1968-2018. Led Zeppelin feierten 2018 ihr 50-jähriges Jubiläum. Innerhalb von zwölf Jahren hatten Jimmy Page, Robert Plant und John Paul die Geschichte des Rock nachhaltig geprägt, und seit dem Tod des Schlagzeugers John Bonham im Jahre 1980 kamen sie mehrere Male, mit mehr oder weniger großem Erfolg, erneut auf der Bühne und im Studio zusammen. Werfen wir doch einen Blick auf die verschiedenen Comebacks von Led Zeppelin…

Als Robert Plant 1988 gefragt wurde, was ihm zum 20. Geburtstag von Led Zeppelin einfällt, lächelte er spöttisch und sagte: „Die Tatsache, dass Led Zeppelin Musik gemacht haben, sollte kein Anlass zu Gedenkfeiern sein, als ginge es um einen dieser verdammten Kriege!“ Nach dem brutalen Dahinscheiden von John Bonham am 25. September 1980 haben die drei anderen Bandmitglieder beschlossen, Led Zeppelin endgültig aufzulösen, dermaßen unvorstellbar schien es ihnen, ohne ihren emblematischen und damit unersetzlichen Schlagzeuger weiterzumachen. Für einen guten Zweck sollte es wohl in der Folge ein paar kurze und seltene Auftritte geben, wie etwa bei Live Aid am 13. Juli 1985, im JFK-Stadium in Philadelphia oder im Madison Square Garden am 14. Mai 1988 zu Ehren von Ahmet Ertegün, jenes Mannes, der Led Zeppelin 20 Jahre zuvor bei seinem Label Atlantic unter Vertrag genommen hatte.

Allerdings dauerte es fast 20 Jahre, bis es zu einer wahrhaften Neuaufstellung der Band kam, und zwar am 10. Dezember 2007 in der O2-Arena in London (Celebration Day), mit Johns Sohn, Jason Bonham an Stelle seines Vaters. Gewiss konnte man sich in der Zwischenzeit mit mehr als 200 Konzertdaten und zwei Alben von Jimmy Page/Robert Plant (No Quarter, im Jahre 1994, und Walking into Clarksdale, im Jahre 1998) recht gut die Zeit vertreiben, auch mit den beiden Tourneen und der ausgezeichneten Live-Show von Jimmy Page zusammen mit The Black Crowes (Live at the Greek), welcher die bislang beste Hommage an dieses Luftschiff war.

Genauso wie die Beatles haben auch diese drei Männer allerlei verlockende Angebote erhalten, um sich neu zu formieren, sie haben aber widerstanden. John Paul Jones hat lieber zusammen mit Dave Grohl (Nirvana, Foo Fighters…) und Josh Homme (Queens Of The Stone Age…) eine andere Supergroup, The Crooked Vultures, gebildet. Jimmy Page hat sich vor allem den Aufnahmen der Gruppe gewidmet, um sie einem Remastering zu unterziehen, wohingegen Robert Plant abwechselnd mal seine Solokarriere weiterführte, mal in verschiedenen Gruppen oder Projekten spielte (Priory of Brion, Strange Sensation, Robert Plant/Allison Krauss, Band Of Joy, The Sensational Space Shifters…). Letzterer ist am nachhaltigsten gegen jedwede Idee eines Comebacks von Led Zeppelin. Drei Jahre nach einem mehr als enttäuschenden Auftritt bei Live Aid drückt sich der Sänger ohne Zurückhaltung aus: „Erneut mit Jimmy zusammenzuarbeiten, vor allem, um wieder auf die Bühne zu steigen, das wäre genauso, als wäre man mit seiner Ex-Frau im Bett, ohne mit ihr Sex haben zu können. Eine ehemalige Beziehung kann nicht wieder funktionieren wie in ihren besten Tagen. Das ist schlicht und einfach unmöglich.“

