London zeigt sich nicht gerade von seiner angenehmen Seite: grauer Himmel, Nieselregen. Umso überraschender, dass der Musiker Sting, 66, sonnengebräunt zum Interview in der Union Chapel erscheint. Der Brite ist tiefen­entspannt. Nichts kann ihn aus der Ruhe bringen, wenn er über das Album „44/876“ spricht, das er mit dem Jamaikaner Shaggy aufgenommen hat. Es vereinigt Reggae mit Pop.

Warum haben Sie sich für Ihr Album „44/876“ mit dem jamaikanischen Reggae-Musiker Shaggy zusammengetan?

Unsere Zusammenarbeit ist wohl eine Überraschung für jeden – uns selbst eingeschlossen. Eigentlich sollte ich nur bei dem Lied „Don’t Make Me Wait“ als Gastsänger und Co-Autor aushelfen. Doch dann entstand ein Song nach dem nächsten. Shaggy und ich fanden es spannend, zu gucken, wie unsere recht unterschiedlichen Stimmen wohl miteinander harmonieren würden. Dabei hatten wir im Studio wahnsinnig viel Spaß. Wenn wir nicht gerade gesungen haben, haben wir gelacht. So ist ein Album entstanden, das auf Freundschaft, Vertrauen und gegenseitigem Respekt basiert.

Was haben Sie während des Aufnahmeprozesses von Shaggy gelernt?

Besonders inspirierend war seine Spontaneität für mich. Von Natur aus bin ich jemand, der den Dingen gern auf den Grund geht und viel experimentiert. An Shaggys Seite habe ich gelernt, mich aus meiner Komfortzone zu bewegen. Seine Energie spornte mich permanent zu Höchstleistungen an.

Heißt das, Sie haben nicht viel Zeit im New Yorker Sear Sound Studio vertrödelt?

Wir waren nur sechs Wochen im Studio. Um uns herum waren immer Musiker. Vor allem jamaikanische Musiker von Robbie Shakespeare bis zum Dancehall-Spezialisten Aidonia. Nicht alle haben aktiv mit uns musiziert. Manche waren lediglich für den richtigen Vibe da. Dazu kamen einige meiner langjährigen Weggefährten wie der Gitarrist Dominic Miller.  So entstand eine wirklich familiäre Atmosphäre, wir haben im Kollektiv Musik gemacht. Das war für mich eine ungewöhnliche Erfahrung: Normalerweise komponiere ich allein.

Wäre diese Erfahrung nicht noch außergewöhnlicher gewesen, wenn Sie das Album in Jamaika eingespielt hätten?

Vermutlich hätte das nicht funktioniert, weil Shaggy quasi der jamaikanische Papst ist. Auf der Straße stürzen sich alle auf ihn.

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