2016 starb Leonard Cohen. Noch kurz vor seinem Tod begann er, gemeinsam mit seinem Sohn an einem neuen Album zu arbeiten. Nun hat Adam Cohen dieses Werk im Sinne seines Vaters vollendet.

STEREO: Mr. Cohen, was würde wohl Ihr Vater zu „Thanks For The Dance“ sagen?

Adam Cohen: Ich denke, er würde das Album lieben und es repräsentativ finden für sein Schaffen. Ich sehe „You Want It Darker“ als festen, ernsten Handschlag des Abschiednehmens, während „Thanks For The Dance“ die warme, liebevolle Hand auf deiner Schulter ist, die „Auf Wiedersehen“ sagt.

Was haben Sie gefühlt, als Sie das Werk Ihres Vaters zum Abschluss brachten?

Cohen: Dankbarkeit. Diese Arbeit war eine der schwierigsten und zugleich schönsten Erfahrungen meines Lebens. Für mich war es wundervoll, mit jemandem zu arbeiten, der nicht nur ein einmaliger Künstler war, sondern den ich auch „Dad“ nennen durfte. Hart für mich war, allein zu sein mit der Verantwortung, dieses Werk zu vollenden, das wir noch gemeinsam begonnen hatten. Am Ende eines jeden Konzertes sagte mein Vater zum Publikum: „Danke, dass ihr meine Songs lebendig haltet“. An dieses Mantra habe ich mich selbst immer wieder erinnert.

Der allererste Satz, den Ihr Vater auf dem Album spricht, entstammt dem Stück „Happens To The Heart“ und lautet „I was always working steady/ But I never called it art“ (Ich habe immer gearbeitet, aber ich würde es nicht Kunst nennen). Wie interpretieren Sie diese Aussage?

Cohen: Der Satz ist typisch Leonard Cohen. Er spricht für seine Bescheidenheit und für seinen Humor. Und für den versöhnlichen Ort, an dem er sich als Erzähler eingefunden hat. Er betrachtet sein Leben vom Ende her, aus dem Blickwinkel des Sterbenden. „Thanks For The Dance“ ist ein Album, auf dem der Erzähler die letzte Seite aus dem Buch seines Lebens vorliest.

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