Robert Plant, Jimmy Page und John Paul Jones kamen trotzdem am 2. Dezember 2012 bei der Preisverleihung für Led Zeppelin anlässlich der 36. Kennedy Center Honors in Washington zusammen. Obwohl Barack Obama zugegen war, haben sie nicht eine einzige Note gespielt und sie überließen die Bühne Dave Grohl und seinen Foo Fighters, Lenny Kravitz, Jack Black, Ann und Nancy Wilson (Heart, The Lovemongers…) oder auch Kid Rock, die erneut eine Handvoll Hits spielten. Die Feierlichkeiten haben trotzdem alle Beteiligten zutiefst bewegt. Plant war bei Stairway to Heaven zu Tränen gerührt, obwohl er das Stück zu Led Zeppelin-Zeiten nicht mehr ertragen konnte. Jimmy Page bestätigt das gern: „Wir wussten überhaupt nicht, was uns erwartete und deshalb waren wir gefühlsmäßig überwältigt. Im Hotel war mir Dave Grohl nur kurz über den Weg gelaufen und ich ahnte schon, dass er etwas spielen würde. Auch die Tatsache, dass Jason Bonham da war (er saß öfter am Schlagzeug, wenn sich die Gruppe nach 1980 traf), überraschte uns alle drei. Kid Rock interpretierte Babe I'm Gonna Leave You auf meisterhafte Weise. Sehr schade, dass es auf dem ausgestrahlten Video nicht zu sehen war. Die Arrangements auf der Gitarre waren großartig, auch bei Ramble On, das die Gruppe gleich danach gespielt hat. Und der Schlusspunkt mit Heart bei Stairway to Heaven war fabelhaft. Ich empfand immer schon unheimlich große Achtung vor den Wilson-Schwestern; ihre Interpretation gemeinsam mit den Chören war wunderbar. Das klang wie eine Gospel-Version und ich dachte: ‚Wow, welch tolle Idee!‘ Ich hätte nie gedacht, dass unsere Musik auf diese Art interpretiert werden könnte. Das war reine Zauberei. Man merkte, dass mit so viel Liebe und Respekt gespielt wurde, dass es einen zutiefst berührte. Ich hatte keinen Grund zu spielen, ich war da, um es mir anzuhören. Ich hätte sogar gern mehr gehört…“ Man könnte sich also leicht vorstellen, dass ein ähnliches Konzert für den 50. Geburtstag von Led Zeppelin die perfekte Idee sein könnte…

Dass Page seit etwa zwanzig Jahren die Schlüsselposition innehat und das ganze Remastering übernommen hat, ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass er es war, der die Gruppe gegründet hat. 1968 war er dazu entschlossen, zusammen mit ein paar sorgfältig ausgesuchten Musikern die Band The New Yardbirds zu gründen. Zuerst gab es einen Versuch mit John Entwistle und Keith Moon, der ihm den Namen Led Zeppelin vorgeschlagen hat, Der Schlagzeuger und der Bassist von The Who hatten mit der Idee gespielt, auf Pete Townshend und Roger Daltrey zu verzichten, ließen dies dann aber sein. John Paul Jones, der dieselben Studio-Sessions wie Page abklapperte, sollte der erste sein, der unterschreibt, aber dank des anfangs angesprochenen Sängers Terry Reid vervollständigen dann die beiden Männer die Gruppe. Reid, der schlussendlich doch nicht verfügbar war, empfahl ihnen wärmstens Robert Plant, der seinerseits John Bonham vorschlug (beide waren Mitglieder von The Crawling King Snakes und Band Of Joy).

Sie probten zum ersten Mal am 12. August 1968 und - so wie erzählt wird - war die Begeisterung von Anfang an groß. Page denkt noch ganz bewegt daran: „Viele Kompositionen des ersten Albums hatte ich schon vorbereitet, etwa Babe I'm Gonna Leave You, Dazed and Confused oder Communication Breakdown, und zwar lange bevor Led Zeppelin gegründet wurde. Also noch bevor ich Robert Plant kennenlernte. Schon bei der ersten Probe spielten wir ganz frei ohne irgendeine Autorität. Ab diesem Zeitpunkt hat sich dann alles von selbst ergeben. Jeder fühlte sich dazu verpflichtet, von Anfang an sein Bestes zu geben. Ich schwöre darauf, dass John Bonham nie zuvor in seinem Leben so gut gespielt hat wie bei bei Led Zeppelin. Er war in der Lage es zu tun, aber ihm war nie die Möglichkeit gegeben worden. Dasselbe gilt für John Paul Jones. Er hatte nie die Gelegenheit gehabt, so frei zu spielen. Was mich betrifft, so glaube ich, dass ich bei The Yardbirds nicht schlecht gespielt habe, ich bin aber nie so nah an das gekommen, was ich dann bei Led Zeppelin ausprobieren konnte.“ Die Besetzung war von Anfang an perfekt, der nicht sehr gesprächige John Paul Jones bestätigt es: „Bei Led Zeppelin sprachen wir nicht viel über Musik. Wir spielten einfach, ohne uns viele Fragen zu stellen. Ansonsten brachte jeder seine Erfahrung mit und das erlaubte es uns, ohne irgendwelche Probleme unsere eigene Persönlichkeit einzubringen. Page war zwar von Anfang an der Manager, aber seiner Meinung nach beanspruchte keiner von ihnen irgendeine Art Leadership: „Es gibt nur wenige Gruppen, deren Mitglieder alle auf gleichem Fuß stehen wie innerhalb von Led Zeppelin. Niemand hat versucht, mit den anderen zu rivalisieren oder sich hervorzutun. Auch ich nicht, obwohl ich für unsere Musik alle Pläne erstellte.“

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