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Bohren & der Club of Gore|Beileid

Beileid

Bohren & Der Club Of Gore

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Dunkel, finster, Bohren. Diese Steigerung gilt seit fast einem Vierteljahrhundert für das Quartett of Gore. Nach jeder Platte fragt man sich, ob das jeweils aktuelle Werk zu toppen ist.

"Geisterfaust" und "Dolores" waren nach dem grandiosen Doppelschlag "Sunset Mission" und "Black Earth" zwar untadelig und als Einzelstücke sehr anmutig. Ihren künstlerischen Weg betreffend, darf man die letzten Scheiben gleichwohl eher als eine Art Pegelhalten denn Fortschreiten empfinden. "Beileid" hingegen katapultiert die Innovatoren von der Ruhr zurück an die Spitze des europäischen Jazz.

Außer den dieser Tage ebenso veröffentlichenden Ulver gibt es weltweit wohl kaum eine andere relevante Band, deren Metal- und Hardcore-Wurzeln so konsequent mit Stumpf und Stil ausgerissen wurden. Seither gibt es musikalisch keinen "Schwarzen Sabbath Für Dean Martin" mehr. Nur noch zähe Totensonntage.

Wer hätte gedacht, dass sich ausgerechnet genau an dieser Stelle etwas regt? Ich sicherlich nicht. Doch die neue Platte bringt zehn Jahre nach ihrem eigenhändig aufgestellten Maßstab der Superlative endlich die ersehnte kreative Entwicklung. Doch keine Angst, selbstverständlich ist jede künstlerische Neuerung im Clubhaus des Blutes ebenso mäandernd wie ihr selbst auferlegter Doom. Alles ist im Fluss begriffen.

Ein bandinternes Dogma tragen sie allerdings abrupt zu Grabe: Erstmalig in ihrer Geschichte gibt es mit "Catch My Heart" einen Vokaltrack. Ausgerechnet ein Doro-Song aus alten Warlock-Tagen, die im Original schlechtest produzierte Metalballade aller Zeiten. Doch die Wahl ist nur scheinbar ungewöhlich, es gibt Parallelen. In den 80ern hat Frau Pesch - wie Bohren - noch echten Metal gemacht. So verschieden ist ihre Ahnengalerie nicht.

Bohren sind im Genre als Doom-Doktoren der sedierte bis komatöse Gegenentwurf zu John Zorns hektisch übersprudelnder Lautstärke, die jener (u.a. als Moonchild Trio) auf gefühlten 50 Alben mit Oberworkaholic Mike Patton als noisigen Zickenjazz abfackelt. Und letzterer träumt als langjähriger Fan schon lange von einer Kollaboration mit dem Gore-Club.

Gemeinsam rüsten sie das ehemals trashig-spröde Hairmetal-Liedchen in einer Viertelstunde auf zum schwarzlichtern pulsierenden Herz des mit 35 Minuten Spielzeit nicht ganz so langen Longplayers. Patton macht seine Sache gewohnt brilliant. Er passt als Ergänzung hervorragend zu Christoph Clösers sanft morbiden Sax-Tupfern. Das größte Talent des Kaliforniers besteht seit langem in der Fähigkeit, die unterschiedlichsten Stimmungen aufzugreifen, ihnen mit der Stimme als Klangkörper ein Gesicht zu geben.

Pattons atmosphärisches Geschick verbunden mit der zwischen Drama und Dämon pendelnden Ausnahmephrasierung fügt sich nahtlos in die Soundästhetik der 'Mühlheim-Monotones'. Kein gurgelndes Keifen, kein Kreischen, nicht einmal ein zaghafter Schrei. Der Teilzeit-Faith No More-Frontman gibt das entscheidende Quäntchen Nick Cave-Attitüde zwischen Marterpfahl und Medizinmann. Große Leistung! In die Musikgeschichte wird Mad Mike ohnehin vor allem wegen seiner Soloprojekte eingehen, in deren Schatten FNM wie fluffiger Gebrauchspop mit Easy Listening-Charme wirkt.

