Mit "Valentine", veröffentlicht der amerikanische Meister der Gitarre ein neues Album im Trio mit Thomas Morgan und Rudy Royston.

Für sein zweites {Blue Note }-Album bildet Bill Frisell wieder ein Trio, denn diese Form schätzt er am meisten. Zusammen mit dem Schlagzeuger Rudy Royston und dem Bassisten Thomas Morgan bildet der amerikanische Gitarrist eine umwerfende Gruppe, die mit ihrer Kreativität genau den richtigen Ton trifft. Produziert wurde Valentine von seinem treuen Kumpel Lee Townsend, der seit mehr als dreißig Jahren hinter den Reglern steht, und präsentiert nun Frisells neue, aber auch ältere Eigenkompositionen und Neuinterpretationen. Auf diesem Album experimentiert das Trio vor allem mit verschiedenen kreativen Formen, die bei den Tourneen über die Jahre hin Gestalt angenommen haben. Diese Komplizenschaft beweisen die drei Männer mit dem perfekten Gleichgewicht zwischen architektonischer Feinfühligkeit und der ihnen nie abhanden gekommenen Spontanität.

„In einem Trio gelten physikalisch-mathematische Regeln“, erklärt Bill Frisell. „In ihm liegt eine unheimlich große Kraft – auch wenn eine Seite schief hängt, bricht nichts zusammen. Musik bedeutet nämlich, dass alle einander vertrauen, wobei jeder sich in seinem eigenen Geisteszustand befindet und man nie weiß, was danach kommt, aber man fühlt sich sicher genug, um alle möglichen Risiken einzugehen. Wie in einem Traum, in dem man sich am Rande eines Abgrunds befindet und man mehr oder weniger weiß, dass es ein Traum ist und man also springen kann. Mit dieser Musik ist so etwas möglich. Jeder von uns dreien könnte Dinge wagen und trotzdem heil davonkommen. Aufgrund des Vertrauens ist es eben möglich, etwas zu riskieren“.

Der Wunsch, immer wieder noch einen Schritt weiterzugehen, ist immens groß. Bill Frisells von allem Überflüssigen befreiter Gesangspart ist unter tausend anderen herauszuhören und er hat dabei immer wieder überraschende Ideen auf Lager (das neu interpretierte What the World Needs Now Is Love von Burt Bacharach und Hal David). Faszinierend ist auch, wenn er einen atypischen Stoff wieder ausgräbt, der schon x-mal aufgenommen wurde, wie etwa dieser Baba Drame des aus dem Mali stammenden Gitarristen Boubacar Traoré, den er schon 2003 auf The Intercontinentals eingespielt hatte, und History, Mystery aus dem Jahr 2008. Seinen Weg beharrlich fortsetzen, um immer wieder einen neuen Schatz ausgraben, das ist Giganten wie ihm vorbehalten.

© Monica Jane Frisell

Valentine ist nichtsdestotrotz die Platte eines Trios. Nicht bloß ein x-ter Rückwärtssalto aus dem Hause Frisell. Sondern ein Trio, das genauso fest zusammengeschweißt ist wie jenes aus den 90er Jahren, mit Kermit Driscoll und Joey BaronValentine klingt mit einer tiefen, herausfordernden Note voller Hoffnung aus, denn es handelt sich um eine Neuinterpretation des legendären Protestsongs We Shall Overcome, der aus einem althergebrachten Gospel stammt und bei den Protestmärschen der Bürgerrechtsbewegung in den USA in den 60er Jahren die Hymne schlechthin geworden war. Einen aktuelleren Song könnte es wohl kaum geben…

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