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"Es ist ein sehr erwachsenes Album, denn es wird wirklich erst richtig verstanden, wenn man erwachsen wird und auf Erfahrungen zurückblicken kann, die man als Kind hatte", beschreibt Rina Sawayama ihr neues Album "Hold The Girl". Um ein derartiges Werk mit stolzem und erwachsenem Blick auf die eigene Jugend zu kreieren, brauchte sie zuerst einen seelischen und perspektivischen Umbruch. Das Resultat ist zweieinhalb Jahre nach ihrem Debütalbum "Sawayama" jedoch eindeutig: Die Rina Sawayama, die damals mit ihrem emotional zerrissenen Erstlingswerk wie ein Meteor in die Pop-Welt einschlug, existiert heute kaum mehr.
Ein derartiger Umbruch entsteht natürlich nicht ohne Veränderung, und diese gab es in Sawayamas Welt gerade auf emotionaler Ebene über die vergangenen Jahren hinweg zu Genüge. Seit Release ihres ersten Albums hat sie sich inzwischen als eine gefragte Persönlichkeit innerhalb der Pop-Welt etabliert und mit einer Rolle im kommenden "John Wick: Chapter 4" sogar den Sprung auf die große Kinoleinwand geschafft. Doch "Hold The Girl" steht im Zeichen völlig anderer Veränderungen: "Es geht um Eskapismus. Es geht darum, sich um sich selbst zu kümmern, um Neubeelterung und sich selbst zu finden."
Sawayamas familiäre Verhältnisse spielten schon auf ihrer ersten LP schon eine omnipräsente Rolle. Auf "Hold The Girl" gelingt es ihr jedoch, prägende Erinnerungen der Vergangenheit aus einer hart erarbeiteten, gesunden Distanz zu betrachten. Verflogen sind emotionale Zerrissenheit und Schutzlosigkeit inmitten einer unaufgeräumten, ungeklärten und kryptischen Gefühlslandschaft. Vielmehr ist es ein befreites Auftreten, das nicht zuletzt durch eine intensive Therapie, die einige Kindheitserlebnisse aufarbeiten sollte, langsam an die Oberfläche durchsickern konnte.
Wer weiß, ob andernfalls Songs wie das vor Kraft strotzende "Catch Me In The Air" überhaupt jemals hätten entstehen können. So reminisziert Sawayama jedoch die oftmals komplizierte Beziehung zu ihrer alleinerziehenden Mutter aus einer Sichtweise, die es ihr inzwischen ermöglicht, nicht nur eine, sondern beide Seiten der Beziehung und daraus resultierende Entscheidungen und Handlungen zu verstehen. "Save each other in every way / Feel the fears as we float in the sea / Look at us now, way past the clouds that haunted your dreams / I hope that you're proud", bekräftigt sie den Bund zwischen Mutter und Tochter inmitten einer energiegeladenen Pop-Punk-Atmosphäre mit treibender Bass-Line, druckvollen Drums und einer von unzähligen mitreißenden Gesangseinlagen.
"Catch Me In The Air" fungiert wie eine Blaupause für das kristallklare Mindset, das sich auf dem gesamten Album wiederfindet. Gleichzeitig entsteht der Eindruck, dass sich auch ihre verrückte künstlerische Ausgelassenheit und der Drang, bombastische Songs zu schreiben, dadurch nur noch mehr entfaltet. "Ich mag es, verrückte Ideen zum Leben zu erwecken", bringt sie ihre künstlerische Herangehensweise kurz und knapp auf den Punkt. Und während "Sawayama" bereits in vielerlei Hinsicht einer wilden Achterbahnfahrt durch verschiedenste Genrefusionen glich, steht "Hold The Girl" seinem Vorgänger in kaum etwas nach. Da verwundert es kaum, dass Aufmerksamkeit fordernde Songs wie der Pop-Rock-Kracher "Hurricanes" oder der PC Music-angehauchte Hyperpop-Track "Imagining", der ihre langjährige gute Freundin Charli XCX in jeglicher Hinsicht stolz machen dürfte, auf Stücke wie "Minor Feelings" oder "Forgiveness" treffen, die auf musikalischer Ebene für ihre Verhältnisse schon fast verhalten sind.
