Das großartige und sinnliche Comeback der kalifornischen Sängerin, zwischen Bossa Nova und leichtem Jazz...

Gretchen Parlato spinnt ihre Love Story mit der Bossa Nova und dem Latin Jazz weiter. Die Kalifornierin, die schon zusammen mit so großen Hausnummern wie Herbie Hancock, Wayne Shorter, Terence Blanchard, Marcus Miller, Kenny Baron und Lionel Loueke gesungen hat, wählte nach jahrelanger diskografischer Funkstille für diese Einspielung nicht rein zufällig den portugiesischen Titel Flor (Blume auf Deutsch). Parlato singt nämlich wie eine aufblühende Pflanze, macht allen, die ihr zuhören Freude und verbreitet dabei etwas, was man als angenehm duftend bezeichnen möchte.

Meine Kunst hat immer mein Leben widergespiegelt“, erläutert sie. „In jüngster Zeit ist mir ein schönes Gleichgewicht zwischen künstlerischem Schaffen und Muttersein gelungen. Nunmehr strebe ich nach einem höheren und tiefgründigeren Sinn und dieses Album präsentiert diesen Weg mit musikalischen Mitteln“.

© Lauren Desberg

Zusammen mit dem brasilianischen Gitarristen Marcel Camargo (ihrem alten Kumpel, den sie bei ihrem Musikethnologiestudium an der UCLA kennengelernt hatte und der auch die musikalische Leitung für Flor übernommen hat), dem armenischen Cellisten Artyom Manukyan und dem Schlagzeuger Léo Costa bildet Gretchen Parlato eine fließende Einheit, um auf recht natürliche Weise diese Mischung aus Coverversionen (brasilianische Hits sowie ein Song von David Bowie oder eine von Bachs Cello-Suiten) und Eigenkompositionen zur Geltung zu bringen. Die Instrumente ohne Bass (der auch in der traditionellen, brasilianischen Musik fehlt) bilden ein ideales Gleichgewicht und wirken wie ein Schmuckkästchen für ihr Stimmorgan, das hier Wunder vollbringt. Wie zum Beispiel mit dem zeitlosen É Preciso Perdoar, das João Gilberto zu Beginn der siebziger Jahre bekannt gemacht hatte, und das sie mit viel Taktgefühl auf ihre eigene Weise interpretiert.

Ein paar Gastauftritte verherrlichen diesen exquisiten Abstecher, allen voran ihr Ehemann und Schlagzeuger Mark Guiliana und der Pianist Gerald Clayton, und in Roy Allan erweist der legendäre brasilianische Perkussionist Airto Moreira dem 2018 verstorbenen Trompeter Roy Hargrove die Ehre. Ein wunderbares Album, das eine allzu oft unterschätzte Sängerin wieder ins Rampenlicht der Vocaljazz-Szene stellt.

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