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Als ich aufwache, zeigt die Uhr 3:07. Ich bin in meinem Zimmer allein, eine kühle Nachtluft geht vom offenen Fenster durch den Raum, ich fühle mich wach, aber ein bisschen steif, als hätte ich gleichzeitig sehr gut und sehr schlecht geschlafen. Ich versuche, meine Position zu ändern und mich wieder in mein Kissen zu drehen, aber mein Körper widersetzt sich dem Befehl. Die Luft streift mich, sie ist klar und kühl, sie fühlt sich fast schon zu real an. Ich kann mich nicht bewegen. Mein Blick wandert unruhig aus dem Bett heraus, ich versuche, mir klarzumachen, was passiert. Es muss dieses Schlafparalyse-Ding sein, von dem ich gelesen habe, denke ich mir und versuche, mich zu beruhigen. Aber kam das nicht mit ...
"Alright partner", ertönt es, unklar, von woher, "you know what time it is". Am Fuß meines Bettes steht ein kleiner Fred Durst, er trägt den Hulk Hogan-Haarschnitt, mit dem er vor ein paar Wochen bei einer Live-Show viral gegangen ist. Er ist klitzeklein, höchstens vierzig oder fünfzig Zentimeter groß und tanzt in seinem Dad-Outfit Fortnite-Tänze auf meiner Bettdecke. "Keep on rolling baby", sagt er, eine Süffisanz in seiner Stimmlage versteckt, die mir verrät, dass er sich bewusst selbst zitiert, aber doch hallt in meinem Kopf der originale Audioclip wider, direkt aus dem MTV-Video herausgeschnitten.
"Du kennst mich, Yannik, ich bin's, Fred. Du weißt, wir waren einmal Kindheitsfreunde. Wes habe ich auch dabei" - meine Augen wandern nach links, tatsächlich, in der Küchenzeile meiner Appartement-Wohnung steht ein vier Meter großer Wes Borland, in dem weißen Outfit aus dem "Gold Cobra"-Video gebückt über der Küchenzeile und macht sich ein Sandwich zurecht. Warte, macht er sich ... Brot auf Brot? Schwer zu sagen. Er passt nicht ins Zimmer und sein gebückter Rücken berührt die Decke, während er mit Brot belegtes Brot kauend dahockt und wartet, bis sein klitzekleiner Kompagnon die Arbeit erledigt hat. Ein bisschen kommt er mir vor, als wäre er gegen seinen Willen hier, aber die beiden wirken in ihrer ungleichen Art so eingespielt, dass ich mir nicht zutraue, ihre Dynamik in Frage zu stellen.
"Na ja, du hast es dir sicher schon gedacht, wir sind heute deine Schlafparalyse-Dämonen. Nichts Persönliches, einfach so ein Zuteilungs-Ding", sagt Fred, ich möchte nicken, aber kann mich weiterhin nicht bewegen, "also haben wir dir ein neues Shirt mitgebracht, dein altes trägst du ja nicht mehr". Ich bilde mir ein, schuldbewusst zu gucken, während ein Limp Bizkit-Shirt neben mein Kopfkissen landet. Freds Stimmte kommt nicht vom klitzekleinen Mann auf meinem Bett, sondern direkt aus meinem Kopf. "Außerdem haben wir ein neues Album für dich. Gib mir eine Sekunde, ich lege es nur kurz ein, ja?"
Na gut, ein neues Album, also. Der kleine Fred pult eine selbstgebrannte Mixtape-CD hervor und legt sie in ein Plastik-Radio ein. Es ist das erste, das ich besessen habe, ein dreißig-Euro-Ding, das ich vor allem damit verbinde, dass ich auf "Bravo Hits 71", den Eminem-Greatest Hits und der "Collision Course"-EP nur noch die Songs hören konnte, die nicht komplett zerkratzt waren. "Limp Bizkit Still Sucks" läuft an. "We can not change the past, but we can start today to make a better tomorrow", tönt der erste Song mit einer bescheuerten Meta-Ironie in der Stimme, die sich durchziehen wird.
