Bucharest 1994

Albumbeschreibung

Die derzeitige Wiederentdeckung des eigenwillig zwischen Jazz und Klassik changierenden Pianisten Eugen Cicero ist seinem Sohn Roger zu verdanken, dem es in einer allzu kurzen Karriere gelang, sich als vielseitiger Sänger einen noch größeren Namen als der seit den 1960ern populäre Vater zu machen. Was sie verband – samt tragischem Ende: beide starben an einem Hirninfarkt –, zeigt der Dokumentarfilm „Cicero – Zwei Leben, eine Bühne“, dessen taufrischer „Original Soundtrack“ naturgemäß eine musikalische Gemischtwarenhandlung ist.
Die ist vor allem eine Fundgrube für Fans von Roger Cicero, der auf zwei Dritteln der 15 Tracks in faszinierender Vielfalt zu hören ist. Mit Deutsch-Pop („Zieh die Schuhe aus“), als delikater Jazzer bei Julia Hülsmann („I Cannot See“), aber auch als packender Soulsänger in „I Gotta Be More (Take Me Higher)“, das hier mit fünf weiteren Songs die Erstveröffentlichung feiert. Während Eugen Cicero mit einem gewitzt-zitatenreichen „Sunny“ auf mehr von seiner Tastenkunst neugierig macht.
Kein Problem, denn mit „Bucharest 1994“ bietet sich ein fabelhaftes Duo-Live-Album des aus Rumänien stammenden Pianisten mit dem imposanten E-Bassisten Decebal Badila an, den man von der SWR Big Band kennt. Der unterlegt Eugen Ciceros klassisch kultivierte Pianistik mit warm-knurrigen Linien, was nicht nur ein opulentes, kraftvoll swingendes Gershwin-Medley beseelt, sondern auch jazzigen Deutungen von Scarlatti und Liszt feinen Drive gibt. Ein heiteres Vergnügen, bei dem man obendrein lernt, dass der Weihnachtsmann nicht morgen, sondern von Mozart kommt.

© Thielmann, Sven / www.fonoforum.de