"Zombies Never Die" bringt Bohren den Blues. Das im Vergleich zu anderen deutschen Jazzgrößen wie etwa Gunther Hampel wahrlich untote Vibrafon wirft letzte doomige Schatten. Saxophon-Guru Clöser gelingt dabei das Unmögliche: Seine Töne hauchen dem Song gerade so viel Leben ein, dass er in verrauchten Opiumhöhlen ähnlich stimmig klänge wie auf einer örtlichen Beerdigung. Be- oder gar erdrückender Eintönigkeit wie auf "Midnight Radio" haben sie damit endgültig den Garaus gemacht. Endlich sind sie dort, wo man längst als Fortführung von "Black Earth" hätte ankommen müssen. Die neue Schleuse steht sperrangelweit offen.

Dennoch ist "Beileid" nicht das absolute '5-Punkte für ein Hallellujah"-Meisterwerk geworden. Die Spielzeit ist recht kurz und der Titeltrack stammt noch aus Sessions des letzten Albums und ist ca. vier Jahre alt. Obgleich man hier sicherlich nicht von einem Qualitätsmangel sprechen mag, fügt sich das Stück so nicht besonders gelungen in die veränderte Ausrichtung der neuen Lieder.

Hätten sie nur das wundervolle "Mitleid-Lady" nicht letztes Jahr als Einzelsong unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf Vinyl verheizt, wäre hier genug Platz für eine Art 'Missing Link' gewesen. Verschenkte Chance! Doch trotz dieser kleinen Kratzer bleiben Bohren die rein künstlerisch mit Abstand wichtigsten Jazzer des Landes. Jetzt fehlt nach Patton nur noch die Elefantenhochzeit mit Till Brönner, um diesem mal ordentlich den Pop-Schmalz aus der Stimme zu jagen. Bis dahin hat man in diesem Tonträger zumindest den Soundtrack zur eigenen Einäscherung gefunden.

© Laut

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Beileid

Bohren & der Club of Gore

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1
Zombies Never Die
00:07:29

Bohren & Der Club Of Gore, Producer, MainArtist, MixingEngineer - Christoph Cloeser, Morten Gass, Composer

2010 [PIAS] Recordings 2010 [PIAS] Recordings

2
Catch My Heart
00:13:16

Bohren & Der Club Of Gore, MainArtist, MixingEngineer - Christoph Cloeser, Morten Gass, Producer - Warlock (Rittel & Szigeti), Composer

2010 [PIAS] Recordings 2010 [PIAS] Recordings

3
Beileid
00:14:21

Bohren & Der Club Of Gore, MainArtist - Christoph Clöser, Composer, Producer - Morten Gass, Composer, Producer - Bohren, MixingEngineer - Andi Reisner, MixingEngineer

2010 [PIAS] Recordings 2010 [PIAS] Recordings

Albumbeschreibung

Dunkel, finster, Bohren. Diese Steigerung gilt seit fast einem Vierteljahrhundert für das Quartett of Gore. Nach jeder Platte fragt man sich, ob das jeweils aktuelle Werk zu toppen ist.

"Geisterfaust" und "Dolores" waren nach dem grandiosen Doppelschlag "Sunset Mission" und "Black Earth" zwar untadelig und als Einzelstücke sehr anmutig. Ihren künstlerischen Weg betreffend, darf man die letzten Scheiben gleichwohl eher als eine Art Pegelhalten denn Fortschreiten empfinden. "Beileid" hingegen katapultiert die Innovatoren von der Ruhr zurück an die Spitze des europäischen Jazz.

Außer den dieser Tage ebenso veröffentlichenden Ulver gibt es weltweit wohl kaum eine andere relevante Band, deren Metal- und Hardcore-Wurzeln so konsequent mit Stumpf und Stil ausgerissen wurden. Seither gibt es musikalisch keinen "Schwarzen Sabbath Für Dean Martin" mehr. Nur noch zähe Totensonntage.

Wer hätte gedacht, dass sich ausgerechnet genau an dieser Stelle etwas regt? Ich sicherlich nicht. Doch die neue Platte bringt zehn Jahre nach ihrem eigenhändig aufgestellten Maßstab der Superlative endlich die ersehnte kreative Entwicklung. Doch keine Angst, selbstverständlich ist jede künstlerische Neuerung im Clubhaus des Blutes ebenso mäandernd wie ihr selbst auferlegter Doom. Alles ist im Fluss begriffen.