"Out Of Style" heißt das Stück, das von "fresh"-Cuts von DJ Lethal auf dem altbewährten Nu Metal-Geschredder eröffnet wird. "It hurts me in a loving kinda way" singt Fred und das Zimmer um mich verschiebt sich. Ich bin wieder im Kellerloch der alten Wohnung meiner Eltern, im Zimmer mit dem Laminatboden, auf dem mein Bruder die Cola verschüttet hat. Ich wusste, dass es sich verschieben würde, weil mit dem Klang des Gitarren-Tons der Geruch zurückgekehrt ist. Junk Food-Zucker, weiße Farbe aus dem Baumarkt, Kellerkühle. "Out Of Style" klingt, als hätte man Gewebe aus alten Limp Bizkit-Songs entfernt und in einem Reagenzglas zu einem neuen Song heranwachsen lassen. Es kann nicht echt sein.
Dieser Eindruck bleibt über Songs wie "Dirty Rotten Bizkits" oder "Barnacle" bestehen. Der kleine Fred macht die Dancemoves aus den alten Musikvideos, die tief in meine kulturelle DNA eingebrannt sind. Mit einem neuen Limp Bizkit klarzukommen heißt, mit dem alten Limp Bizkit klarzukommen. Wie stehen wir als Gesellschaft dazu, dass wir Limp Bizkit mal richtig geil fanden? Wie stehe ich zu einem jungen Yannik, der "Break Stuff" so oft gehört hat, dass es gegen irgendeinen Paragraphen der Genfer Konvention verstoßen muss? Ich und der kleine Fred schauen uns an, er guckt mich durch die Brille und den Schnauzer an. Dieser Look, dieses Album, diese immerwährende Ironie darauf, sie strahlt aus, als hätte er etwas über sich gelernt, das ich nun über mich lernen müsste.
Vieles auf diesem Album qualifiziert sich kaum als echter Song, mehr als eine Sammlung an schrägen Gimmick-Interludes, die ein Stück alter Limp Bizkit-DNA kommentieren. Distanziert, aber liebevoll, wenn Fred auf "Love The Hate" einen Diskurs zwischen zwei Leuten nachlebt, die ihre eigenen Limp Bizkit-Hassliebe nicht eingestehen können. "Don't Change" covert INXS, schmalzig und ohne Twist, "Empty Hole" und "Pill Popper" machen die selbe Bro-eske Form von sozialen Kommentars, die wir in den Neunzigern aus irgendeinem Grund von unseren Fratbro-Punks erwartet haben. Fick die Pharmaindustrie, Bro, mein Hirn tropft mir auch so schon links am Ohrläppchen herab.
"Limp Bizkit Still Sucks" scheint ihren Sound weder modernisieren noch verbessern zu wollen. Das INXS-Cover zeigt, dass sie die damals gemachten Fehler diesmal mit noch mehr Gusto wiederholen werden. Der kleine Fred grinst, wenn er auf "Dad Vibes" und "Turn It Up" seine besten Beastie Boys-Gedenk-Raps auspackt. Fight for your right to party, bruh, ich grinse auch. Das ist geil. "Turn It Up" klingt instrumental, als hätte man Wes Borland gebeten, einen A Tribe Called Quest-Song nachzuspielen. Mit Nu-Metal-Gitarren. Ich liebe das.
Im Grunde vergeht die halbe Stunde schnell und langsam gleichermaßen. Ich und der kleine Fred verstehen uns. "Das ist alles komplett Gurke, richtig furchtbare Songs", raune ich ihm zu, ich muss meine Lippen ja nicht bewegen, um mit ihm zu sprechen. "Klaro, brotha", antwortet er, "genießt du's?". "Jede Sekunde", antworte ich.
Irgendwann schrecke ich hoch und merke, dass die Uhr sich wieder bewegt. Der Brot-essende Wes und der winzige Fred sind verschwunden. Ich schwitze nicht am ganzen Körper, ich fühle mich wach. Aufgekratzt schreite ich ans Fenster, öffne es ganz, das stille Berlin liegt mir zu Füßen, ich öffne den Laptop und spiele "Gold Cobra" auf maximaler Lautstärke. Was für ein seltsamer Traum. "Limp Bizkit Still Sucks", was für eine seltsame Fantasie. Jeder Song war furchtbar, aber irgendwo darin fand eine liebevolle Versöhnung statt. Mit den Leuten, die wir mal waren, mit Redcap-Fred, mit dem dreizehnjährigem Yannik. Es war alles furchtbar, die Möchtegern-wütenden Whiteboy-Raps, das Gescratche für die Burschenschafts-Party, die horrenden Balladen. Aber die Ära hat stattgefunden. Und es wird okay sein, dass wir alle einmal dort waren. "Limp Bizkit Still Sucks", also. Gott sei Dank, denke ich mir, während ich mich wieder schlafen lege, gibt es dieses Album gar nicht wirklich. Es kann mir nichts tun.
