Obsession

Albumbeschreibung

Ihr erstes Album veröffentlichte sie Mitte der Neunziger, zehn Jahre später erlangte die deutsch-französische Sängerin Céline Rudolph peu à peu die Beachtung, die sie längst verdiente. Nach Jazzstudium in Berlin, Reise nach Westafrika und Aufbau einer Band in Brasilien lebt ihre federleichte Musik von all diesen Einflüssen. Die Professorin für Jazzgesang in Dresden setzt ihre Stimme schon mal perkussiv ein, spielt einfühlsam Akustikgitarre und improvisiert im Fahrwasser des Jazz. Mit „Brazaventure“ und „Metamorflores“ legte sie zwei brasilianisch geprägte Scheiben vor, dann überraschte sie mit deutschen Texten zu Chansons des seinerseits brasilianisch inspirierten Henri Salvador; live singt sie schon mal viersprachig. Eine echte Kosmopolitin. Am Rande einer Produktion in Brooklyn mit New Yorker Top-Musikern (auf deren Ergebnis man gespannt sein darf) kam es zu einer Duoaufnahme mit dem aus Benin stammenden „musikalischen Maler“ – wie Herbie Hancock ihn nennt – Lionel Loueke, Gitarrenstar der aktuellen Jazzszene. Er ist eine wahre Ein-MannBand, ergänzt sein synkopiertes Spiel durch westafrikanisch geprägten Gesang mit perkussiven Schnalz- und Klicksounds. Im Duo mit Céline verbinden sich also Gitarren, Stimmen, Sprachen, Mund-Percussion und die Musikalität zweier Seelenverwandter. Ein delikates Geflecht aus einander überlagernden, ineinandergreifenden Linien, Klängen, Rhythmen mit weltmusikalischem Touch, aber ganz persönlicher Note. Um die Initial-Duoaufnahme („Le vent du nord“) herum trugen die beiden neue Rudolph-, umarrangierte Loueke-Songs (von dessen Trioalbum „Gaïa“, 2015) und eine Nummer von Brasil-Star Gaetano Veloso zusammen. Mit dem Album startet die Berlinerin ihr eigenes Label. Für die Major-Company, wo sie zuletzt veröffentlichte, ist die Musik wohl zu eigenwillig. Aber sie kann betören.
© Klostermann, Berthold / www.fonoforum.de