Mit "Let Yourself Be Loved" veröffentlicht die Berliner Soul-Sängerin ihr wohl persönlichstes Album, das sie dem Klang der Motown-Ära widmet, jedoch dabei zu ihren tiefsten Wurzeln zurückfindet...

Können Sie spontan ein Album nennen, bei dem Sie von A-Z alle Songs lieben? Ehrlich? Sie überspringen nicht einmal die schlichte Ballade…? Joy Denalanes neueste Veröffentlichung Let Yourself Be Loved ist ein solches Album, das man in Dauerschleife hören kann. Den Durchbruch schaffte die deutsch-südafrikanische in Berlin aufgewachsene Soul-Sister mit der Stuttgarter Hip-Hop Truppe Freundeskreis und dem Vater ihres Sohnes (und Albums Born & Raised, bei dem sie sich direkt neben Erykah Badu stellte), Max Herre.

Für Let Yourself Be Loved, das Joy schon vor ihrem ersten Album Gleisdreieck im Kopf herumgeisterte, hat sie sich nach langem Überlegen an den Jazz-Pianisten Roberto Di Gioia gewandt. Dieser spielte schon mit Jazzmusikern wie Johnny Griffin, Art Farmer und Woody Shaw derselben Generation der Motown-Hausband (The Funk Brothers). Eine perfekte Kollaboration, um den Sound zu schaffen, den sich Joy vorgestellt hatte, als sie bereits 2015 ihre ersten Demos in New York aufnahm. Sie konstruierten gemeinsam den Sound, bei dem wir als Hörer diese besondere Motown-Hit-Maschinen-Leichtigkeit fühlen können. Es geht auf dieser Platte aber nicht um Vintage-Sound. Es geht um die Aufarbeitung einer Geschichte. Zunächst ihrer persönlichen und schließlich derjenigen, die die afroamerikanische Bevölkerung über Generationen erfahren hatte und heute immer noch auf den Schultern trägt.

© Ulrike Rindermann

Um dies zu verdeutlichen hat Joy Denalane ihr ganzes Herzblut in ihre Arbeit gesteckt. Sie kramte sich durch die gesamte Plattensammlung ihres Vaters, durchlebte all die Songs von Aretha Franklin bis Isaac Hayes, die sie schon als Kind nachsingen konnte, und versuchte ihre eigene Interpretation des klassischen Soul-Sounds auszuarbeiten. Was eine gelungene Arbeit! Zu jedem einzelnen dieser Songs könnte man zwar jeweils ein Pendant aus den 1960ern und 70ern zuordnen, jedoch sind die Arrangements mit einer solchen Natürlichkeit gefertigt, dass es sich keinesfalls nach einem billigen Cover anhört. So finden wir Songs wie I gotta know mit Power im Up-Tempo und einer Ehrlichkeit wie sie nur James Brown über die Bühne bringen konnte, Be here in the morning, das der Süße der Supremes so nahe kommt, The Ride, das vielleicht weniger sozialkritisch ist, uns aber doch so an Gayes What’s happening brother erinnert oder Put in Work, bei dem sich Stevie Wonder glatt zu den Background-Sängern gesellen kann und das uns so viel Mut für die Zukunft macht. Genau das liefert uns dieses Let Yourself Be Loved: es bestärkt uns in unserer Hoffnung, dass gute Alben auch weiterhin produziert werden!

HÖREN SIE "LET YOURSELF BE LOVED" VON JOY DENALANE QOBUZ

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