Abermals sind es dabei vor allem Sawayamas Worte, die ihre Songs noch mehr als die weitestgehend grandiose Pop-Produktionsarbeit ihres vertrauten Kollaborationspartners Clarence Clarity und weiterer Produzenten wie Paul Epworth und Stuart Price auf das nächste Level befördern. Denn selbst Tracks wie das zu chaotische "Frankenstein" oder "Holy (Til You Let Me Go)", das gerade im Refrain gefährlich nah an ESC-Niveau heranreicht, liefern so zumindest auf lyrischer Ebene eine Gewichtung, die den Finger noch einmal vom Skip-Button abhalten.
Wenn jedoch die instrumentale Dimension mit Sawayamas Wortgefühl wie in den meisten Fällen harmonisch und thematisch ineinandergreift, entsteht pure Magie. So kanalisiert sie ihre innere Lady Gaga, als sie auf "This Hell" scharfzüngig und sarkastisch den öffentlichen Umgang mit Ikonen wie Britney Spears, Prinzessin Diana und Whitney Houston anprangert und im selben Atemzug gleich jegliche Art von Queerfeindlichkeit verbal vernichtet ("Saw a poster on the corner opposite the motel / Turns out I'm going to Hell if I keep on being myself / Don't know what I did, but they seem pretty mad about it / God hates us? Alright then / Buckle up, at dawn, we're riding"). "Your Age", das mit unzähligen digitalen Fragmentschnipseln, verzerrten Vocal-Passagen und aggressivem Beat genauso gut aus Grimes‘ Feder stammen und der Soundtrack für eine verkorkste Dystopie sein könnte, rechnet an anderer Stelle wiederum mit der Art von Erwachsenen ab, die es nicht zustande bringen, sich anderen gegenüber ihrem Alter entsprechend zu verhalten.
Einmal mehr hat es sich Sawayama somit zur Aufgabe gemacht, mit diversen Pop-Konventionen zu brechen und verschiedenste Genres, Inspirationsquellen und Gedankengänge zu vereinen. Einmal mehr resultiert daraus ein Album, dessen Ambition wie auch Umsetzung man meist nur bestaunen kann. "Hold The Girl" zeichnet eine emotionale Reise, die einen triumphalen Weg der Besserung rekonstruiert, die Geschichte einer geheilten Seele erzählt und ihre Protagonistin wie einen Phönix porträtiert, der in voller Pracht aus der Asche emporgestiegen ist. Deshalb bleibt nach dem Schlusstrio aus "Send My Love To John", einer bittersüßen Country-Darbietung über den langsamen Geisteswandel eines homophoben Elternteils, der Power-Ballade "Phantom" und dem lebensbejahenden "To Be Alive" auch nichts anderes übrig, als sich der Wirkung ihrer neu gefundenen und hochansteckenden Euphorie hinzugeben.
© Laut
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Lauren Aquilina, Composer, Writer - Rina Sawayama, Composer, Writer, MainArtist - Vic Jamieson, Composer, Writer
© 2022 Dirty Hit ℗ 2022 Dirty Hit
Jonny Lattimer, Composer, Writer - Rina Sawayama, Composer, Writer, MainArtist - Barney Lister, Composer, Writer
© 2022 Dirty Hit ℗ 2022 Dirty Hit
Paul Epworth, Composer, Writer - Lauren Aquilina, Composer, Writer - Rina Sawayama, Composer, Writer, MainArtist - Vic Jamieson, Composer, Writer
© 2022 Dirty Hit ℗ 2022 Dirty Hit
Stuart Price, Composer, Writer - Oscar Scheller, Composer, Writer - Rina Sawayama, Composer, Writer, MainArtist - Grace Barker, Composer, Writer - Adam Crisp, Composer, Writer
© 2022 Dirty Hit ℗ 2022 Dirty Hit
Rich Cooper, Composer, Writer - Jonny Lattimer, Composer, Writer - Rina Sawayama, Composer, Writer, MainArtist - Adam Crisp, Composer, Writer
© 2022 Dirty Hit ℗ 2022 Dirty Hit
Nate Campany, Composer, Writer - Stuart Price, Composer, Writer - Rina Sawayama, Composer, Writer, MainArtist - Chris Lyon, Composer, Writer
© 2022 Dirty Hit ℗ 2022 Dirty Hit
