Mit 125 Millionen verkauften Alben weltweit, darunter ca. 30 Millionen Exemplare des “Black Album”, ist Metallica eines der überraschendsten Phänomene der Popmusik in den letzten 50 Jahren. Wie hat es eine Metal-Band mit ihren komplizierten Songs geschafft, sich auf die Höhe von Madonna oder Michael Jackson hinaufzuschwingen? Durch Intuition und Entschlossenheit. Mit der Veröffentlichung ihres elftes Album “72 Seasons”, blicken wir zurück auf die Wurzeln der wichtigsten Metal-Band der Geschichte.

Als James Hetfield im Frühjahr 1981er auf die Kleinanzeige von Lars Ulrich antwortete, ahnte er nicht, dass er dabei war, den Grundstein für die beliebteste Metal-Band der Geschichte zu legen. Er wusste nicht, was ihn erwartete, aber das Gründerduo von Metallica besaß damals schon einen eisernen Willen und das Gefühl für den richtigen Weg. Ein Jahr zuvor dachte der damals 17-jährige Lars Ulrich noch, dass er wie sein Vater und Großvater im Tennis Karriere machen würde. Er war erst vor kurzem aus Dänemark angekommen und entdeckte Newport Beach, das sonnige Los Angeles, aber vor allem das Niveau der jungen amerikanischen Tennisspieler. Sein Traum scheiterte: Er schaffte es weder in das Tennisteam der High School noch der örtlichen Gemeinde aufgenommen zu werden. So beschäftigte sich der “Loner”, wie er sich selbst beschreibt, zunehmend mit seinem anderen Hobby, der Musik: möglichst aggressive Musik – damals waren das Mötorhead, Black Sabbath und Iron Maiden. Ulrich hatte schon immer das Bedürfnis, auf etwas draufzuhauen. Das Schlagzeug wurde sein Instrument. “Ich lebte in Newport Beach, aber innerlich war ich in England, dem Land der neuen Metal-Welle. Ich bestellte mir Magazine. 1981 ging ich für sechs Monate nach England, um alles, worüber ich gelesen hatte, selbst zu erleben und um Iron Maiden kennenzulernen. Ich weiß, es klingt kitschig, aber ich habe Licht gesehen. Die Bands haben mich dazu inspiriert, nach meiner Rückkehr nach Los Angeles James Hetfield anzurufen und konkrete Schritte zu unternehmen”.

James Hetfield, der ebenfalls südlich von LA lebte, gründete mit Freunden aus der Schule, die auch Fans von Black Sabbath und Diamond Head waren, in einer Garage verschiedene kleine Bands. Er ließ sie ohne zu zögern fallen, als Lars Ulrich ihn kontaktierte. Dieser hatte sich mit dem Gründer von Metal Blade Records angefreundet und einen Platz auf dessen ersten Metal Massacre-Compilation zugesagt bekommen. Die beiden Musiker hatten nicht viel gemeinsam (einer war in Skandinavien aufgewachsen, der andere stammte aus einer Familie, die sich der Kirche Christi, Wissenschaftler verschrieben hat), aber sie stecken ihre ganze Energie in dieses Projekt mit dem Ziel, "nie wieder zu arbeiten". "Wir sind in fast allem gegensätzlich, außer wenn wir zusammen musizieren. Und das ist so schön", sagt Hetfield.

Wollten sie damals schon Rockstars werden? Jedenfalls hatten sie den Wunsch, um jeden Preis aus ihrer kleinen kalifornischen Welt herauszukommen. Während viele Teenagerbands im Sumpf der Gefühle versinken, legten Hetfield und Ulrich von Anfang an kühle Professionalität an den Tag, wenn es darum ging, den Kontakt zu Menschen abzubrechen, von denen sie aufgehalten wurden. Die erste Band, die im Oktober 1981 gegründet wurde, blieb nicht lange bestehen. Der Bassist Ron McGovney fuhr die Band mit dem Lastwagen seines Vaters zu Konzerten. Als er nach einem Jahr dafür geradestehen musste, wurde er kurzerhand durch Cliff Burton ersetzt, der die Band in San Francisco beeindruckt hatte, wohin sie auch bald umziehen sollten. Dabei hatte McGovney erst 600 Dollar (damals eine beachtliche Summe) für eine ganzseitige Anzeige der Zeitschrift BAM ausgegeben, ein weiterer Beweis dafür, wie entschlossen die Band war, den Durchbruch zu schaffen. Sechs Monate später, im Mai 1983, ihr Name war in der lokalen Szene bereits in aller Munde, wurde der Leadgitarrist der Band, Dave Mustaine, aufgrund seiner Probleme mit Drogen und Gewalt kurz vor der Aufnahme des ersten Albums an die Luft gesetzt. Er fuhr mit dem Bus nach Hause und gründete später Megadeth. Kirk Hammett, der damals Privatstunden bei Joe Satriani nahm, löste Mustaine nach einem erfolgreichen Vorspiel in New York ab. Ulrich und Hetfield mischten ein paar Tage vor dem Betreten des Studios die Karten neu. Eine Veränderung, die sich für die Zukunft der Band als bedeutsam erweisen sollte, denn Hammett erfand den Riff eines ihrer beliebtesten Lieder, Enter Sandman.

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