© Laut
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Fred Durst, Composer, Producer - Wes Borland, Composer - John Otto, Composer - Sam Rivers, Composer - Leor DiMant, Composer - Limp Bizkit, MainArtist - Zakk Cervini, Producer, Mixer, Masterer - Lizzy Ostro, Engineer
© 2021 Suretone Records ℗ 2021 Suretone Records
Fred Durst, Composer, Producer - Wes Borland, Composer - John Otto, Composer - Sam Rivers, Composer - Leor DiMant, Composer - Limp Bizkit, MainArtist - Zakk Cervini, Producer, Mixer, Masterer - Lizzy Ostro, Engineer
© 2021 Suretone Records ℗ 2021 Suretone Records
Fred Durst, Composer, Producer - Wes Borland, Composer - John Otto, Composer - Sam Rivers, Composer - Purps, Producer - Limp Bizkit, MainArtist - Zakk Cervini, Producer, Mixer, Masterer - Lizzy Ostro, Engineer
© 2021 Suretone Records ℗ 2021 Suretone Records
Fred Durst, Composer, Producer - DJ Lethal, Producer - Leor DiMant, Composer - Limp Bizkit, MainArtist - Zakk Cervini, Producer, Mixer, Masterer - Nik Trekov, Engineer
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Fred Durst, Producer - Limp Bizkit, MainArtist - Hutchence Michael Kelland, Composer - Farriss Andrew Charles, Composer - Zakk Cervini, Producer, Mixer, Masterer - Nik Trekov, Engineer - BEERS GARRY WILLIAM, Composer - FARRISS JONATHAN JAMES, Composer - FARRISS TIMOTHY WILLIAM, Composer - PENGILLY KIRK, Composer
© 2021 Suretone Records ℗ 2021 Suretone Records
Fred Durst, Composer, Producer - Wes Borland, Composer - John Otto, Composer - Sam Rivers, Composer - Limp Bizkit, MainArtist - Zakk Cervini, Producer, Mixer, Masterer - Lizzy Ostro, Engineer
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Fred Durst, Composer, Producer - Wes Borland, Composer - John Otto, Composer - Sam Rivers, Composer - Limp Bizkit, MainArtist - Zakk Cervini, Producer, Mixer, Masterer - Lizzy Ostro, Engineer
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Fred Durst, Composer, Producer - Wes Borland, Composer - John Otto, Composer - Sam Rivers, Composer - Limp Bizkit, MainArtist - Zakk Cervini, Producer, Mixer, Masterer - Lizzy Ostro, Engineer
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Fred Durst, Composer, Producer - Sam Rivers, Composer - Limp Bizkit, MainArtist - Zakk Cervini, Producer, Mixer, Masterer - Nik Trekov, Engineer
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Fred Durst, Composer, Producer - Wes Borland, Composer - John Otto, Composer - Sam Rivers, Composer - Leor DiMant, Composer - Limp Bizkit, MainArtist - Zakk Cervini, Producer, Mixer, Masterer - Lizzy Ostro, Engineer
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Fred Durst, Composer, Producer - DJ Lethal, Producer - Leor DiMant, Composer - Limp Bizkit, MainArtist - Zakk Cervini, Producer, Mixer, Masterer - Nik Trekov, Engineer
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Fred Durst, Composer, Producer - Limp Bizkit, MainArtist - Zakk Cervini, Composer, Producer, Mixer, Masterer - Nik Trekov, Engineer
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Albumbeschreibung
Als ich aufwache, zeigt die Uhr 3:07. Ich bin in meinem Zimmer allein, eine kühle Nachtluft geht vom offenen Fenster durch den Raum, ich fühle mich wach, aber ein bisschen steif, als hätte ich gleichzeitig sehr gut und sehr schlecht geschlafen. Ich versuche, meine Position zu ändern und mich wieder in mein Kissen zu drehen, aber mein Körper widersetzt sich dem Befehl. Die Luft streift mich, sie ist klar und kühl, sie fühlt sich fast schon zu real an. Ich kann mich nicht bewegen. Mein Blick wandert unruhig aus dem Bett heraus, ich versuche, mir klarzumachen, was passiert. Es muss dieses Schlafparalyse-Ding sein, von dem ich gelesen habe, denke ich mir und versuche, mich zu beruhigen. Aber kam das nicht mit ...
