Am 24. Dezember wäre Lemmy Kilmister 78 Jahre alt geworden, und mehr als 40 davon hat er als Bandleader von Motörhead verbracht, der lautesten Rock-Gruppe, die es je gegeben hat. Eine vernichtende Krebskrankheit hat ihn schließlich verstummen lassen. Er war eine Ikone, die man für unsterblich hielt, da sein Ableben unzählige Male verlautbart und dann gleich widerlegt wurde. Mit ihm wurde logischerweise auch das Ende von Motörhead besiegelt, jener Gruppe, die vier Jahrzehnte lang alle möglichen Höhen und Tiefen erlebt hatte. Und vor allem viele Missverständnisse, und vom mächtigen Klang, der von der Bühne donnerte, ganz zu schweigen…

Man kann sagen, dass Lemmy aufgrund eines Missverständnisse nach drei langen Jahren nicht immer treuer Dienste Hawkwind im Mai 1975 verlassen musste. Nachdem der Bassist an der kanadischen Grenze verhaftet worden war, weil die Zollbeamten Medikamente im freien Warenverkehr für illegale Drogen gehalten hatten, wollte die Band nichts mehr von ihm wissen, die seit einigen Monaten schon auf einen Vorwand wartete, um ihn zu ersetzen. Nach seiner Rückkehr nach London hatte Lemmy eine Zeit lang auf eine bloße Wiederaufnahme gehofft, hat sich dann aber dazu entschlossen, eine neue Gruppe mit einem ersten Komplizen, dem Schlagzeuger Lucas Fox, zu gründen. Dieser bezeugt dann: „Als er von Hawkwind zurück kam, war er wütend. Er schlug in seinem Zimmer alles kurz und klein und ich saß dabei auf einem Stuhl und wartete, dass er sich wieder beruhigte. Ein paar Wochen lang hat er nachgegrübelt und ich habe ihn wirklich dazu angestachelt, eine neue Band zu gründen. Wir waren uns bei der Idee insofern total einig, als die Namen Link Wray, MC5 oder Led Zeppelin, und sogar die Beatles regelmäßig zur Sprache kamen. Ich machte mich also auf etwas sehr in Richtung Rock gefasst, aber viel melodischer. Zu Beginn dachten wir nicht an ein Trio, sondern an vier Musiker, wobei wir an die Gitarristen Luther Grosvenor und Larry Wallis dachten. Es sollte auch Teile mit gedoppelten Gitarren geben, in der Art von ’Thin Lizzy’. Wir trafen uns mit Luther, aber er wollte lieber Widowmaker machen. Die Gruppe hätte wohl mit dem, was sie schließlich geworden ist, nichts zu tun gehabt.

Nach chaotischen, um nicht zu sagen, katastrophalen Anfängen findet Motörhead zu der nachher legendär gewordenen Besetzung mit dem Gitarristen „Fast“ Eddie Clarke und dem Schlagzeuger Philthy „Animal“ Taylor. Aber das, was das erste Album der Gruppe hätte werden sollen, und das ist ein neues Missverständnis, verschwand bei ihrem Label United Artists in einer Schublade, da dieses von dem Potential dieser, sogar zu jener Zeit, nicht einzuordnenden Band nicht überzeugt war. Das bestärkte Lemmy erst recht in seinem Misstrauen den Labels gegenüber: „Sie (United Artists) haben uns nur erlaubt, ein Album einzuspielen, aber sie wollten es nicht herausbringen. Sie haben es erst auf den Markt gebracht, als unsere ersten beiden Alben großen Absatz fanden. Ich werde Ihnen jetzt einmal was sagen: Egal, was im Vertrag steht, eine Gruppe und ein Label müssen sich zwangsweise eines Tages in die Haare geraten. Da kann man nichts machen. Die Labelbetreiber haben sich ihren Beruf nicht ausgesucht, um in einer Band zu spielen und die Musiker sind nicht dafür gemacht, den ganzen lieben Tag in einem Büro zu verbringen, oder in schicken Salons, manchmal… Erstere haben einfach nicht das Zeug dazu, mit Letzteren unter einem Dach zu leben. Krach ist unvermeidlich. Was mich betrifft, so versuche ich das Beste daraus zu machen, damit es möglichst lange anhält. Das macht doch ohnehin jeder hier auf Erden. Und wenn es nicht mehr funktioniert, dann geht man eben woandershin. Das ist alles!

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