Vor dreißig Jahren wurde Seattle zu DER Hauptstadt des Rock. Dies lag am Grunge. Dieser “schmutzige” Stil und diese “Scheiß drauf”-Einstellung, die den Spuren des Punk, Heavy Metal und Alternativ folgte, schlug wie ein Blitz in den Underground ein und wurde zu einem Welterfolg. In den 90er Jahren erstickte dieses Genre, das von einem System zu schnell verneint wurde, in seiner eigenen Karikatur. Ein Rückblick auf zehn repräsentative Alben.

Green River - Dry As A Bone (1987)

Der Grunge hatte nicht erst 1991 mit Nevermind begonnen, sondern schon zehn Jahre vorher. Er hatte sich um Mark Arm (Mudhoney), Stone Gossard und Jeff Ament (Pearl Jam), Bruce Fairweather (Mother Love Bone, Love Battery) und Alex Vincent, Green River, herausgebildet und wurde seit der ersten veröffentlichten EP zum Modell - mit bahnbrechenden Mischungen aus Punk, Rock, Psychedelic und Blues und unter Einsatz von Verzerrern. Das Ganze hatte einen Beigeschmack von Notfall und Schmutz des nord-westlichen Amerikas. Dry As Bone, produziert von Jack Endino in den Reciprocal Recording Studios in Seattle lässt die Nase zu rümpfen, was Bruce Pavitt von Sub Pop bereits als einen “ultra laschen Grunge, der die Laune einer ganzen Generation verdirbt” bezeichnete. Die Gruppe, die sich in ernsthafter Trennung befand, machte nach dem ersten Album Rehab Doll, einige Monate später wirklich Schluss.

Mudhoney - Superfuzz Bigmuff (1990)

In diesem unendlichen und inzestuösen Ballett der Grunge-Szene engagiert der Ex-Bassist der Melvins nach der Implosion bei Green River, Mark Arm, den Bassisten Feast und den Gitarristen Steve Turner, um Mudhoney zu gründen. Für diesen Namen wurde er von Russ Meyers Film von 1965 inspiriert. Im Geiste der Wipers spielt die Gruppe um Mark Arm einen simplen und direkten Rock. Nachdem Mudhoney bereits 1988 eine der Gründungsakte des Grunge mit Face B Touch Me I'm Sick aufgestellt hatte, hat er Zugang zu einem ausreichenden Erfolg im Underground, so dass Sonic Youth sie einlädt, die britischen Bühnen zu besteigen. Als die erste “exportierte” Grunge-Band tritt Mudhoney mit Superfuzz Bigmuff, erschienen bei Sub Pop, direkt in die englischen Charts ein, wie ein von Bruce Pavitt und Jonathan Poneman entwickelter Grunge-Katalysator. Von Cobain als einer seiner Favoriten ausgewählt, ist diese erste EP mehr Garage als Green River, zwischen Hardrock und Punk und in einer Balance zwischen primitiven Riffs und heulenden Stooges vor dem Hintergrund brodelnder Verstärker.

Temple Of The Dog - Temple Of The Dog (1991)

Am 19. März 1990 stirbt Andrew Wood, Sänger von Malfunkshun und Mother Love Bone, an einer Überdosis Heroin. 24 Jahre alt. Als erster einer langen Serie, die den Grunge auf die Seite des verfluchten Genres setzt. Am nächsten Tag tourte sein Mitbewohner Chris Cornell durch Europa und schrieb Say Hello 2 Heaven und Reach Down. Die Titel vervielfachen sich, wenn der Sänger von Soundgarden Stone Gossard und Jeff Ament von Mother Love Bone kontaktiert. Wir reden über eine EP, dann sehr bald von einem Album. Das Projekt wird ergänzt durch Matt Cameron (Soundgarden), Mike McCready (Mookie Blaylock) und vor allem Eddie Vedder, den wir auf einem der Gipfel des Albums im Duett mit Cornell hören: Hunger Strike. Innerhalb von nur 15 Tagen aufgenommen und 1991 nach eigenem Ermessen veröffentlicht, wird Temple Of The Dog, ein einzelnes Album von der Supergroup, von A & M erneut veröffentlicht, ein Jahr später bereit, auf der Erfolgswelle von Pearl Jam und Soundgarden zu surfen. "Es war kein mieses Projekt. Wir haben es eher wie eine Feier gelebt", sagt Cornell. Wie ein Heldenepos in Form einer funkelnden und kathartischen Hommage blüht Temple Of The Dog auf halbem Weg zwischen Soundgarden und Pearl Jam. Banjo, Mundharmonika, Gitarren, Cornells Schreie oder Vedders Leichtigkeit werden mit dem Dröhnen großer Emotionen in lang andauernden Jamsessions verschmolzen. Als die Mitglieder von Soundgarden ihren Weg gehen, bilden die anderen Pearl Jam mit Vedder.

Pearl Jam - Ten (1991)

Das erste Pearl Jam-Album, das einen Monat vor Nevermind bei Epic veröffentlicht wurde, enthüllt Eddie Vedders Band neben Nirvana als die bedeutendste der Grunge-Bewegung oder allgemeiner gesagt, des Alternative-Rock der 90er Jahre. Der Erfolg ist jedoch progressiver: Ten erreichte ein Jahr später den achten Platz in den Billboard-Charts. Auch wenn Cobain sie schon immer gehasst hat, was Viele für eine Verkaufsstrategie hielten, dann, weil Pearl Jam den erschwinglichsten Grunge-Sound entwickelt und ebenso wie Nirvana dazu beiträgt, den Underground in die Wohnzimmer zu bringen. Da wäre einmal Vedders volle und kraftvolle Stimme, Led Zeppelin, Hendrix und Stevie Ray Vaughans Einflüsse, diese sehr sentimentalen Melodien, dann jene Worte, die Depression, Einsamkeit oder Selbstmordlust hervorrufen. Dies wird zu einem idealen Melo-Grunge für die amerikanischen Radiosender. Gefolgt von den Singles Jeremy, Alive und Even Flow, erreichte Ten die 10 Millionen verkauften Exemplare im Jahr 2013.

Nirvana - Nevermind (1991)

Ganz einfach die Flutwelle des Jahres 1991. Damit wird das Grunge-Phänomen ausgelöst, das den Planeten überfluten wird. In den USA ist Nevermind in wenigen Wochen ausverkauft, und Kurt Cobain, Krist Novoselic und Dave Grohl werden zu Rock-Superstars. Nirvanas zweites Album erschüttert den Himmel, der Underground und Mainstream voneinander trennt. Die Kinder von Seattle und Kurts Schmerzen fallen in die Hände aller und diese lecken sich die Finger. Die Highschool-Kurse erscheinen schmutzig, alle lassen Haarfett auf den Köpfen gedeihen, bleichen die Haare, und bedienen sich eines ‘used-look’ à la Nevermind. Von Supermodels wie Carla Bruni und Kate Moss bis hin zu Marc Jacobs. Punk-Röhren wie Smells Like Teen Spirit, dem Namen des berühmten Deodorants, mit dem Scheuermittel Come As You Are über Lithium, das die Formel laut/leise/laut der Pixies übernimmt, bis zu den weniger bekannten aber unabdingbaren Punk-Perlen (Territorial Pissings, Drain You) laufen auf MTV rauf und runter: Das Album, produziert von Butch Vig, zählt zu den wichtigsten der 90er Jahre. Das der Generation X.

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