Marcus Andersson, Composer, Writer - Lauren Aquilina, Composer, Writer - Rina Sawayama, Composer, Writer, MainArtist
© 2022 Dirty Hit ℗ 2022 Dirty Hit
Lauren Aquilina, Composer, Writer - Rina Sawayama, Composer, Writer, MainArtist - Adam Crisp, Composer, Writer - Vic Jamieson, Composer, Writer
© 2022 Dirty Hit ℗ 2022 Dirty Hit
Paul Epworth, Writer - Lauren Aquilina, Writer - Rina Sawayama, Composer, Writer, MainArtist
© 2022 Dirty Hit ℗ 2022 Dirty Hit
Rina Sawayama, Composer, Writer, MainArtist - Adam Crisp, Composer, Writer
© 2022 Dirty Hit ℗ 2022 Dirty Hit
Marcus Andersson, Composer, Writer - Lauren Aquilina, Composer, Writer - Rina Sawayama, Composer, Writer, MainArtist
© 2022 Dirty Hit ℗ 2022 Dirty Hit
Lauren Aquilina, Composer, Writer - Rina Sawayama, Composer, Writer, MainArtist - Adam Crisp, Composer, Writer - Vic Jamieson, Composer, Writer
© 2022 Dirty Hit ℗ 2022 Dirty Hit
Marcus Andersson, Composer, Writer - Lauren Aquilina, Composer, Writer - Rina Sawayama, Composer, Writer, MainArtist
© 2022 Dirty Hit ℗ 2022 Dirty Hit
Albumbeschreibung
"Es ist ein sehr erwachsenes Album, denn es wird wirklich erst richtig verstanden, wenn man erwachsen wird und auf Erfahrungen zurückblicken kann, die man als Kind hatte", beschreibt Rina Sawayama ihr neues Album "Hold The Girl". Um ein derartiges Werk mit stolzem und erwachsenem Blick auf die eigene Jugend zu kreieren, brauchte sie zuerst einen seelischen und perspektivischen Umbruch. Das Resultat ist zweieinhalb Jahre nach ihrem Debütalbum "Sawayama" jedoch eindeutig: Die Rina Sawayama, die damals mit ihrem emotional zerrissenen Erstlingswerk wie ein Meteor in die Pop-Welt einschlug, existiert heute kaum mehr.
Ein derartiger Umbruch entsteht natürlich nicht ohne Veränderung, und diese gab es in Sawayamas Welt gerade auf emotionaler Ebene über die vergangenen Jahren hinweg zu Genüge. Seit Release ihres ersten Albums hat sie sich inzwischen als eine gefragte Persönlichkeit innerhalb der Pop-Welt etabliert und mit einer Rolle im kommenden "John Wick: Chapter 4" sogar den Sprung auf die große Kinoleinwand geschafft. Doch "Hold The Girl" steht im Zeichen völlig anderer Veränderungen: "Es geht um Eskapismus. Es geht darum, sich um sich selbst zu kümmern, um Neubeelterung und sich selbst zu finden."
Sawayamas familiäre Verhältnisse spielten schon auf ihrer ersten LP schon eine omnipräsente Rolle. Auf "Hold The Girl" gelingt es ihr jedoch, prägende Erinnerungen der Vergangenheit aus einer hart erarbeiteten, gesunden Distanz zu betrachten. Verflogen sind emotionale Zerrissenheit und Schutzlosigkeit inmitten einer unaufgeräumten, ungeklärten und kryptischen Gefühlslandschaft. Vielmehr ist es ein befreites Auftreten, das nicht zuletzt durch eine intensive Therapie, die einige Kindheitserlebnisse aufarbeiten sollte, langsam an die Oberfläche durchsickern konnte.
Wer weiß, ob andernfalls Songs wie das vor Kraft strotzende "Catch Me In The Air" überhaupt jemals hätten entstehen können. So reminisziert Sawayama jedoch die oftmals komplizierte Beziehung zu ihrer alleinerziehenden Mutter aus einer Sichtweise, die es ihr inzwischen ermöglicht, nicht nur eine, sondern beide Seiten der Beziehung und daraus resultierende Entscheidungen und Handlungen zu verstehen. "Save each other in every way / Feel the fears as we float in the sea / Look at us now, way past the clouds that haunted your dreams / I hope that you're proud", bekräftigt sie den Bund zwischen Mutter und Tochter inmitten einer energiegeladenen Pop-Punk-Atmosphäre mit treibender Bass-Line, druckvollen Drums und einer von unzähligen mitreißenden Gesangseinlagen.
