Zwischen Gorillaz, mit welchen er gerade Cracker Island veröffentlichte, seiner Solokarriere, The Good, The Bad & The Queen und seinen zahlreichen Kollaborationen, ist Damon Albarn immer auf Achse, um ein Projekt nach dem anderen zu verwirklichen, ohne dabei auch nur einen Hauch von Mittelmäßigkeit oder Kurzatmigkeit zuzulassen. Nun ist er als Frontmann von Blur zurück, zusammen mit dem Gitarristen Graham Coxon, der die Band Mitte der 2000er Jahre verlassen hatte. Acht Jahre nach den Popmelodien des eingängigen The Magic Whip, dessen erste Aufnahmen in Hongkong völlig zufällig enstanden sind (die Band saß dort fest, weil ein japanisches Festival, an dem sie teilnehmen wollte, abgesagt worden war), folgt nun das ernstere The Ballad Of Darren. Die Absicht ist eine andere, der Geschmack von damals schmeckt anders, bitterer als Schlagsahne auf jeden Fall, und das Quartett geht nicht ins Studio, um die Langeweile zu töten.
Während jeder seiner jeweiligen Karriere nachgeht, wird den vier ehemaligen Britpop-Stars im Dezember 2022 Wembley angeboten. “Du kannst nicht nein sagen”, sagte Dave Rowntree dem Rolling Stone. “Es ist die kultigste Halle im Vereinigten Königreich. Selbst auf dem Höhepunkt unseres sogenannten Ruhms in den späten 90er Jahren hatten wir keinen Zugang dazu.” Damon will nichts überstürzen, aber gleichzeitig auch nicht untätig bleiben. Er ruft alle ins Studio und bringt 24 Songs mit, die er während seiner Tour mit den Gorillaz in Hotelzimmern geschrieben hat.
“Ich will Damon keine Worte in den Mund legen, worum es in den Songs geht”, fügt der Schlagzeuger hinzu.”Aber sie kommen mir sehr persönlich vor. Darin zeichnet sich Damon aus”. Die neunte Platte, die stark von der Melancholie des Sängers geprägt ist, ist ein eingängiger Rock, der nie eintönig wird. Dunkel und hell, orchestral, aber auch minimalistisch, klassisch, aber auch seltsam, durchquert man gegensätzliche Klänge, die nie kitschig sind, aber bewegend. Diese emotionale Gratwanderung beginnt mit den ersten Streicher- und Klavierklängen von The Ballad, in dem Damon Albarn von einem Männerchor begleitet wird, und gipfelt in dem schwindelerregenden The Heights, dessen akustischer Beginn an David Bowies eindringliches Space Oddity erinnert.
Albarn, dessen Melancholie seine Stimme noch nie so sehr zittern ließ, hat noch nie so intensiv gesungen. “Damon hat sich als Songwriter und Musiker wirklich weiterentwickelt”, versichert James Ford (Arctic Monkeys, The Last Shadow Puppets), mit dem Albarn bei The Now Now der Gorillaz zusammengearbeitet hatte. “Er öffnet sein Herz in diesem Album. Man hat nicht den Eindruck, dass es künstlich ist. Es ist einfach rein und ausdrucksstark”. Ein kraftvolles Album, das niemand hatte kommen sehen und mit Sicherheit bleiben wird. Die 90.000 Plätze im Wembley-Stadion waren am 8. und 9. Juli ausverkauft.
