Über 60 Jahre lang widmete sich Ennio Morricone mit Leib und Seele der Filmmusik. Der Mann, der die Filmmusik mit über 500 Werken bereicherte, ist im Alter von 91 Jahren, am 6. Juli 2020 von uns gegangen. Wie hat aber diese schöne Geschichte angefangen? Werfen wir einen Blick zurück auf den Werdegang eines Komponisten, der schon Mitte der 60er Jahre ein kulturelles Phänomen war - insbesondere dank der Filme von Sergio Leone.

Die Liebesgeschichte zwischen Ennio Morricone und dem Kino beginnt in den 1960er Jahren, als er seine erste Komposition für die Leinwand 1961 schreibt (Zwei in einem Stiefel von Luciano Salce). Der Maestro ist zu diesem Zeitpunkt etwa 32 Jahre alt, hat sich aber in Italien schon einen Namen als Arrangeur für dortiges Varieté gemacht, das sowohl Einflüsse von Rock, Jazz, als auch neapolitanischen Liebesliedern zeigt. Er steht beim Label RCA unter Vertrag und spielt in den großen italienischen Aufnahmestudios, wo er für Sänger wie Gino Paoli, Gianni Morandi, Mario Lanza oder Paul Anka arbeitet, bald eine tragende Rolle. Mehr als 500 Lieder gehen auf sein Konto. „Im Nachhinein betrachtet findet Morricone bestimmte Lieder, die er damals geschrieben hat, ‚schrecklich‘, etwa das von Gianni Morandi gesungene Go-kart Twist für Diciottenni al Sole, den Film von Camillo Mastrocinque, oder auch das Quattro Vestiti für Milva. Aufgrund seiner Kreativität, seiner Zügigkeit und seiner hervorragenden Arbeitsfähigkeit macht er auf sich aufmerksam und ist daher sehr gefragt", betont der auf Filmmusik spezialisierte Laurent Perret, der Artikel über Morricone und Beiträge für dessen Booklets schreibt. Zu Milva ist zu sagen, dass der Komponist ihr im Jahre 1972 ein hervorragendes Album ausheckt, dessen Titel – eleganter könnte es kaum sein – folgendermaßen lautet: Dedicato a Milva da Ennio Morricone.

Bestimmte Lieder davon kommen in Filmen vor (insbesondere die von Gianni Morandi gesungenen). Deshalb kommt es gezwungenermaßen dazu, dass Morricone manchmal auch die übrige Musik der genannten Filme komponiert. Es ist aber auch (und vor allem) Luciano Salce zu verdanken, dass er nach und nach immer weniger Varieté arrangiert und stattdessen immer mehr für das Kino komponiert. Die beiden Männer lernen sich im Jahre 1958 kennen und im Jahr darauf engagiert ihn Salce für zwei Theaterstücke: La Pappa Reale und Il Lieto Fine. Nach Zwei in einem Stiefel (Il Federale) machen die beiden fünf weitere Filme, zu denen auch So ein Windhund (Slalom, 1965) zählt, eine Art 007-Spionagekomödie, bei der das Hauptthema eine genüssliche Mischung aus Elektrogitarre, Glocken, Bläsern sowie einem Chor mit äußerst verrückten Einlagen darstellt. Trotzdem findet das Duo Salce/Morricone ein etwas bitteres Ende, da Salce plötzlich von einem Mindertwertigkeitskomplex geplagt wird, als er die „mystisch-sakrale“ Musik in Sergio Leones Filmen hört. Er ist plötzlich der Meinung, dass Morricone in seinen Filmkomödien nichts mehr zu suchen hat.

Melden Sie sich kostenlos an, um weiterzulesen