Ein bandinternes Dogma tragen sie allerdings abrupt zu Grabe: Erstmalig in ihrer Geschichte gibt es mit "Catch My Heart" einen Vokaltrack. Ausgerechnet ein Doro-Song aus alten Warlock-Tagen, die im Original schlechtest produzierte Metalballade aller Zeiten. Doch die Wahl ist nur scheinbar ungewöhlich, es gibt Parallelen. In den 80ern hat Frau Pesch - wie Bohren - noch echten Metal gemacht. So verschieden ist ihre Ahnengalerie nicht.

Bohren sind im Genre als Doom-Doktoren der sedierte bis komatöse Gegenentwurf zu John Zorns hektisch übersprudelnder Lautstärke, die jener (u.a. als Moonchild Trio) auf gefühlten 50 Alben mit Oberworkaholic Mike Patton als noisigen Zickenjazz abfackelt. Und letzterer träumt als langjähriger Fan schon lange von einer Kollaboration mit dem Gore-Club.

Gemeinsam rüsten sie das ehemals trashig-spröde Hairmetal-Liedchen in einer Viertelstunde auf zum schwarzlichtern pulsierenden Herz des mit 35 Minuten Spielzeit nicht ganz so langen Longplayers. Patton macht seine Sache gewohnt brilliant. Er passt als Ergänzung hervorragend zu Christoph Clösers sanft morbiden Sax-Tupfern. Das größte Talent des Kaliforniers besteht seit langem in der Fähigkeit, die unterschiedlichsten Stimmungen aufzugreifen, ihnen mit der Stimme als Klangkörper ein Gesicht zu geben.

Pattons atmosphärisches Geschick verbunden mit der zwischen Drama und Dämon pendelnden Ausnahmephrasierung fügt sich nahtlos in die Soundästhetik der 'Mühlheim-Monotones'. Kein gurgelndes Keifen, kein Kreischen, nicht einmal ein zaghafter Schrei. Der Teilzeit-Faith No More-Frontman gibt das entscheidende Quäntchen Nick Cave-Attitüde zwischen Marterpfahl und Medizinmann. Große Leistung! In die Musikgeschichte wird Mad Mike ohnehin vor allem wegen seiner Soloprojekte eingehen, in deren Schatten FNM wie fluffiger Gebrauchspop mit Easy Listening-Charme wirkt.

"Zombies Never Die" bringt Bohren den Blues. Das im Vergleich zu anderen deutschen Jazzgrößen wie etwa Gunther Hampel wahrlich untote Vibrafon wirft letzte doomige Schatten. Saxophon-Guru Clöser gelingt dabei das Unmögliche: Seine Töne hauchen dem Song gerade so viel Leben ein, dass er in verrauchten Opiumhöhlen ähnlich stimmig klänge wie auf einer örtlichen Beerdigung. Be- oder gar erdrückender Eintönigkeit wie auf "Midnight Radio" haben sie damit endgültig den Garaus gemacht. Endlich sind sie dort, wo man längst als Fortführung von "Black Earth" hätte ankommen müssen. Die neue Schleuse steht sperrangelweit offen.

Dennoch ist "Beileid" nicht das absolute '5-Punkte für ein Hallellujah"-Meisterwerk geworden. Die Spielzeit ist recht kurz und der Titeltrack stammt noch aus Sessions des letzten Albums und ist ca. vier Jahre alt. Obgleich man hier sicherlich nicht von einem Qualitätsmangel sprechen mag, fügt sich das Stück so nicht besonders gelungen in die veränderte Ausrichtung der neuen Lieder.

Hätten sie nur das wundervolle "Mitleid-Lady" nicht letztes Jahr als Einzelsong unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf Vinyl verheizt, wäre hier genug Platz für eine Art 'Missing Link' gewesen. Verschenkte Chance! Doch trotz dieser kleinen Kratzer bleiben Bohren die rein künstlerisch mit Abstand wichtigsten Jazzer des Landes. Jetzt fehlt nach Patton nur noch die Elefantenhochzeit mit Till Brönner, um diesem mal ordentlich den Pop-Schmalz aus der Stimme zu jagen. Bis dahin hat man in diesem Tonträger zumindest den Soundtrack zur eigenen Einäscherung gefunden.

© Laut

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