"Catch Me In The Air" fungiert wie eine Blaupause für das kristallklare Mindset, das sich auf dem gesamten Album wiederfindet. Gleichzeitig entsteht der Eindruck, dass sich auch ihre verrückte künstlerische Ausgelassenheit und der Drang, bombastische Songs zu schreiben, dadurch nur noch mehr entfaltet. "Ich mag es, verrückte Ideen zum Leben zu erwecken", bringt sie ihre künstlerische Herangehensweise kurz und knapp auf den Punkt. Und während "Sawayama" bereits in vielerlei Hinsicht einer wilden Achterbahnfahrt durch verschiedenste Genrefusionen glich, steht "Hold The Girl" seinem Vorgänger in kaum etwas nach. Da verwundert es kaum, dass Aufmerksamkeit fordernde Songs wie der Pop-Rock-Kracher "Hurricanes" oder der PC Music-angehauchte Hyperpop-Track "Imagining", der ihre langjährige gute Freundin Charli XCX in jeglicher Hinsicht stolz machen dürfte, auf Stücke wie "Minor Feelings" oder "Forgiveness" treffen, die auf musikalischer Ebene für ihre Verhältnisse schon fast verhalten sind.
Abermals sind es dabei vor allem Sawayamas Worte, die ihre Songs noch mehr als die weitestgehend grandiose Pop-Produktionsarbeit ihres vertrauten Kollaborationspartners Clarence Clarity und weiterer Produzenten wie Paul Epworth und Stuart Price auf das nächste Level befördern. Denn selbst Tracks wie das zu chaotische "Frankenstein" oder "Holy (Til You Let Me Go)", das gerade im Refrain gefährlich nah an ESC-Niveau heranreicht, liefern so zumindest auf lyrischer Ebene eine Gewichtung, die den Finger noch einmal vom Skip-Button abhalten.
Wenn jedoch die instrumentale Dimension mit Sawayamas Wortgefühl wie in den meisten Fällen harmonisch und thematisch ineinandergreift, entsteht pure Magie. So kanalisiert sie ihre innere Lady Gaga, als sie auf "This Hell" scharfzüngig und sarkastisch den öffentlichen Umgang mit Ikonen wie Britney Spears, Prinzessin Diana und Whitney Houston anprangert und im selben Atemzug gleich jegliche Art von Queerfeindlichkeit verbal vernichtet ("Saw a poster on the corner opposite the motel / Turns out I'm going to Hell if I keep on being myself / Don't know what I did, but they seem pretty mad about it / God hates us? Alright then / Buckle up, at dawn, we're riding"). "Your Age", das mit unzähligen digitalen Fragmentschnipseln, verzerrten Vocal-Passagen und aggressivem Beat genauso gut aus Grimes‘ Feder stammen und der Soundtrack für eine verkorkste Dystopie sein könnte, rechnet an anderer Stelle wiederum mit der Art von Erwachsenen ab, die es nicht zustande bringen, sich anderen gegenüber ihrem Alter entsprechend zu verhalten.
Einmal mehr hat es sich Sawayama somit zur Aufgabe gemacht, mit diversen Pop-Konventionen zu brechen und verschiedenste Genres, Inspirationsquellen und Gedankengänge zu vereinen. Einmal mehr resultiert daraus ein Album, dessen Ambition wie auch Umsetzung man meist nur bestaunen kann. "Hold The Girl" zeichnet eine emotionale Reise, die einen triumphalen Weg der Besserung rekonstruiert, die Geschichte einer geheilten Seele erzählt und ihre Protagonistin wie einen Phönix porträtiert, der in voller Pracht aus der Asche emporgestiegen ist. Deshalb bleibt nach dem Schlusstrio aus "Send My Love To John", einer bittersüßen Country-Darbietung über den langsamen Geisteswandel eines homophoben Elternteils, der Power-Ballade "Phantom" und dem lebensbejahenden "To Be Alive" auch nichts anderes übrig, als sich der Wirkung ihrer neu gefundenen und hochansteckenden Euphorie hinzugeben.
© Laut
Informationen zu dem Album
- 1 Disc(s) - 13 Track(s)
- Gesamte Laufzeit: 00:45:57
- Künstler: Rina Sawayama
- Komponist: Various Composers
- Label: Dirty Hit
- Genre: Pop/Rock Rock Alternativ und Indie
© 2022 Dirty Hit ℗ 2022 Dirty Hit
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