Mit DUNKEL veröffentlichen die ärzte ein Album, das sie zu ihrem Sound der 2000er Jahre zurückführt. 100 Prozent politischer Punkrock.

Nach HELL kommt DUNKEL. Das ist in diesem Fall nicht nur die logische Abfolge der Tageszeiten, sondern auch der Titel des neuen Albums von den ärzten. Nachdem die ikonische Band des Deutschen Punkrocks letztes Jahr mit HELL wieder musikalisch zu sich gefunden haben - ihr Album auch aus dem Jahr 2012 wurde in der Presse weit weniger gefeiert - liefern sie nun ihren genauso hochkarätigen Nachfolger DUNKEL ab. Weniger experimentierfreudig, weniger progressiv, aber dafür gibt es auch keinen Platz für große Enttäuschungen. Farin Urlaub, Bela B und Rodrigo González packen ihre komplette Palette aus und liefern dem Zuhörer das, was er erwartet.

© Jörg Steinmetz

Kurz hat man das Gefühl, man ist am Anfang der 2000er gelandet: altbekannte Gitarrenriffs, eingängige Melodien, ausgefeilte Basslines, politische Songtexte - die ärzte, wie man sie kennt und liebt. “Unser Soundtrack für die Bundesrepublik” heißt es in der Eröffnungssingle und sofort wird klar: es wartet uns ein spaßiges Programm! Mit Tracks wie ANTI oder DOOF steht die politische Aussage der Band wie eh und je im Fokus und Anti-Rechts-Parolen kommen nicht zu kurz, genauso wie sie ihre feministischen Grundsätze in EINSCHLAG manifestieren. In ANASTASIA wird sogar die Datingapp "Tinder" thematisiert, womit sie nun auch in ihren Songtexten im 21. Jahrhundert angekommen sind (vielleicht besitzt Farin Urlaub inzwischen auch schon ein Smartphone). Musikalisch waghalsiger - im Sinne von ironisch - wird es im Song KRAFT, wobei ein düsterer Till Lindemann-Einfluss mitschwingt oder das andere Extrem in TRISTESSE, untermalt mit einem locker-flockigen Bahama-Flair-Sound. Sich selbst nicht zu ernst zu nehmen haben die ärzte jedenfalls nicht verlernt. Doch der Punk von damals fehlt uns schon ein bisschen.

© Jörg Steinmetz

Im Grunde genommen zieht sich von vorne bis hinten ein zentrales Thema durch das Album, und zwar der Mensch. Meistens natürlich von seiner schlechtesten Seite präsentiert, kommt die Aussage im gleichnamigen Lied MENSCHEN zum Höhepunkt: “Menschen sind für Menschen nicht gemacht”, schreit uns Urlaub da ins Ohr, fragt sich jedoch nur für wen denn sonst? Wer zum Ende des Albums mit einer Versöhnung rechnet, kann sich diese wohl abschminken. Dafür bekommen wir jedoch noch eine letzte Message mit auf den Weg: “Demokratie ist kein Fußballspiel, bei dem du nur Zuschauer bist.” Es ist Herbst 2021 und Deutschland wählt - die ärzte werden bald sehen, ob es für sie dunkel oder hell ausgeht.

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