Selig
Selig sind in das kollektive Gedächtnis der deutschen Grunge-Generation eingebrannt. Ende 1997 trennten sich die fünf Musiker, nachdem sie den Großteil der Filmmusik zu "Knockin' On Heaven's Door" eingespielt hatten. Von einem Tag auf den anderen. Bis dahin hatten Jan Plewka und Kollegen den langen Weg zu einer der wichtigsten deutschen Rockbands der Neunziger hingelegt.
In einer Hamburger Kneipe lernen Jan und Christian Neander sich 1993 kennen und beschließen, Selig zu gründen. Schon ein Jahr später erscheint die erste selbstbetitelte CD. In kürzester Zeit läuft die Band (Malte Neumann am Keyboard, Leo Schmidthals am Bass, Stephan Eggert am Schlagzeug, Christian an der Gitarre und Jan am Mikro) mit ihrem "Hippie-Metal" (O-Ton Selig) zu Hochform auf: Das zweite Album "Hier" erobert die deutschen Album-Top 20.
Doch die Band zerbricht am Medienrummel. Nach sehr gemischten Kritiken lösen Selig sich im Januar 1999 auf. Es erscheint noch ein Best Of-Album "Für Immer und Selig", dann herrscht für fast zehn Jahre Grabesruhe. Malte arbeitet bei einer Internetfirma, Leo studiert Komposition und schreibt Streicherarrangements, Christian ist mit Kungfu unterwegs, Stoppel und Jan wirbeln als Zinoba bzw. TempEau durch die deutsche Rockszene.
Keine der Nachfolge-Formationen erreicht allerdings vergleichbare Erfolge. Im August 2008 verkünden Selig schließlich die Wiedervereinigung in Originalbesetzung. Seit 2007 arbeiten Christian Neander und Jan Plewka - die alte Kernzelle - wieder zusammen, seit Anfang 2008 sind auch die drei anderen wieder an Bord. Moses Schneider produziert das für Frühjahr 2009 anvisierte neue Album, dem bereits 2010 ein weiteres Werk folgt.
Euphorisiert vom neuen Ideenreichtum legen die Hanseaten Anfang 2013 den dritten Streich seit der Reunion nach. Für Sänger Jan Plewka hat der Abumtitel eine ganz besondere Bedeutung: "Magma ist das Wort, das wir ewig gesucht haben, um die Energie zu beschreiben zu, die uns seit der Reunion umgibt."
Einige Monate nach der Veröffentlichung von "Magma" mietet sich die Band im Hamburger Schanzenviertel in eine kleine Wohnung ein: "Wir wollten mal Inventur machen und haben unser ganzes Werk gehört und Revue passieren lassen, was passiert ist in den Jahren. Und dann dachten wir, lass uns ein Best-of-Album machen, aber dieses Mal im Frieden", so Sänger Jan Plewka.
Das Album heißt "Die Besten (1994-2014)", erscheint im Oktober 2014 und präsentiert die Hits der Band in ungewohnt akustischem Gewand. Kurz vor dem Release schmeißt Keyboarder Malte Neumann das Handtuch.
Selig gehen ihre Wege fortan nur noch zu viert, was auf den Tatendrang der Verantwortlichen aber keine Auswirkungen hat: "Das Leben geht weiter. Die Band ist intakt, auch als Quartett. Wir sind gespannt, wo uns das alles noch hinführt."
Zunächst in staubige, erdige Gefilde, wie "Kashmir Karma" von 2017 beweist. Für den 2021er-Nachfolger "Myriaden" kehrt dann die Band zu ihren Wurzeln zurück, indem sie die Studios des Hamburger Produzenten Franz Plasa aufsucht, wo auch das Debütalbum entstanden ist. Gleichzeitig öffnet sie sich zunehmend experimentelleren und politischeren Tönen. Auch nach über 25 Jahren im Musikbusiness haben Selig noch längst nicht alles gesagt.
© Laut
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