröffentlichte. Paul ist eine Ikone der Rockgeschichte, die auf dem Cover von London Calling verewigt wurde, als er seinen Fender Precision Bass auf dem Boden zerschmetterte. Als sich The Clash 1986 auflösten, folgte Paul Simonon mit mehr oder weniger großem Engagement einem Projekt nach dem anderen: Havana 3 A.M. und dann The Good, The Bad & The Queen mit Damon Albarn, (dem verstorbenen) Tony Allen und Simon Tong. Vor allem aber vertreibt sich der ehemalige Bassist von The Clash die Zeit, indem er seine vier Saiten durch Pinsel ersetzt und seine Gemälde regelmäßig in allen Ecken der Welt ausstellt.

Als die beiden sich treffen, steht das Aufnehmen eines Albums nicht auf der Tagesordnung. Man diskutiert, tauscht sich aus und kreuzt die Federn und Stimmen. « Paradoxerweise wurden stundenlange Anstrengungen darauf verwendet, unsere Songs zu vereinfachen. Weniger ist mehr », sagt Galen Ayers. « Obwohl ich musikalisch mit vielen Künstlern zusammengearbeitet habe, unter anderem mit Kirsty Newton in unserer Band Siskin, war ich hauptsächlich als Solokünstlerin unterwegs. Aber mit Paul zu schreiben, war einer der Höhepunkte meiner bisherigen musikalischen Karriere. » Paul Simonon seinerseits behandelte das Schreiben ebenfalls mit Überzeugung und Interesse. « Ich erinnere mich, als ich bei The Clash war, erzählte uns unser Manager Bernie Rhodes, dass der Produzent Andrew Loog Oldham Mick Jagger und Keith Richards in ihrer Küche eingesperrt und ihnen gesagt hatte: « Ich lasse euch nicht raus, bis ihr einen Song geschrieben habt! » Das war tatsächlich das, was Galen und ich taten. Wir verbrachten jeden Abend damit, einen neuen Song zu schreiben ».

Die Geschichte der Popmusik ist voll von legendären gemischten Duos, deren Namen jeder kennt: Sonny & Cher, Jane Birkin & Serge Gainsbourg, Gram Parsons & Emmylou Harris, Les Paul & Mary Ford, She & Him... Bei Galen & Paul liegt der Vergleich nahe: Sie sind Nancy Sinatra & Lee Hazlewood, denn die Yin-und-Yang-Seite ihrer Stimmen erinnert an das berühmte Duo. Was die Musik betrifft, hat Can We Do Tomorrow Another Day? den Charakter einer Troubadour-Platte. Wie eine Langstreckenreise, bei der die Inseln Stile sind. Galen Ayers und Paul Simonon führen einen Reisepass mit Stempeln aus vier Kontinenten mit sich. Das Album ist im Herzen kosmopolitisch, ja sogar europäisch (sie singen auf Englisch, Spanisch und erklären Paris ihre Liebe) und beansprucht in seiner Nonchalance und seiner Straßenmusikant:innen-Art eine echte Klasse. Mariachi-Einflüsse, Reggae-Klänge, französisches Retro-Chanson, spanischer Pop, Cha-Cha-Cha, Tavernen-Atmosphäre und Rocksteady - alles ist dabei, ohne wie eine organisierte Reise zu klingen.

Die Qualität von Can We Do Tomorrow Another Day? hängt auch mit der Besetzung zusammen, die das Duo zusammengestellt hat. Der legendäre Tony Visconti, der für seine Arbeit mit David Bowie bekannt ist, hat die Produktion in ein schlichtes Gewand gehüllt, das die Protagonisten ins rechte Licht rückt. Die Gitarren werden von Simon Tong, Ex-The Verve und The Good, The Bad & The Queen (« Mein Lieblingsgitarrist auf der Welt! », gesteht Paul Simonon), die Keyboards von Ex-Big Audio Dynamite Dan Donovan und das Schlagzeug von Seb Rochford, dem genialen Freigeist der englischen Jazzszene seit mehreren Jahrzehnten, bedient. Als Sahnehäubchen bläst Damon Albarn von Blur/Gorillaz bei mehreren Titeln in seine Melodica. So wird diese wohlwollende, warme und ein wenig retroartige Qobuzissime-Platte noch strahlender.