Den Blues in der Seele, das Herz angerissen und der Körper angeschlagen, so ist Billie Holiday noch heute wie ein von Seide umhülltes und schmerzerfülltes Klagelied. Ein Jahrhundert nach ihrer Geburt ist die Lady Day eine der größten Sängerinnen der Jazzgeschichte.

Leiden im Leben und auf der Platte. Den Blues in der Seele, das Herz angerissen, der Körper zerbrechlich: Billie Holliday ist in der Geschichte des Jazz ein Kapitel für sich. Sicherlich war sie Sängerin, aber ihr Gesang gleichte den Tönen eines Saxophon-Solos. Wie ein reißender Bach, der nicht wirklich etwas zu tun hatte mit... Gesang? Diese so untypische Stimme störte. Sie stört immer noch. Kratzig? Verzerrt? Unkonventionell? Abgewetzt? Es ist eine Stimme, die wie eine Inszenierung einer Existenz ist, die lange Leid ertragen musste und die sich 1956 in ihrer Autobiographie Lady Sings The Blues auf Papier druckte, nur drei Jahre vor ihrem Tod.

Vergewaltigung, Prostitution, Gefängnis, Alkohol und Drogen sind die Perlen der Verzweiflung und der Buße, die Billie Holiday 44 Jahre lang ihres Lebens getragen hatte - ein Kollier ihres Lebens, das jeden inspirationslosen Hollywood Regisseur träumen lässt...Aber es ist eben genau dieses Leben, das sie mit ihrer Stimme und Feder ausdrückt. Es sind die selben offenen Wunden in die die großen Meister des Jazz ihre eigene Verzweiflung hineinlegen. Von Lester Young über Duke Ellington bis Mal Waldron, Count Basie und ihren Komplizen Teddy Wilson - sie alle bedienen sich der Poesie Billie Holiday und greifen mit Großzügigkeit die Misere ihrer Muse aus der einen oder der anderen Phase oder auch eines ganzen Lebens auf.

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