Über Jahrzehnte hat es Annäherungen von Literatur und Jazz gegeben. Ein Streifzug durch Beat-Poetry und Lautgedicht, Wortakrobatik und klingende, swingende Kunstsprache.

Die Worte tanzen, die Sätze sind von synkopischer Eigenwilligkeit, haben ihren eigenen Rhythmus. Kein Zweifel: On The Road (1957) ist ein Kultbuch – bis heute. Vor allem aber: Es swingt! Jack Kerouac hat den Roman in einem wilden Rausch innert drei Wochen geschrieben. Als er fertig ist, ruft er seinen Verleger an, will ihn sofort sehen. Aber als er in den Verlagsräumen von Harper’s ankommt, hat er kein gewöhnliches Manuskript bei sich, sondern eine meterlange Fernschreiberpapierrolle, die er mit großer Geste durch das Büro wirft, sodass sie sich entrollt – vollgeschrieben bis auf den letzten Zipfel. Ein einziger Wort-Flow, von dem Kerouac sagt, er sei ihm direkt vom Heiligen Geist diktiert worden.

Als On The Road sechs Jahre später herauskommt, ist es nichts weniger als ein Manifest, ein Schrei nach Freiheit, nach Unabhängigkeit, der in den weiten Himmeln des amerikanischen Westens widerhallt. Heute gilt es als Kernwerk der Beat-Generation, zu der auch Allen Ginsberg und der halluzinierende William S. Burroughs gezählt werden. Wichtig ist den Beatniks das intuitive, ungekünstelte Schreiben, das dem Improvisieren im Jazz entspricht, und der Beat, der das Ganze rhythmisch zusammenfügt. Literatur von der Unerbittlichkeit einer zu Ende brennenden Kerze.

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