K.G.

Albumbeschreibung

Mehr als ein Jahr ohne die geringste Neuerscheinung, das passiert der superproduktiven Band Stu Mackenzie nur selten. Diese jungen Australier mit ihren fünfzehn Alben innerhalb von zehn Jahren Karriere, von denen fünf allein im Jahr 2017 auf den Markt gekommen waren, hatten uns an einen beschleunigten Rhythmus gewöhnt. Natürlich war da Anfang 2020 die hervorragende Live-Kompilation Chrunky Shrapnel, mit der sie erneut ihre Energie auf der Bühne unter Beweis stellten. Ihre Botschaft auf KG kennen wir bereits: Apokalypse im Breitbandformat und Umweltschutz im Science-Fiction-Dekor, und einige eindeutig auf die Pandemie inklusive Medien zugeschnittene Punchlines gibt es extra mitgeliefert. Das Septett hatte seine Arbeit vor dem Lockdown im März begonnen, jeder bei sich zu Hause, wobei sie einander immer ihre Errungenschaften zuschickten. Ihre Arbeitsweise hatte also mit ihrem üblichen Jammen nicht das Geringste zu tun. Nichtsdestotrotz kann KG mit seiner Verschrobenheit den Vorgängeralben problemlos das Wasser reichen. Denn genial sind KGLW allemal, weil ihnen jederzeit alles gelingt, weil sie mit umwerfender Selbstverständlichkeit alles hintereinander spielen können und dabei trotzdem kohärent bleiben, ach was, noch genialer: sie schreiben sogar damit ihren eigenen Mythos. Die rhythmische Ausdrucksmotorik und die roboterhaften Stimmen in Automation oder Some of Thus befinden sich direkt im Fahrwasser des Flying Microtonal Banana und dessen Rattle Snake, Straws in the Wind mit Ambrose Kenny-Smith geht dann mit dem Tempo etwas zurück, um einem artigeren Folk-Rock den Hof zu machen, wogegen die heavy-mäßigen Verrenkungen dem Epilog in Hungry Wolf of Fate einen finstereren Anstrich geben. So richtig überrascht ist man dann mit dieser für Rock aus Anatolien typischen Nu Disco (Intrasport) und beim Rückgriff auf nahöstliche Streicher (Ontology, Honey), um uns ihre psychedelische Mischung zu servieren. Die Einspielung ist besser als die vorangegangenen und dadurch, dass KG so tiefgründig ist, findet die Erzählung des Lizard King eine Fortsetzung: mystisch und etwas von der ganz besonderen Sorte. © Charlotte Saintoin/Qobuz