Mehr als 45 Jahre vor dem Erfolg des Films „Black Panther“ nahm Hollywood schon die afroamerikanische Community mit perfekt auf sie zugeschnittenen Helden ins Visier. Zu dem Filmgenre Blaxploitation gehören „Shaft“, aber auch „Blacula“ sowie „Super Fly“ - also Thriller, Komödien und sogar Vampirfilme, deren Soundtracks in den 70er Jahren einige recht groovige Perlen hervorbringen sollten…

Es handelt sich um ein Phänomen, nichts Anderes. Der Riesenerfolg von Black Panther in den USA ist ziemlich beeindruckend. Ryan Cooglers Blockbuster ist die Verfilmung der aus den Marvel Comics stammenden Figur T'Challa und sorgt in der afroamerikanischen Community – und auch außerhalb – für Aufregung, und die Gründe dafür kennt jeder. Dieser erfolgreiche Film mit dem Siegel 100% black, mit seinen guten und bösen Helden, seinen Opfern und allem, was dazugehört, erinnert uns vor allem daran, dass Amerika noch lange brauchen wird, um seine Gespenster loszuwerden. Da dies mitten im Mandat von Trump geschieht, ist dieser Eindruck umso stärker, noch dazu, wo der dazugehörige Soundtrack dem begabtesten und beeindruckendsten Musiker eben dieser Community zu verdanken ist: Kendrick Lamar. Wird dieser Black Panther ein Erdbeben auslösen? Eine Revolution? Ein noch nie dagewesenes Phänomen? Von wegen!

Im Laufe der 70er Jahre entstehen mehr als 200 dem afroamerikanischen Publikum gewidmete Filme, die unter der Bezeichnung Blaxploitation in den Kinos der großen Städte des Landes laufen. Die Drehbuchautoren dieser Filme (oft Trashfilme) sehen im Allgemeinen keinen Unterschied zwischen dem Drehbuch einer Episode aus der Lindenstraße und dem von Citizen Kane. Und ihr Budget ist ungefähr so niedrig wie das BIP von Bangladesh… In einem Land wie Amerika, das einerseits mit seinem Einsatz im Vietnamkrieg seit 1965 und andererseits mit den immer deutlicheren, von Martin Luther King und Malcolm X übernommenen Forderungen der schwarzen Bevölkerung konfrontiert wird, sehen die Machthaber in Hollywood vor allem die Möglichkeit, mit so gezielt produzierten Filmen gefühlsmäßig eine Community anzusprechen, die sich nach Helden sehnt, mit denen sie sich endlich identifizieren kann, und bereit ist, dafür Geld auszugeben. Obwohl der Lärm einer Bombenexplosion noch nicht ganz verklungen ist, gleicht der gute alte, schwarze Lakai schon einem Liebhaber, der schwarz wie Ebenholz ist, Muskelprotz, Karateka mit fünftem Dan und Waffenexperte mit einer Magnum 350 in Reichweite! Alle Stile werden im Rahmen dieser Blaxploitation auf ihre Tauglichkeit hin geprüft: der Krimi (drei Viertel der Produktion), die Komödie (Car Wash, Let’s Do It Again, Uptown Saturday Night), Science-fiction (Space Is The Place mit dem vielseitigen Jazzmusiker Sun Ra) oder Horrorfilm (Blacula, Blackenstein, Abby, Dr. Black & Mr. Hyde), Kung-Fu (Black Belt Jones, Three The Hard Way) oder politisch und gesellschaftlich engagierte Filme (Sweet Sweetback’s Baadasssss Song, The Spook Who Sat By The Door, The Black Gestapo); auch der Western ist zu erwähnen (Boss Nigger, The Legend Of Nigger Charley), das Musical (Sparkle mit Aretha Franklin) und sogar der Pornofilm (Black Emmanuelle)!

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