"Alright partner", ertönt es, unklar, von woher, "you know what time it is". Am Fuß meines Bettes steht ein kleiner Fred Durst, er trägt den Hulk Hogan-Haarschnitt, mit dem er vor ein paar Wochen bei einer Live-Show viral gegangen ist. Er ist klitzeklein, höchstens vierzig oder fünfzig Zentimeter groß und tanzt in seinem Dad-Outfit Fortnite-Tänze auf meiner Bettdecke. "Keep on rolling baby", sagt er, eine Süffisanz in seiner Stimmlage versteckt, die mir verrät, dass er sich bewusst selbst zitiert, aber doch hallt in meinem Kopf der originale Audioclip wider, direkt aus dem MTV-Video herausgeschnitten.
"Du kennst mich, Yannik, ich bin's, Fred. Du weißt, wir waren einmal Kindheitsfreunde. Wes habe ich auch dabei" - meine Augen wandern nach links, tatsächlich, in der Küchenzeile meiner Appartement-Wohnung steht ein vier Meter großer Wes Borland, in dem weißen Outfit aus dem "Gold Cobra"-Video gebückt über der Küchenzeile und macht sich ein Sandwich zurecht. Warte, macht er sich ... Brot auf Brot? Schwer zu sagen. Er passt nicht ins Zimmer und sein gebückter Rücken berührt die Decke, während er mit Brot belegtes Brot kauend dahockt und wartet, bis sein klitzekleiner Kompagnon die Arbeit erledigt hat. Ein bisschen kommt er mir vor, als wäre er gegen seinen Willen hier, aber die beiden wirken in ihrer ungleichen Art so eingespielt, dass ich mir nicht zutraue, ihre Dynamik in Frage zu stellen.
"Na ja, du hast es dir sicher schon gedacht, wir sind heute deine Schlafparalyse-Dämonen. Nichts Persönliches, einfach so ein Zuteilungs-Ding", sagt Fred, ich möchte nicken, aber kann mich weiterhin nicht bewegen, "also haben wir dir ein neues Shirt mitgebracht, dein altes trägst du ja nicht mehr". Ich bilde mir ein, schuldbewusst zu gucken, während ein Limp Bizkit-Shirt neben mein Kopfkissen landet. Freds Stimmte kommt nicht vom klitzekleinen Mann auf meinem Bett, sondern direkt aus meinem Kopf. "Außerdem haben wir ein neues Album für dich. Gib mir eine Sekunde, ich lege es nur kurz ein, ja?"
Na gut, ein neues Album, also. Der kleine Fred pult eine selbstgebrannte Mixtape-CD hervor und legt sie in ein Plastik-Radio ein. Es ist das erste, das ich besessen habe, ein dreißig-Euro-Ding, das ich vor allem damit verbinde, dass ich auf "Bravo Hits 71", den Eminem-Greatest Hits und der "Collision Course"-EP nur noch die Songs hören konnte, die nicht komplett zerkratzt waren. "Limp Bizkit Still Sucks" läuft an. "We can not change the past, but we can start today to make a better tomorrow", tönt der erste Song mit einer bescheuerten Meta-Ironie in der Stimme, die sich durchziehen wird.
"Out Of Style" heißt das Stück, das von "fresh"-Cuts von DJ Lethal auf dem altbewährten Nu Metal-Geschredder eröffnet wird. "It hurts me in a loving kinda way" singt Fred und das Zimmer um mich verschiebt sich. Ich bin wieder im Kellerloch der alten Wohnung meiner Eltern, im Zimmer mit dem Laminatboden, auf dem mein Bruder die Cola verschüttet hat. Ich wusste, dass es sich verschieben würde, weil mit dem Klang des Gitarren-Tons der Geruch zurückgekehrt ist. Junk Food-Zucker, weiße Farbe aus dem Baumarkt, Kellerkühle. "Out Of Style" klingt, als hätte man Gewebe aus alten Limp Bizkit-Songs entfernt und in einem Reagenzglas zu einem neuen Song heranwachsen lassen. Es kann nicht echt sein.
Dieser Eindruck bleibt über Songs wie "Dirty Rotten Bizkits" oder "Barnacle" bestehen. Der kleine Fred macht die Dancemoves aus den alten Musikvideos, die tief in meine kulturelle DNA eingebrannt sind. Mit einem neuen Limp Bizkit klarzukommen heißt, mit dem alten Limp Bizkit klarzukommen. Wie stehen wir als Gesellschaft dazu, dass wir Limp Bizkit mal richtig geil fanden? Wie stehe ich zu einem jungen Yannik, der "Break Stuff" so oft gehört hat, dass es gegen irgendeinen Paragraphen der Genfer Konvention verstoßen muss? Ich und der kleine Fred schauen uns an, er guckt mich durch die Brille und den Schnauzer an. Dieser Look, dieses Album, diese immerwährende Ironie darauf, sie strahlt aus, als hätte er etwas über sich gelernt, das ich nun über mich lernen müsste.
Vieles auf diesem Album qualifiziert sich kaum als echter Song, mehr als eine Sammlung an schrägen Gimmick-Interludes, die ein Stück alter Limp Bizkit-DNA kommentieren. Distanziert, aber liebevoll, wenn Fred auf "Love The Hate" einen Diskurs zwischen zwei Leuten nachlebt, die ihre eigenen Limp Bizkit-Hassliebe nicht eingestehen können. "Don't Change" covert INXS, schmalzig und ohne Twist, "Empty Hole" und "Pill Popper" machen die selbe Bro-eske Form von sozialen Kommentars, die wir in den Neunzigern aus irgendeinem Grund von unseren Fratbro-Punks erwartet haben. Fick die Pharmaindustrie, Bro, mein Hirn tropft mir auch so schon links am Ohrläppchen herab.
"Limp Bizkit Still Sucks" scheint ihren Sound weder modernisieren noch verbessern zu wollen. Das INXS-Cover zeigt, dass sie die damals gemachten Fehler diesmal mit noch mehr Gusto wiederholen werden. Der kleine Fred grinst, wenn er auf "Dad Vibes" und "Turn It Up" seine besten Beastie Boys-Gedenk-Raps auspackt. Fight for your right to party, bruh, ich grinse auch. Das ist geil. "Turn It Up" klingt instrumental, als hätte man Wes Borland gebeten, einen A Tribe Called Quest-Song nachzuspielen. Mit Nu-Metal-Gitarren. Ich liebe das.
Im Grunde vergeht die halbe Stunde schnell und langsam gleichermaßen. Ich und der kleine Fred verstehen uns. "Das ist alles komplett Gurke, richtig furchtbare Songs", raune ich ihm zu, ich muss meine Lippen ja nicht bewegen, um mit ihm zu sprechen. "Klaro, brotha", antwortet er, "genießt du's?". "Jede Sekunde", antworte ich.
Irgendwann schrecke ich hoch und merke, dass die Uhr sich wieder bewegt. Der Brot-essende Wes und der winzige Fred sind verschwunden. Ich schwitze nicht am ganzen Körper, ich fühle mich wach. Aufgekratzt schreite ich ans Fenster, öffne es ganz, das stille Berlin liegt mir zu Füßen, ich öffne den Laptop und spiele "Gold Cobra" auf maximaler Lautstärke. Was für ein seltsamer Traum. "Limp Bizkit Still Sucks", was für eine seltsame Fantasie. Jeder Song war furchtbar, aber irgendwo darin fand eine liebevolle Versöhnung statt. Mit den Leuten, die wir mal waren, mit Redcap-Fred, mit dem dreizehnjährigem Yannik. Es war alles furchtbar, die Möchtegern-wütenden Whiteboy-Raps, das Gescratche für die Burschenschafts-Party, die horrenden Balladen. Aber die Ära hat stattgefunden. Und es wird okay sein, dass wir alle einmal dort waren. "Limp Bizkit Still Sucks", also. Gott sei Dank, denke ich mir, während ich mich wieder schlafen lege, gibt es dieses Album gar nicht wirklich. Es kann mir nichts tun.
© Laut
Informationen zu dem Album
- 1 Disc(s) - 12 Track(s)
- Gesamte Laufzeit: 00:31:55
- Künstler: Limp Bizkit
- Komponist: Various Composers
- Label: Suretone Records
- Genre: Pop/Rock Pop
© 2021 Suretone Records ℗ 2021 Suretone Records
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